Der Streit um die Zukunft des seit Langem ungenutzten früheren Fußballplatzes des SC 1900 am Schweinfurter Gottesberg nimmt offenbar noch einmal Fahrt auf. Vor dem Hintergrund der jüngst verheerenden Hochwasserlage in vielen Teilen Bayerns wollen Gegnerinnen und Gegner des umstrittenen Bauvorhabens den Druck auf die Stadtverwaltung nun deutlich erhöhen.
Dabei sorgen die Pläne der Stadt Schweinfurt bereits seit knapp zwei Jahren für mächtig Unruhe. Im Sommer 2022 war bekannt geworden, dass die Stadtverwaltung plant, das ehemalige Sportgelände neben der Sparkasse am Gottesberg an einen Investor für eine mehrstöckige Wohnbebauung zu verkaufen. Befürworterinnen und Befürworter im Stadtrat, vor allem CSU und Grüne, argumentierten damals mit der Schaffung mehr innerstädtischen Wohnraums durch Nachverdichtung.
Alles "Pseudoargumente", kritisiert Stadträtin Ulrike Schneider von der Initiative Zukunft./ödp. Gemeinsam mit weiteren Gegnerinnen und Gegnern des Vorhabens – insbesondere der Opposition im Stadtrat, dem Bund Naturschutz und der Bürgerinitiative Gottesberg – plädiert sie für den Schutz des Baumbestandes, die Entsiegelung der Fläche und ihren Erhalt als wichtige Kaltluftschneise für die Schweinfurter Innenstadt.
Warum die Grünfläche am Gottesberg für Extremwetterlagen wichtig ist
"Die innerstädtische Grünfläche am Gottesberg wird für beide Extremwetterlagen gebraucht – bei extremen Hitzewellen als Kaltluftentstehungsgebiet für die Innenstadt und die angrenzenden Wohngebiete, bei Starkregenereignissen als Überschwemmungsgebiet für die Wassermassen", so Schneider jüngst bei einer Begehung des Geländes. Wie wichtig solche Flächen seien, hätten nicht zuletzt die jüngsten Überflutungen in Teilen der Region und des Freistaats gezeigt. Eine solche Fläche in Schweinfurt nun zu bebauen, sei ihrer Ansicht nach "unverantwortlich".
Auch die Entscheidung der Stadtverwaltung, zunächst ein Exposé für die Investorensuche für das Gelände zu erstellen und dieses erst nicht-öffentlich im für Grundstücksverkäufe zuständigen Liegenschaftsausschuss behandeln zu lassen, anstatt das Vorhaben im Bauausschuss vor dem Erstellen des Exposés abzuwägen, halte sie nach wie vor für ein "fragwürdiges und wenig vorausschauendes Vorgehen" – auch wenn die Regierung von Unterfranken als übergeordnete Behörde das Vorgehen nach damaligen Angaben der Stadtverwaltung nicht beanstandet habe.
Gelände liegt in Hochwassergefahrenfläche
Die Stadt laufe hier sehendes Auges in ein drohendes Unglück, kritisieren auch Michael Ramming und Wolfgang Rebstöck, Sprecher der Initiative Gottesberg. Denn: Das Sportgelände liege nicht zuletzt aufgrund des vorbeifließenden Marienbachs in einem vom Landesamt für Umwelt als Hochwassergefahrenfläche ausgewiesenen Bereich und sei "damit eigentlich von einer Bebauung freizuhalten", wird Richard Lindner, Geschäftsführer des Bund Naturschutz Schweinfurt, in einer Pressemitteilung zur Sache zitiert.
Besonders kritisch sehe man den geplanten Bau einer Tiefgarage auf dem Gelände, sagt Michael Ramming. Das hätten auch Nachfragen beim Wasserwirtschaftsamt bestätigt. "Die sagen ganz klar: als Fachbehörde warnen wir eindringlich vor der Errichtung zum Beispiel einer Tiefgarage in solchen Risikogebieten", so Ramming.
Harte Kritik übt die Initiative auch an der Informationspolitik der Stadtverwaltung. Seit Monaten versuche Ramming bereits, Auskunft über den Stand der Verkaufsverhandlungen zu erhalten, bekomme dabei immer dieselbe einsilbige Antwort: "Es gebe nichts Neues", so Ramming. "Es kann doch nicht sein, dass die Stadt in ihrem Exposé mit Transparenz wirbt und wenn man diese als Bürger dann eingefordert, wird man so abgespeist", sagt er.
Stellungnahme zu aktuellem Verhandlungsstand gefordert
Das wolle man nun nicht mehr akzeptieren, sagt auch Ulrike Schneider. "Es ist eine Farce", kommentiert sie das Vorgehen der Stadtverwaltung. Sie plane deshalb, diese noch einmal zu einer schriftlichen Stellungnahme zum aktuellen Stand der Verhandlungen aufzufordern. Im Kreis der Kritikerinnen und Kritiker vermute man nämlich, dass der Investor angesichts der Hochwassergefahrenfläche und der Auflagen zur Erhaltung des Baumbestands von seinem Kaufinteresse abgerückt sein könnte.
In diesem Fall wolle Schneider einen Antrag im Stadtrat stellen, der die Befürworterinnen und Befürworter doch noch zur Umkehr bewegen solle. "Sollte der Verkauf noch nicht stattgefunden haben, stelle ich den Antrag, dass die Stadt angesichts der Entwicklungen in bayerischen Landen und überall davon Abstand nimmt, dieses Areal zu verkaufen, und anfängt, sich gemäß dem Flächennutzungsplan und dem übergeordneten Regionalplan zu verhalten", so Schneider. Dafür hoffe sie auch auf den Druck der Schweinfurter Öffentlichkeit.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt die Stadtverwaltung, dass der Kaufvertrag für das Areal zwar vorliege, bislang jedoch nicht unterschrieben sei. Dies solle "erst erfolgen, sobald die bauplanerischen und baurechtlichen Belange, vor allem auch die bestehende Thematik Baumschutz ausreichend durch die Entwurfsplanungen konkretisiert sind", sagt Pressesprecherin Kristina Dietz. Die Planungen sollen noch im Juni der Verwaltung und nach positiver Prüfung anschließend dem Bau- und Umweltausschuss vorgestellt werden, so Dietz.