Das Coronavirus hat die Welt verändert, hat Deutschland verändert, hat Stadt und Landkreis Schweinfurt verändert. 4142 Menschen in Stadt und Landkreis waren am Dreikönigstag laut Information des Gesundheitsamtes seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus infiziert, 2835 im Landkreis und 1307 in der Stadt.
38 Personen liegen im Moment in städtischen Krankenhäusern, drei müssen intensivmedizinisch behandelt werden, so das Gesundheitsamt. Mittlerweile sind in der Stadt 38 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben, im Landkreis 86. Als geheilt gelten derzeit rund 3700 Personen, in Quarantäne als Kontaktperson ersten Grades sind knapp 500. Die 7-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner beträgt in der Stadt laut Robert-Koch-Institut derzeit 73,0, im Landkreis 103,9. Ab einer Inzidenz von über 200 gelten verschärfte Regeln während des bis 31. Januar verlängerten harten Lockdowns.
Blick zurück in den März 2020. Zu Beginn des Monats waren die Kommunalpolitiker nicht nur in der Stadt noch auf Wahlkampf gepolt, schließlich waren am 15. März die Kommunalwahlen, bei denen Landrat Florian Töpper (SPD) ebenso im Amt bestätigt wurde wie Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Doch als am 4. März 2020 der gemeinsame Krisenstab von Stadt und Landkreis eingerichtet wurde, ahnte sicher niemand das kommende Ausmaß der Pandemie.
Am 11. März teilte das Gesundheitsamt die ersten beiden Fälle mit. Infiziert hatten sich eine Frau und ein Schüler aus der Realschule Schonungen, die unabhängig voneinander in Südtirol im Urlaub waren. Die Schule in Schonungen wurde ebenso vorsorglich einige Tage geschlossen wie das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, da eine Kontaktperson ersten Grades des Schülers dort unterrichtet wurde.
Die Entwicklung der Infektionszahlen während des ersten Lockdowns war deutlich langsamer als sie es in den vergangenen zwei Monaten war, wie ein genauer Blick auf die Zahlen des Gesundheitsamtes zeigt. Gleichwohl ist die Anzahl der Corona-Tests damals auch signifikant niedriger gewesen als sie es heute ist. Am 20. März wurde die Teststrecke zunächst in der Turnhalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Betrieb genommen, da waren es 39 registrierte Fälle. Die ersten beiden Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gab es am 28. März, es starben eine 82 Jahre alte Frau und ein 78 Jahre alter Mann. Ende März waren es bereits sechs Tote, 195 positive Fälle. Schon damals wie heute das größte Problem: die Gefahr für Bewohner in Altenheimen. Als erste betroffen sind das Domicil-Seniorenpflegeheim in Schweinfurt und das Kreisaltenheim in Werneck. In beiden gibt es mehrere Todesfälle.
Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts (RKI) findet sich auch eine Statistik, die die Infektionszahlen Altersgruppen zuordnet. Zum 4. Januar waren die mit Abstand meisten Infektionen sowohl in der Stadt als auch im Landkreis in der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen und der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen zu verzeichnen, insgesamt 1756 von gut 4000 Betroffenen in Stadt und Landkreis.
In der Gruppe der 60- bis 79-Jährigen verzeichnete das RKI bis Anfang Januar in der Region 440 und in der Gruppe der über 80-Jährigen 293 Infektionen. Von allen bisher 124 Todesfällen waren rund 90 Prozent der Opfer 75 Jahre oder älter. Diese Personengruppe ist also besonders gefährdet.
Die Infektionen im März und April stiegen zwar kontinuierlich, bis zum Ende des damaligen Lockdowns Mitte April auf rund 500 in Stadt und bis Ende April auf 621, der Anstieg war aber nicht so rasant wie im Oktober, November und Dezember. Zwischen 30. September und 30. November zum Beispiel stieg die Zahl der positiv auf Covid-19 Getesteten von 923 auf 2939.
Was die Zahlen auch zeigen, ist eine starke Beruhigung des Infektionsgeschehens im Sommer. Die Neuinfektionen im Juni, Juli und August stiegen auf sehr niedrigem Niveau, auch im September ist das noch so. Die Freizeitaktivitäten der Menschen im Freien als auch das Reisen durch Europa in den Ferien scheinen keine nennenswerten Auswirkungen zu haben.
Sehr lange ist es auch so, dass in Stadt und Landkreis keine neuen Todesfälle mit einer Corona-Infektion zu beklagen sind, von Mitte Mai bis Mitte Oktober bleibt es bei 42 Toten, die Zahl hat sich inzwischen fast verdreifacht. Ein großes Thema im Herbst war die Frage, wo sich die Menschen in der Region angesteckt haben. Fakt ist, dass das Gesundheitsamt keinen Hotspot ausgemacht hat, von dem sich zahlreiche weitere Infektionen ableiten ließen. Der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Matthias Gehrig, sagt Anfang Oktober, als die Inzidenz in der Stadt zu steigen begann, einen bemerkenswerten Satz: "Schauen Sie, wie sich die Menschen draußen verhalten." Er meint damit, dass die Innenstädte voll waren, die Geschäfte gut besucht, die Menschen weniger achtsam.
War die Unterfrankenmesse ufra ein Risiko? Sie fand zwischen dem 26. September und dem 4. Oktober statt, hatte ein ausgefeiltes Hygienekonzept und auch nur gut 15 000 Besucher. Sowohl Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) als auch das Gesundheitsamt und die Messeleitung stellten mehrfach klar, dass es wegen der ufra keine Neuinfektionen gab.
Auffällig ist im November und Dezember, dass trotz der beiden Lockdown-Varianten die Infektionszahlen weiter kontinuierlich steigen (im November um rund 1300, im Dezember um 1050) und genauso die Zahl der Toten. Nahezu täglich ist es zuletzt zur traurigen Pflicht des Landratsamtes geworden, weitere an Covid-19 Verstorbene zu melden. Fast immer sind das betagte Menschen mit Vorerkrankungen.
Ein Lichtblick sind die Impfungen, auch wenn Nachschub an Impfstoff erst am 9. Januar erwartet wird und das Impfzentrum auf dem Volksfestplatz noch nicht in Betrieb ist. Bisher wurde vor allem in Alten- und Pflegeheimen mit dem Impfen begonnen. "Wir warten darauf, dass wir ausreichend und kontinuierlich Impfstoff erhalten, um auch das Impfzentrum in Betrieb nehmen zu können. Einrichtungen und Personal stehen bereit", heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Stadt Anfang Januar.