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Basketball
Weswegen Oberdürrbachs Basketballer frustriert sind
Unzufriedenheit unter dem Korb: Während die Basketballer in der Region ihre sportliche Auszeit akzeptieren, richtet sich ihre Kritik unter anderem gegen den Verband.
Peter Metzger, Basketball-Abteilungsleiter beim SV Oberdürrbach, ist frustriert, dass unter dem Korb derzeit nichts los ist. Die erste Mannschaft spielt in der Bayernliga.
Foto: Steffen Krapf | Peter Metzger, Basketball-Abteilungsleiter beim SV Oberdürrbach, ist frustriert, dass unter dem Korb derzeit nichts los ist. Die erste Mannschaft spielt in der Bayernliga.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:23 Uhr

Eigentlich wollen Basketballer "einfach nur zocken". Als Hallensportart, die – anders als das Klischee vom "körperlosen Sport" vermuten lässt – als Kontaktsportart gilt, sind sie derzeit im Breitensportbereich weit weg vom Trainings- und Spielbetrieb.

Die Saison 2020/21 wäre in diesen Wochen ohnehin zu Ende gegangen. Aber gespielt wurde in dieser Saison natürlich kaum. Auf zwei oder drei Spiele kamen die Teams je nach Liga im Durchschnitt, manche durften sogar gar nicht antreten, bevor es ab November sowieso nicht mehr weiterging. Wie ist derzeit die Lage in den Klubs der Region?

"Einfach zocken" war auch vor mehr als sieben Jahren die Devise, als sich in Gerolzhofen unter dem Dach des Turnvereins eine Basketballabteilung gründete.

Das Projekt "Geo Falcons" wächst seither stetig. Den Machern und Enthusiasten dort, die anfangs eigentlich nur Basketball fernab des Spielbetriebs spielen wollten, ist es gelungen, zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Sportart in ihrer Region geworden zu sein. Inzwischen zählt die Abteilung rund 140 Mitglieder, darunter 90 Aktive.

Für die Falcons ist es schwierig, neue Mitglieder zu werben

In der Saison 2020/21 schickten die Gerolzhöfer nur drei ihrer acht Teams in den viel zu kurzen Saisonbetrieb, darunter die U10-Jugend, die letztlich kein Spiel bestreiten konnte. Die erste Mannschaft in der Bezirksliga – das ist die zweithöchste Spielklasse in Unterfranken und die vierthöchste in Bayern – sowie die zweite Mannschaft in der eine Stufe tieferen Bezirksklasse durften dreimal ran.

Als die Inzidenz im vergangenen Oktober über den Wert von 50 kletterte, hätten sie ihre Mannschaften sofort in Eigenregie aus dem Spiel- und Trainingsbetrieb genommen, berichtet Gerolzhofens Abteilungsleiter Christopher Siepak.

Abheben können die Geo Falcons gerade nicht: Neue Mitglieder zu werben, sei derzeit schwierig, berichtet Gerolzhofens Basketball-Abteilungsleiter Christopher Siepak. Das wäre für noch junge Abteilung aber wichtig.
Foto: Steffen Krapf | Abheben können die Geo Falcons gerade nicht: Neue Mitglieder zu werben, sei derzeit schwierig, berichtet Gerolzhofens Basketball-Abteilungsleiter Christopher Siepak. Das wäre für noch junge Abteilung aber wichtig.

Das Verständnis, dass es immer noch nicht weitergehen könne, sei bei den Mitgliedern der Falcons "im Großen und Ganzen vorhanden", sagt Siepak. Schwierig sei aber, dass es derzeit nicht möglich sei, neue Mitglieder zu werben, was für die noch junge Abteilung besonders wichtig wäre, denn: "Wir sind noch nicht so etabliert in der Gegend, wie wir das gerne wären."

Sorgen um den Fortbestand der Falcons macht Siepak sich aber nicht. Die Trainer und viele Spieler seien schon seit der Gründung mit dabei, die Identifikation mit dem Projekt sei groß: "Wir sind sehr gut aufgestellt und haben gute Sponsoren, die uns helfen. Ums Überleben müssen wir daher nicht bangen."

Von "massiv gefrusteten Basketballern" berichtet dagegen Peter Metzger. Er ist Abteilungsleiter beim SV Oberdürrbach, dessen erste Mannschaft in der Bayernliga Nord, der höchsten Spielklasse im Freistaat, antritt. Die Mannschaft, der viele Studenten angehören, würde sogar in Kauf nehmen, sich vor jedem Training auf das Virus testen zu lassen, um zurück in die Halle zu dürfen, erklärt er.

Abteilungsleiter kritisiert den Verband wegen Gebühren

Eine Rückkehr in die Halle ist derzeit jedoch nicht in Sicht, was freilich an den aktuellen Corona-Maßnahmen liegt, und nicht etwa am Kuriosum, dass die Stadt die Schlösser an der Dürrbachtalhalle austauschen ließ.

"Es wird keiner Job oder Familie gefährden, um am Spaß-Spielbetrieb  in einer unteren Liga teilzunehmen."
Peter Metzger, Basketball-Abteilungsleiter SV Oberdürrbach

Wie es im Würzburger Stadtteil dagegen mit der zweiten Mannschaft, die wie Gerolzhofen in der Bezirksliga spielt, weitergehen soll, ist dagegen fraglich: Bei anhaltend hohen Inzidenzwerten und bevor nicht flächendeckend geimpft wurde, seien die Spieler ohnehin nicht bereit, das Training wieder aufzunehmen oder gar Ligaspiele zu bestreiten: "Es wird keiner Job oder Familie gefährden, um am Spaß-Spielbetrieb in einer unteren Liga teilzunehmen", sagt Metzger.

Wenig begeistert ist der Oberdürrbacher Abteilungsleiter auch über das Handeln des Bayerischen Basketball-Verbands. Lange hätten die Entscheider mit dem Saisonabbruch gezögert. Außerdem kritisiert Metzger, dass teilweise Kosten in Form von Meldegebühren, Jugend- und Schiedsrichter-Auflagen erhoben würden, obwohl kaum gespielt wurde.

"Damit macht es sich der Verband ein Stück weit zu einfach", findet er. Hinzu komme für die Abteilungen und Vereine, dass der Bayerische Landes-Sportverband die Beiträge für dieses und nächstes Jahr um jeweils fünf Prozent erhöhe.

Metzger habe den Eindruck, dass sich die Verbände "das Geld einfach von unten holen" würden. "Zu behaupten, nur sie hätten Arbeit und Aufwand gehabt, ist Schwachsinn", findet er. "Auch die Vereine mussten sich hinsetzen und Hygienekonzepte erarbeiten. Wir hatten weit mehr Aufwand als vor einer regulären Saison." Eventuell anfallende Kosten für das Bayernliga-Team, das – wegen eines Corona-Falls beim Gegner und weil die Stadt Würzburg im vergangenen Herbst sehr hohe Inzidenzwerte hatte – gar kein Spiel bestritten hatte, stünden noch aus. "Da könnte noch eine heftige Rechnung kommen", befürchtet Metzger.

Kinder und Jugendliche könnten nicht mehr zurückkehren

Von "schlechter Stimmung" kann auch Michael Seume, Abteilungsleiter der Basketballer bei der DJK Schweinfurt, berichten – besonders wenn er an die Jugendlichen in seinem Verein denkt.

Seume ahnt, dass einige Nachwuchsspieler gar nicht mehr in die Hallen zurückkehren könnten: "Kinder verlieren eher die Lust und machen dann etwas anderes." Je länger die Situation andauere, desto schwieriger werde es, ist er sich sicher. Immerhin konnte er bei der Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Abteilung bislang keine Auffälligkeiten im Vergleich zu den Vorjahren feststellen.

Die Basketballer der DJK Schweinfurt beim Jubeln nach einem gewonnenen Spiel: In der abgebrochenen Bayernliga-Saison haben sie kein einziges Mal gespielt.
Foto: Alexander Rausch | Die Basketballer der DJK Schweinfurt beim Jubeln nach einem gewonnenen Spiel: In der abgebrochenen Bayernliga-Saison haben sie kein einziges Mal gespielt.

Der Schweinfurter Basketballer hofft darauf, dass es im Herbst mit der neuen Saison weitergehen und die Kinder schon ab Sommer wieder in die Halle kommen könnten. Wie viele Jugendmannschaften die DJK, deren erste Männermannschaft wie Oberdürrbach in der Bayernliga spielt, ab Herbst überhaupt noch melden werde, kann Seume noch nicht sagen.

Vage Hoffnungen mag er derzeit keinem der rund 120 aktiven Basketballer, die sich auf neun Teams verteilen, machen. Da müsse er noch "zu viel in die Glaskugel blicken". Jedoch sei es in Schweinfurt nicht anders als in ganz Unterfranken und darüber hinaus: Die Basketballer wollen einfach wieder zocken.

 
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