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Oberndorf
"Der III. Weg" in Schweinfurt: Grüne zeigen sich besorgt über Vernetzung mit anderen rechtsextremen Gruppen
Ende Oktober eröffnete die rechtsradikale Kleinstpartei ein Büro in Oberndorf. Daraufhin wandten sich Abgeordnete an die Staatsregierung. Was diese nun antwortet.
In dieses Gebäude in der Hauptstraße in Oberndorf hat sich die rechtsextreme Kleinstpartei 'Der III. Weg' eingemietet.
Foto: Horst Breunig | In dieses Gebäude in der Hauptstraße in Oberndorf hat sich die rechtsextreme Kleinstpartei "Der III. Weg" eingemietet.
Lisa Marie Waschbusch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Die Grünen-Landtagsfraktion fordert wegen der "offensichtlichen Konzentrierung der neonazistischen Organisation 'Der III. Weg' auf Schweinfurt" ein "deutlich entschiedeneres Vorgehen von Staat und Behörden". Ende Oktober 2022 eröffnete die Kleinstpartei ein "Bürger- und Parteibüro" in der Hauptstraße in Oberndorf. Die Besorgnis der Bürgerinnen und Bürger ist seither groß, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) mahnte im Herbst, "wachsam" zu sein und Polizei und Stadt zu informieren, sollte es auffällige Aktivitäten geben.

Kurz nach der Eröffnung schickten die Abgeordneten Cemal Bozoğlu (München), Paul Knoblach (Schweinfurt), Kerstin Celina und Patrick Friedl (beide Würzburg) einen Fragenkatalog an die Staatsregierung. Darin wollten sie etwa wissen, wie lange diese schon von den Ansiedlungsplänen der Kleinstpartei wisse, inwiefern die Aktivitäten überwacht würden und ob es Verbindungen zu anderen rechtsextremen Gruppierungen gebe. Dem im Raum Schweinfurt aktiven Parteistützpunkt Mainfranken können 20 bis 30 aktive Personen zugerechnet werden.

Innenministerium bestätigt Vernetzung rechtsextremer Gruppierungen

Das Innenministerium bestätigte in der Antwort, die der Redaktion vorliegt, dass der bayerische Verfassungsschutz während der Corona-Pandemie eine Vernetzung beobachtet habe. Für die Grünen-Fraktion klingt dies "alarmierend", schreibt die Partei in einer Pressemitteilung.

Einige der Fragen könne man nicht konkret beantworten, heißt es in der Antwort des Innenministeriums, wofür die Grünen Verständnis zeigen. Die Begründung seitens des Ministeriums: "Eine konkrete Beantwortung dieser Frage wäre geeignet, die Effektivität nachrichtendienstlicher Taktik und Methodik zu mindern."

Knapp 400 Menschen nahmen im Oktober an einer Kundgebung des Bündnisses 'Schweinfurt ist bunt' gegen die Eröffnung eines Büros der rechtsradikalen Kleinstpartei 'Der III. Weg' teil. 
Foto: Steffen Krapf | Knapp 400 Menschen nahmen im Oktober an einer Kundgebung des Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" gegen die Eröffnung eines Büros der rechtsradikalen Kleinstpartei "Der III. Weg" teil. 

Es könnten Rückschlüsse auf die Arbeitsweise von Nachrichtendiensten, auf den Erkenntnisstand und Aufklärungsbedarf des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz (BayLfV) oder in der Szene eingesetzte Vertrauenspersonen (V-Personen) gezogen werden. Zudem werde man auch keine Angaben zu operativen Maßnahmen der bayerischen Polizei machen, heißt es weiter. Nur soviel: "Ein ständiger Austausch des BayLfV mit der örtlichen Polizei insbesondere betreffend dort stattfindender Veranstaltungen wird sichergestellt."

Grünen-Fraktion fordert Vermieter zur Kündigung auf

In dem Schreiben, unterzeichnet von Staatssekretär Sandro Kirchner (CSU), steht als Antwort auf die Frage, wie lange die Staatsregierung von den Plänen wisse, nur: "Sobald dem BayLfV belastbare und weitergabefähige Hinweise auf das geplante Bürgerbüro vorlagen, wurde Kontakt zur zuständigen Stelle der Polizei in Schweinfurt aufgenommen." Infolgedessen seien auch die Kommune und der Oberbürgermeister informiert worden. Am 6. Oktober sei ein Sensibilisierungsgespräch mit dem Vermieter über die Hintergründe der Partei erfolgt.

Bei einer Informationsveranstaltung der Grünen im Dezember in Oberndorf hatte Felix Balandat von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus München (RIAS) erklärt, Schweinfurt sei deshalb der erste Standort im Freistaat geworden, weil ein Privatmann bereit war, seine Räume an die Neonazis zu vermieten. Die Grünen-Abgeordneten fordern den Vermieter auf, das Mietverhältnis umgehend zu kündigen. "Dann ist der Spuk sofort vorbei", wird Knoblach zitiert. Auf einen Offenen Brief des Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" mit der gleichen Forderung habe der Vermieter allerdings nicht reagiert.

Auf jener Veranstaltung sei zudem die Gründung einer Jugendorganisation durch die Neonazis bekanntgeworden, heißt es in der Pressemitteilung der Grünen. Daher fordert Knoblach die Stadt Schweinfurt nun auf, "ihre Offene Jugendarbeit in Oberndorf zu verstärken und so das Angebot an Jugendliche und junge Menschen im Stadtteil deutlich zu verbessern".

 
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  • K. M.
    Traurig das erst ein dritter Weg auftauchen muß um Öffentlich zu erörtern was in Oberndorf fehlt.
    Ein Poltzplatz, Jugendtreff mit bischen mehr Ausdauer als der der jetzt wohl Kindergarten wird? Eine Oberndorfer Mitte mit Treffpunkt Charakter,wie mal geplant aber durch Forderung der Stadt den Investor vergrault.
    Bauen wir noch das letzte bischen Dorf zu mit Gewerbegebiet als Lockmittel für die Autobahn und Berufspendeler.
    Hinterher über sinkende Lebensqualität, Trampelpfade und dritte Wege beschweren.
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  • U. S.
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  • A. N.
    Geht nicht von irgendwelchen Klimaspinnern eine größere Gefahr aus wenn diese bei SUVs größeren Familienautos die Luft aus den Reifen gelassen wird als von einer kleinst Partei? Und NEIN!! ich bin kein Fan von denen.
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  • M. H.
    Ob die Grünen sich auch so viele Gedanken um Linksterrorismus und Klimaterroristen machen? Das wäre auch ein sehr guter und wichtiger Punkt. Genauso wie um kriminellen Islamismus usw. Es gibt nicht nur eine Seite. Das sollte man dem Knoblauch-Paul auch Mal erzählen.
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  • U. S.
    Die Mühe kann man sich sparen. Der versteht es eh nicht.
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  • N. S.
    Eines haben die Kleinstpartei "Der III. Weg" mit den meisten etablierten Parteien hier in Schweinfurt gemein, sie haben keinen barrierefreien Zugang! Und somit sind faktisch überall Menschen die auf einen Rollstuhl angewiesen sind und keine Restmobilität besitzen von nahezu jeglicher politischen Teilhabe ausgeschlossen. Darüber sollten sich die Parteiverantwortlichen, von ganz Links bis ganz Rechts, Gedanken machen. Nun Feuer frei!
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  • d. e.
    Die Grünen Politiker haben überhaupt nichts zu fordern. Diese sollten mal Politik für Ihre Bürger machen, das was die Grünen bisher im Landtag geleistet haben ist mehr als übersichtlich.
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  • P. K.
    Mit welcher Begründung haben sie etwas zu fordern?
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  • A. B.
    Wer "sie"? Die Grünen? Oder "Sie", Hr. / Fr. Lutterbeck?
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  • P. K.
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  • P. K.
    Lutterbeck
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @lutterbeck: Kommen Sie bloß nicht vom Weg ab! 🫢
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