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Schweinfurt
Coronakrise: Schweinfurts Finanzlage ist "dramatisch"
Gewerbesteuer für die Stadt sinkt weiter, die Finanzreferentin erwartet ein Minus von mindestens 35 Millionen Euro. Warum der CSU-Fraktionschef an Markus Söder schrieb.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Beim Blick aus dem Zeppelin sieht man, wie groß im Verhältnis zur restlichen Stadt die Industriegebiete in Schweinfurt sind. Kein Wunder, dass die Stadt in großer Abhängigkeit vom Wohlergehen der Unternehmen ist.
Foto: Oliver Schikora | Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Beim Blick aus dem Zeppelin sieht man, wie groß im Verhältnis zur restlichen Stadt die Industriegebiete in Schweinfurt sind.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:42 Uhr

Der Vergleich ist abgedroschen, aber angesichts des derzeitigen Wetters angebracht: Die Gewerbesteuer für die Stadt Schweinfurt schmilzt angesichts der Coronakrise wie Eis in der herrlichen Sommersonne. Das Problem: Wenn das Eis weg ist, kann man sich nicht einfach ein Neues kaufen. Denn die Stadt hat dafür kein Geld. Für Finanzreferentin Anna Barbara Keck gibt es nur ein Adjektiv, um die Lage zu beschreiben: "Es ist dramatisch."

Die Finanzverwaltung warnte schon früh zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen Mitte März vor den finanziellen Auswirkungen für den städtischen Haushalt. Schnell war angesichts der Firmenschließungen klar, dass der Stadt Millionen Euro im Haushalt fehlen werden. Doch dass es so schlimm wird, wie sich nun abzeichnet und das Ende der Talsohle bei weitem nicht erreicht ist, hätte vor acht Wochen niemand prognostizieren können. Keck erließ eine Haushaltssperre, alle Abteilungen müssen ein Drittel ihrer Ausgaben wo möglich im laufenden Haushalt kürzen.

Die Hiobsbotschaften in Sachen Gewerbesteuer haben auch zur Folge, dass wirklich alle Projekte der Stadtentwicklung von der Landesgartenschau 2026 über den Bau des Kulturforums bis zur Sanierung des Theaters auf dem Prüfstand stehen: Kann man es sich leisten? Muss man es sich leisten und wenn ja, in welcher Form und wann? Im Moment ist klar, dass nur solche Ausgaben für Projekte genehmigt werden, die unabdingbar sind oder deren Nicht-Durchführung rechtliche Konsequenzen für die Stadt hätte. "Wir sind eine der Kommunen, die massiv von der Coronakrise beeinträchtigt ist", so Keck im Hauptausschuss. 

Da waren sie noch zuversichtlich für 2020: Finanzreferentin Anna Barbara Keck und Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei der Präsentation des Haushaltes im November 2019. Durch Corona hat sich die Lage in Schweinfurt dramatisch verschlechtert.
Foto: Oliver Schikora | Da waren sie noch zuversichtlich für 2020: Finanzreferentin Anna Barbara Keck und Oberbürgermeister Sebastian Remelé bei der Präsentation des Haushaltes im November 2019.

Im Grund geht es vor allem darum, die Stadt mit ihren rund 1000 Mitarbeitern liquide zu halten, auch deswegen gab es die strikte Haushaltssperre, "damit wir noch Handlungsfähigkeit haben", so Keck. Natürlich kann eine Kommune per Gesetz nicht pleite gehen und das wird sicher auch in Schweinfurt nicht passieren. Keck verdeutlichte aber, dass die bisher stattliche Rücklage der Kommune aus glänzenden Vor-Corona-Jahren mit 103 Millionen Euro alleine in diesem Jahr um 55 Millionen Euro sinken könnte, wenn es keine staatliche Hilfe gibt.

Das Problem ist, dass die Rücklage auch dafür eingesetzt hätte werden sollen, die vielen Projekte der nächsten zehn Jahre umzusetzen. "Es ist noch nie dagewesen, dass wir innerhalb eines Jahres die Rücklagen halbieren", beschreibt die Finanzreferentin den Ernst der Lage.

"Es ist noch nie dagewesen, dass wir innerhalb eines Jahres die Rücklagen halbieren."
Finanzreferentin Anna Barbara Keck über die Finanzlage der Stadt wegen der einbrechenden Gewerbesteuer.

Bei welchem Niveau der Gewerbesteuer die Stadt am Ende des Jahres tatsächlich landet – geplant waren 60 Millionen Euro Einnahmen – ist fraglich. Die Finanzreferentin hofft, dass es sich bei 25 Millionen Euro einpendelt. Vier der wichtigsten fünf Gewerbesteuerzahler können dieses Jahr gar keine Gewerbesteuer zahlen, auch von zahlreichen mittelständischen Firmen liegen Stundungsanträge vor. In ihrer Prognose für die nächsten Jahre geht Anna Barbara Keck davon aus, dass bis 2023 noch einmal mehr als 70 Millionen Euro Gewerbesteuer weniger als geplant zu erwarten sind.

Ihre Schlussfolgerung ist klar und wird auch von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) geteilt: "Ohne ein Konjunkturpaket für Kommunen geht es nicht", erklärt Anna Barbara Keck. Dabei müsse auf die besondere Situation in Schweinfurt Rücksicht genommen werden und es dürfe nicht nur den im Moment geplanten pauschalierten Ersatz der Gewerbesteuer geben. Die vom Bund angekündigte Erhöhung der Beteiligung an den Mietkosten für Hartz-IV-Empfänger bringt der Stadt wohl gut drei Millionen Euro mehr. 

Man kennt sich: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (2.v.l.) war oft in Schweinfurt zu Gast. Die örtliche CSU mit (v.r.) CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk, Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber und Oberbürgermeister Sebastian Remelé hat einen guten Draht nach München.
Foto: Martina Müller | Man kennt sich: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (2.v.l.) war oft in Schweinfurt zu Gast. Die örtliche CSU mit (v.r.) CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk, Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber und ...

Um für Schweinfurt zu retten, was zu retten ist, wird auch hinter den Kulissen politische Lobbyarbeit bei der CSU geleistet. Oberbürgermeister Sebastian Remelé schrieb bereits an den bayerischen Finanzminister. CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk wandte sich bereits Anfang Juni in einem dreiseitigen Brief an Ministerpräsident Markus Söder, den er seit vielen Jahren persönlich kennt.

Stefan Funk appelliert an Ministerpräsident Markus Söder

Funk begrüßt in dem Schreiben ausdrücklich das geplante Konjunkturpaket von Bund und Ländern für die Kommunen, verweist aber auch auf die besondere Lage der Stadt. "Schweinfurt ist von den Ausfällen der Gewerbesteuer überdurchschnittlich betroffen", schreibt Funk und erläutert, dass der Anteil der Sozialausgaben an den Gesamtausgaben des Haushaltes kontinuierlich ansteigt. "Die Stadt", so Funk in seinem Brief, "ist trotz der im Konjunkturpaket beschlossenen Hilfen für Kommunen auf Unterstützung angewiesen."  

"Schweinfurt möchte die aktuelle Situation aktiv und mutig als Chance nutzen, um den Bürgerinnen und Bürgern eine Zukunftsperspektive zu geben", betont Stefan Funk und bittet nicht nur um spezielle Hilfe für Schweinfurt, sondern auch um einen Besuch Markus Söders. Funk wirbt in seinem Brief mit Schweinfurt als Standort für die geplante Behördenverlagerung von 300 Arbeitsplätzen aus dem Finanzamt München sowie den zügigen Ausbau der Fachhochschule in der Ledward-Kaserne, insbesondere den Robotik-Studiengang sowie die i-Factory.

Für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 verweist Funk nicht nur auf das geplante urbane Modell, sondern bittet den Ministerpräsidenten auch um mehr als die in Aussicht gestellte Förderung von fünf Millionen Euro. "Die LGS steht ohne weitere finanzielle Hilfen eventuell auf dem Prüfstand", so Funk.

Coronakrise: Schweinfurts Finanzlage ist 'dramatisch'
 
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    Da wird auf sehr hohem Niveau gejammert. Was ja z.Z. üblich ist. Es gibt viele Kommunen, die kaum Gewerbesteuern erhalten. Schweinfurt hat schon immer aus dem Vollen geschöpft. Wenn die mal langsamer machen müssen, ist das auch nicht schlimm.
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  • peter.bohn@t-online.de
    Spontan fällt mir auch nur die Landesgartenschau ein. Nachdem das Geld für die geplanten "Trittsteine" sicher fehlt, wird es doch nur eine teure Blümchenshow, auf die wir verzichten können. Hoffentlich bleibt das Kulturforum. Mein Vorschlag: Rückertbau nebst Saal renovieren, auf Umzug des Stadtarchivs verzichten. Mit dem Zustand des Stadttheaters könnte ich noch einige Jahre leben.
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  • dohpt
    Ja Dezember, das wäre der richtiger Ansatz. Die Landesgartenschau absagen, da würde der OP Remele mit Gefolge mal Größe zeigen. Die LGS wird sehr teuer und keiner braucht sie.
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  • stahl01@t-online.de
    Es ist schwierig - jeder Bereich braucht und fordert finanzielle Unterstützung. Ich kann es verstehen - Frage mich aber, wie der Steuerzahler - der es letztendlich ja zahlen muss alles schultern soll. Ich denke die Stadt Schweinfurt muss bei einigen Projekten den Rotstift ansetzen. Die Landesgartenschau war ja auch schon vorher sehr in der Diskussion. Kann man die nicht wieder absagen?
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  • Da hat die SPD im Bundestag ganze Arbeit für die Stadt Schweinfurt geleistet nämlich mit der Ablehnung der Förderung für Benzin und Dieselfahrzeuge in der Autoindustrie, die Schweinfurter können sich bei der SPD bedanken mit solchen weltfremden Menschen die dort an der Parteispitze sind kann man keine Wirtschaft betreiben, das sind Arbeitsplatz vernichter, von dieser unfähigen Umweltministerin ganz zu schweigen, schade die haben einen super Finanzminister und einen super Außenminister, aber der Bojaz!!!! und Esken!!!!! sind einfach unfähig und widerlich.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Die Entscheidung für Diesel und Benziner keine Kaufprämie einzuführen ist absolut richtig! Es gibt wesentlich mehr Branchen, die unter der Corona Krise leiden! Nicht nur die Autobauer.
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  • arnold.friedrich@t-online.de
    @PuMa
    Denn 800 000 Beschäftigten in der Autoindustrie und Zulieferer, die im Einkommen eh schon am oberen Ende der Einkommenskala stehen mit Einer Förderung der Verbrenner Pkw unter die Arme zu greifen wäre der größte Hohn gewesen. Gerade die Autoindustrie, jammern rum wegen Gewinneinbruch,hat uns betrogen (Dieselskandal) .
    Denken Sie mal an die vielen Kleinselbständige die wegen Corona um ihre Existenz kämpfen. Die Mataller sind in Kurzarbeit, die Kohle fließt doch. Ein Selbsständiger hat gar nix ausser der Soforthilfe gehabt.
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  • Einwohner
    Man kann nicht mehr ausgeben als man einnimmt. Und es sind ja ausreichend Rücklagen vorhanden. Warum also Geld fordern?
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  • Wenn man sich den Artikel der MP zum Thema Jobcenter-Statistik durchliest, wird einem ganz anders (2015).
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