
Seit mehreren Monaten haben Sportvereine in Gerolzhofen und Umgebung ihren Trainings- und Spielbetrieb komplett auf Eis gelegt, so wie der FC Gerolzhofen. "Seit Mitte Dezember geht gar nichts. Es ist eine trostlose Zeit für uns. Wir alle vermissen den Ball und den grünen Rasen", sagt der Vorsitzende Ansgar Willacker.
Ist der Aufstieg des FC Gerolzhofen gefährdet?
Für die erste Fußballmannschaft des FC Gerolzhofen ist das besonders bitter. Denn die führen derzeit die Tabelle in der Kreisliga an und hoffen auf den Aufstieg: "Es ist wohl sicher, dass die Saison abgebrochen wird, aber unter welchen Regelungen das der Bayerische Fußballverband machen wird, steht noch nicht fest", erklärt Willacker. Im schlechtesten Fall könnte das dem FC den Aufstieg kosten.
Kein Training in der Halle
Die Handball-Abteilung des TV Gerolzhofen trainiert seit vergangenen Herbst nicht mehr, sagt Abteilungsleiter Christian Heinisch im Gespräch: "Für uns Hallensportler ist die Situation gerade sehr bescheiden. Wir haben seit Oktober keine Halle mehr von innen gesehen." Gleiches berichtet Steffen Bonfig vom Vorstandsteam des SV Kolitzheim: "Wir haben aktuell in keiner Sportdisziplin einen Spielbetrieb."
Die DJK Oberschwarzach versucht, den Spielbetrieb dort zu erhalten, wo es die Corona-Regeln erlauben, sagt Vorsitzender Claus-Dieter Schilling: "Alles, was draußen stattfinden kann, haben wir ins Freie verlegt." Dadurch würden andere Sportarten jenseits des Fußballs neu aufleben, erklärt er. "Die Tennisplätze wurden nun intensiver genutzt, auch von Leuten aus anderen Sportarten." Die DJK will diese Vielfalt weiter ausbauen und sich nicht nur auf eine Sportart fokussieren, sagt Schilling.
Einige DJK-Sportgruppen, wie die Fußball-Herren, treffen sich auch regelmäßig zum Online-Training, um in Form zu bleiben. Den Fußballern ist Ausdauer wichtig. Seit dem zweiten Lockdown sind sie gemeinsam in sogenannten Lauf-Challenges schon über 6000 Kilometer gelaufen.
TV Gerolzhofen bangt um Nachwuchs
Gerade für den Nachwuchs ist ein regelmäßiges Training wichtig, erklärt Heinisch vom TV Gerolzhofen: "Wenn die Regelmäßigkeit fehlt, hat man auch keinen Drang, zum Training zu kommen. Je länger wir nichts machen, desto eher sinken die Mitgliederzahlen, und das bricht uns letzten Endes das Genick."
Gerade Nischen-Sportarten müssten auf sich aufmerksam machen, um Kinder zu gewinnen. "Wir sind kein Fußballverein, wir müssen uns im Gespräch halten", sagt der Abteilungsleiter. Neben Postings auf Facebook und Instagram veranstaltet der TV normalerweise auch einen Handball-Aktionstag in der Grundschule. Dieser fällt seit vergangenem Jahr 2020 aus. Anfang November plant der Verein, sein Handball-Camp zu veranstalten, das sie bereits zweimal verschieben mussten.

"Wenn die Kinder wegbrechen ist es schwierig", sagt Heinisch. Denn ohne Nachwuchs, kommen künftig auch keine Jugendmannschaften zustande, "die Jugend in der Mitte fehlt". Um das zu verhindern, möchte der TV auf Spielgemeinschaften setzen. "Wenn wir mit anderen Vereinen eine Mannschaft bilden, könnten die Kinder weiterhin in jedem Alter Handball spielen", sagt Heinisch.
Für den DJK Oberschwarzach hat die Pandemie auch positive Effekte. Statt Austritte verzeichnete der Verein im Jahr 2020 steigende Mitgliederzahlen, "das ist auch bedingt durch den neuen Bikepark und gute Geburtenjahrgänge, die mehr Kinder in den Bambini-Fußball bringen".
Vereine setzen auf To-go-Menüs
Im Dauer-Lockdown fällt nicht nur der Sportbetrieb aus, sondern auch der eigene Veranstaltungskalender und der Betrieb der Sportheime. Der SV Kolitzheim vermietet seine Räume normalerweise für Events, Hochzeitsfeiern oder Geburtstage. Diese Einnahmen fallen jetzt weg. Stattdessen behilft sich der Verein während der Pandemie mit Feiertagsaktionen, wie dem "Muttertag-Essen to go".
Und das hilft. "Im Großen und Ganzen können wir die laufenden Kosten stabil halten", sagt SV-Wirtschaftsvorstand Steffen Bonfig. "Wir haben zwar weniger Heiz- und Stromkosten, versuchen aber auch zu sparen, wo es geht." Ohne Disziplin und ein treues Team an Ehrenamtlichen wäre das nicht möglich, sagt er.
Der FC Gerolzhofen muss hingegen auf seinen Wirtschaftsbetrieb komplett verzichten, "aber am Hungertuch müssen wir nicht nagen", sagt Vorsitzender Ansgar Willacker, "wir haben in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet." Neben den Beiträgen seiner 480 Mitglieder, kann der FC noch auf seine Sponsoren setzen.
Auch die DJK Oberschwarzach setzt auf die kulinarischen To-go-Angebote, wie den monatlichen Pizzatag oder das Sonntagsmenü, um die Fixkosten des Vereins und des Sebastiani-Hauses abzudecken. Vereinsvorstand Claus-Dieter Schilling ist optimistisch: "Wir sind ganz gut aufgestellt. Das liegt auch daran, dass wir jedes Jahr versuchen, Highlights zu generieren."

So wurde im vergangenen Jahr der neue Bike-Park Oberschwarzach eröffnet, der auch Menschen von weiter weg anlocke. Das gute daran: Der Bikepark ist auch im Lockdown geöffnet, nur die Bewirtung vor Ort fällt weg.
Hoffen auf sinkende Sieben-Tage-Inzidenz
Sobald die Sieben-Tage-Inzidenz unter die 100er-Marke rutscht, kann unter Einhaltung der Schutz- und Hygienemaßnahmen und mit negativem Testergebnis der Kontaktsport im Freien und der kontaktfreie Hallensport wieder aufgenommen werden.
Darauf hoffen auch die örtlichen Vereine, wie Christian Heinisch vom TV Gerolzhofen: "Wir hoffen auf besseres Wetter und bessere Inzidenzen, um draußen Sport machen zu können. Wir sind auf weitere Lockerungen angewiesen." Der SV Kolitzheim bangt um sein Jugend-Fußballturnier, das im Juli ansteht. "Je nach Lage kann das stattfinden oder wir müssen es absagen", sagt Steffen Bonfig.
Sinkt der Inzidenzwert auf unter 50, können sogar weitergehende erleichternde Abweichungen zugelassen werden, wie das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration in seinen FAQs auf der Webseite informiert.