Der Corona-Lockdown und die damit einhergehenden Einschränkungen zehren vor allem an den Nerven einer Branche: der Gastronomie. Seit Monaten bleibt vielen Wirten nichts anderes übrig, als sich mit Essen zum Mitnehmen über dem Wasser zu halten. „Glücklich sind wir damit nicht. Überhaupt sitzt man auf Kohlen, weil man nicht weiß, wie und wann endlich wieder geöffnet wird“, beschreibt Ruth Döpfner vom Tor zum Steigerwald in Gerolzhofen ihre Gefühlslage stellvertretend für die vielen Betriebe wohl nicht nur im Raum Gerolzhofen.
Essen „to go“, also zum Mitnehmen, sei immer noch besser als nichts, meinen andere. Doch wie läuft das Geschäft mit den in Plastikschalen verpackten Speisen zum Abholen? Kann man damit auch auf dem Land überleben? Kaum, sagt Döpfner. „Es ist ein Draufleg-Geschäft. Von Schweinfurt fährt keiner raus und holt bei uns Essen.“ Dazu sei das Geschirr in Form von Schaumstoff-Boxen auch nicht jedermanns Sache. Zum Glück hielten zumindest die Stammkunden einem die Treue. Auch wenn, wie im „Tor zum Steigerwald“, nur an bestimmten Wochentagen Essen to go angeboten wird, dazu mit einer eingeschränkter Speisekarte.
Straßenverkauf lief schon immer recht gut
Im Gasthaus „Schlappn“ in Gerolzhofen sind die Pächter Mirko und Katharina Hauptig auch unter der Woche mittags von 11.30 bis 14 Uhr am Herd und kochen auf Bestellung. „Wir haben unsere Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag beibehalten“, sagt Mirko Hauptig.
„Wir sind zu zweit, ohne Hilfskräfte, da geht das“, erzählt er. Bei ihm sei der Straßenverkauf schon immer gut gelaufen, das mache sich auch jetzt bemerkbar. Das Angebot habe er von anfangs nur fünf Gerichten wieder auf etwa 15 aufgestockt – „um den Gästen etwas Abwechslung zu bieten, sonst hat man ja in kurzer Zeit alles durch“, meint Hauptig. Darunter seien auch mal Spezialitäten, wie Schäuferle, Schweinebraten oder Rinderzunge. Das komme dann eben in die Plastik-Verpackungen, anders dürfe man leider nicht.
Wesentlich schwieriger ist da schon die Situation bei Dominik Lenhard, der das Gasthaus "Zabelstein" im kleinen Altmannsdorf betreibt. Ein typisches Ausflugslokal, das wohl gerade jetzt gerne von Wanderern besucht werden würde. „Wir kommen über die Runden, weil wir ein Familienbetrieb sind. Anders würde es nicht laufen“, gibt der Gastronom zu.
Gastwirt hat bereits Mitarbeiter verloren – für immer
„To go“ gibt es bei ihm nur samstags und sonntags, von 11 bis 18.30 Uhr. An diesen Tagen kann man sich auch kleine Speisen, sozusagen als Fingerfood, direkt am Lokal abholen. Die Nachfrage sei unterschiedlich, je nach Wetter. Ob viel oder wenig, es müssten dazu immer zwei Leute vom Personal da sein. Diesen Punkt hält Lenhard sowieso für sehr heikel. Das Kurzarbeiter-Geld allein reiche vielen nicht. „Das größte Problem ist es, die Angestellten bei Laune zu halten. Wir haben schon einige Beschäftigte verloren, die kommen nicht mehr.“
Im kleinen Dorf Handthal, in normalen Zeiten oft auch unter der Woche sehr gut besucht, klagt die Gastronomie ebenso. Für Essen zum Mitnehmen liege man weit vom Schuss, da komme nicht viel rum, sagt Marcel Adler vom Restaurant auf der Stollburg. Er hat als einer der wenigen in der Region auch am Wochenende tagsüber geöffnet, bietet Bratwürste vom Grill und kleine Speisen für Wanderer, Kaffee, Wasser und Wein zum Mitnehmen. „Das ist eigentlich nicht unser Metier, sondern mehr aus der Not heraus geboren. Das geht einigermaßen, aber das waren bisher nur einzelne Tage“, klagt er.
Das Personal brauche man trotzdem, an Gewinn sei da nicht zu denken. Adler sorgt sich, weil ihm die sonst umsatzstarken Monate April und Mai fehlen. Die benötige er eigentlich, um den nächsten Winter zu überstehen.
Hotelgäste sind zum Hauptgeschäft geworden
Nur unter der Woche hat Markus Fischer vom Landgasthof in Sulzheim seine Gastronomie offen, am Wochenende gar nicht. „Wir haben unser Hauptaugenmerk auf die Hotelgäste gerichtet. So 20 bis 30 Geschäftsreisende sind da, die versorgen wir unter der Woche. Da kann man auch Essen bei uns abholen, weil wir eh da sind.“ Allerdings sei das Angebot an Speisen sehr eingeschränkt. Allein auf die Mitnahme zu setzen, rechne sich auf dem Dorf nicht. Dies habe er in Sulzheim auch vor dem Lockdown nicht angeboten, meint Fischer.
Er und seine Kollegen hoffen jetzt auf einen Silberstreif am dunklen Gastronomie-Horizont: Das Öffnen der Außengastronomie, das in Bayern in Landkreisen mit einer stabilen Inzidenz unter 100 ab 10. Mai wieder erlaubt ist.