1993/94 war Schweinfurt die deutsche Krisenregion. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Stadt sank von 52 000 auf 42 000. Die Arbeitslosenquote lag bei 19,8 Prozent. Allenthalben wurde der Strukturwandel herbeigerufen, der 1997 mit der Vermarktung des „Industrie- und Gewerbeparks Maintal“ begann.
Heute hat die Stadt 54 000 Arbeitsplätze, davon 4000 im „Maintal“. Nach zwei Jahrzehnten ist das „Maintal“ fast ausverkauft. Nur noch elf Prozent der Fläche ist nicht an den Mann gebracht. Reines Industrieland gibt es dort nicht mehr. Der von Stadt und Landkreis anvisierte Industriepark in der ehemaligen Conn-Kaserne zwischen Schweinfurt und Geldersheim „ist existenziell für die Stadt und die Region“, sagen Pia Jost und Hans Schaupp vom Amt für Wirtschaftsförderung im Schweinfurter Rathaus.
Zugewinn aus der Gebietsreform
Die Gebietsreform zu Beginn der 1970er Jahre hatte Schweinfurt keinen Quadratmeter besiedeltes Land gebracht, aber 152 Hektar aus der Grafenrheinfelder Gemarkung: das „Maintal“ zwischen A 70, Baggersee, der Ortsverbindung Gochsheim/Grafenrheinfeld und Grafenrheinfeld. Angesiedelt haben sich dort bis heute über 100 kleine und mittlere Betriebe. Ermöglicht hatte dies die Einstufung als städtische Entwicklungsmaßnahme, was hieß, dass die Stadt enteignungsgleich alle Grundstücke zu einem von ihr festgesetzten Preis (7,50 Mark für den Quadratmeter) kaufen konnte.
Zwei Bauabschnitte
Erschlossen wurde das „Maintal“ in zwei Abschnitten. Der nördliche Teile ist komplett vergeben. Im „Maintal II“ sind noch zwölf Hektar (elf Prozent der Gesamtfläche) zu haben. Diese letzten Grundstücke liegen vor allem in der Nähe von Grafenrheinfeld und der Ortsverbindungsstraße Grafenrheinfeld/Gochsheim und sind schon wegen der Lärmschutzverordnung nicht für Industriebetriebe, sondern für das Gewerbe vorgesehen.
Gänzlich verkauft sind die Flächen, die 2014 für ein Logistikzentrum der Schaeffler AG reserviert waren; verkauft auch der Grund und Boden, der ein Jahr später für die Ansiedelung eines Gasreservekraftwerks vorgesehen war.
Nachfrage spricht für den Standort
Die Nachfrage laufe weiterhin „sehr gut“, sagt Pia Jost, die sich über das „Interesse überwiegend aus der Region“ freut. Die Wirtschaftsförderin: „Wenn Unternehmen aus der Region wachsen, spricht das für die Qualität des Standorts.“
Einen Gewinn darf die Stadt mit der Entwicklungsmaßnahme nicht erwirtschaften, und wird so auch nicht. Verkauft wird momentan der erschlossene Quadratmeter für 36.50 Euro (Bodenwert). Dazu kommt ein symbolischer Euro für die weitaus teurere Kampfmittelbeseitigung. Weitere 9,13 Euro verlangt die Stadt, wenn sich diese um die Geländeauffüllung kümmert. Samt dem Kanalbeitrag summieren sich so rund 60 Euro für den Quadratmeter im „Maintal“. Im Vergleich zu anderen Gewerbe- und Industriegebieten im nördlichen Unterfranken „sind wir preislich mit dabei“, so Hans Schaupp.
60 Euro pro Quadratmeter
Der Stadt hat das „Maintal“ rund 50 Millionen Euro (Grundstückskauf, Straßenbau, Versorgung, öffentliches Grün, Kanäle mit Pumpwerk samt Düker zum Klärwerk) gekostet. Gerechnet wird mit Erlösen von rund 43 Millionen Euro – also mit einem Minus in Millionenhöhe.
Eingehalten wurde bei den Vergaben, dass pro Hektar im Durchschnitt mindestens 70 Arbeitsplätze entstehen. Aktuell arbeiten im „Maintal“ etwa 4000 Frauen und Männer in den Sparten Produktion, Dienstleistung und Gewerbe. Im Endausbau soll die Anzahl der Beschäftigten bei 6500 bis 7000 liegen.