Die Stadt Schweinfurt will die für ein Gasreservekraftwerk im Maintal reservierten Flächen wieder in den freien Verkauf bringen. Diesem Antrag von Oberbürgermeister Sebastian Remelé stimmte der Bau- und Umweltausschuss in seiner Sitzung am 16. Juli geschlossen zu.
„Es ist mir wichtig, dass die bedeutenden Industrieflächen nicht unnötig lange dem freien Markt vorenthalten sind“, begründet Remelé seine Initiative. „Nach einem Telefonat mit Energieministerin Ilse Aigner ist die Errichtung eines Reservekraftwerks in Schweinfurt in absehbarer Zeit unwahrscheinlich. Deshalb wollen wir nun aktiv die Reservierung aufheben und die Flächen wieder ansiedlungswilligen Investoren zur Verfügung stellen“, ist in einer Pressemitteilung der Stadt zu lesen.
Wie nötig ist ein Gaskraftwerk? Das fragten wir im März
Im Oktober 2013 hatte der Stadtrat beschlossen, im Maintal zur Unterstützung der Energiewende ein Gasreservekraftwerk zu ermöglichen. Der Investor „PQ Energy“ erhielt für fünf Jahre eine Kaufoption, um bei Bedarf ein Grundstück für das Reservekraftwerk von der Stadt zu erwerben.
Am 1. Juli hat nun die Große Koalition beschlossen: „[Es] wird ab 2021 als Teil einer Reservelösung für Süddeutschland ein Segment von bis zu 2 GW für neue, schnell startfähige Kraftwerke vorgesehen, die schwarzstartfähig (ohne Unterstützung durch das Stromnetz hochfahrbar) und hoch flexibel regelbar sind.“
In einem in dieser Woche geführten Telefonat mit Staatsministerin Ilse Aigner habe der Oberbürgermeister erfahren, dass mindestens bis 2021 Kohlekraftwerke als Reserve zur Verfügung stehen. In Bayern und Baden-Württemberg gebe es im Anschluss eine ganze Reihe von möglichen Standorten für die Errichtung von nur zwei benötigten Gasreservekraftwerken. Damit wurde deutlich, dass die Sicherstellung der Kraftwerksreserven in Süddeutschland auch ohne den Standort Schweinfurt möglich sein wird, so die Pressemitteilung.
Die Stadt Schweinfurt wollte mit der Bereitstellung des Grundstücks bewusst einen Beitrag zur Energiewende leisten. Nachdem nun bekannt ist, dass ein Kraftwerk in Schweinfurt wenig wahrscheinlich ist, sei es aus kommunaler Sicht sinnvoll, die reservierten Flächen wieder auf dem freien Markt anzubieten, um den Wirtschaftsstandort weiterentwickeln zu können. Ein einvernehmliches Ausstiegsszenario aus dem Ankaufsrechtsvertrag mit PQ Energy werde nun erarbeitet und soll im Herbst dem Stadtrat vorgelegt werden.
Sämtliche, bisher für alle geltenden Grundsätze für Ansiedlungen im Maintal wurden für das Projekt Gaskraftwerk über Bord geworfen (vom Verhältnis Arbeitsplätze/ Hektar über Emissionen bis hin zur Architektur).
Die wertvollen letzten Industrieflächen wurden hierfür blockiert-wichtige Neuansiedlungen sind dadurch bereits gescheitert.
Die geplante Dimension des Kraftwerks (bis zu 5 Blöcke mit jeweils 80m hohen Kaminen) hätte selbst bei Nutzung als Reservekraftwerk mit einer Laufzeit zwischen 500h-1.000h eine massive Emission von Stickoxyden, Kohlenmonoxyd, Schwefeldioxyd (und Kohlendioxyd) für die Schweinfurter Bevölkerung mit sich gebracht.
Die Stromausfallpanik wegen der Abschaltung des KKG,die technisch/physikalisch jeder Grundlage entbehrt, wurde damals von PQ Energie offenbar erfolgreich bei der Stadtführung plaziert. Anders läßt sich die Fehlentscheidung, die jetzt hoffentlich rückgängig gemacht wird, nicht erklären.