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Schweinfurt
Corona-Impfung beim Hausarzt: "Jetzt rennen sie uns die Bude ein"
Erst kam niemand, jetzt gibt es einen Ansturm auf niedergelassene Ärzte. Wie der ärztliche Koordinator Dr. Jürgen Schott die Impf-Situation im Raum Schweinfurt einschätzt.
Seit vergangener Woche erleben Hausärzte im Raum Schweinfurt einen Ansturm auf Booster-Impfungen.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Seit vergangener Woche erleben Hausärzte im Raum Schweinfurt einen Ansturm auf Booster-Impfungen.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:59 Uhr

"Es hat sich etwas geändert", beschreibt Dr. Jürgen Schott die aktuelle Situation. Zusammen mit dem Schweinfurter Hausarzt Dr. Hannes Nägle ist Schott ärztlicher Koordinator in der Corona-Pandemie für die niedergelassenen Hausärzte in Stadt und Landkreis Schweinfurt. Die rasant steigenden Corona-Inzidenzwerte hatten zuletzt dazu geführt, dass die Warteschlangen vor den wieder hochgefahrenen Impfzentren immer länger wurden.

Dr. Schott selbst, der mit seinem Team vom HausarztZentrum mit Praxen in Grafenrheinfeld, Bergrheinfeld, Röthlein und Schwebheim von Beginn an engagiert und kreativ dabei war, Corona zu bekämpfen, hatte erst kürzlich beklagt, dass vielen Impfwilligen das Impfangebot in Hausarztpraxen nicht ausreichend bekannt sei. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger hätten gewusst, dass auch die Hausärzte impfen. In der Öffentlichkeit sei es häufig nur um die Angebote in den Impfzentren gegangen, weswegen die Impf-Angebote in den Praxen nicht stark wahrgenommen worden seien. Doch keine zwei Wochen später hat sich der Wind offenbar gedreht.

Praxen müssen sich auf sprunghaften Anstieg erst einstellen

"Die Leute kommen jetzt tatsächlich vermehrt hierher", beschreibt Dr. Schott die Lage der eigenen Praxen. Auch zahlreiche Kollegen machten ähnliche Erfahrungen. "Seit vergangener Woche rennen sie uns die Bude ein", so Schott. Doch dieser Anstieg sei so "sprunghaft", dass sich die Praxen erst darauf einstellen müssten. Das Problem: Die Bestellung des Impfstoffes erfolgt im Voraus für die jeweils übernächste Woche und erfordert Planung. Mussten Arztpraxen zuletzt Impfstoff entsorgen, da zu wenige Impfwillige kamen, gibt es jetzt zu wenig Impfstoff für die hohe Nachfrage. "Ich kann mir jetzt ja keinen Impfstoff aus den Fingern saugen", so Schott.

Jedoch habe er bereits reagiert und die Bestellungen des Impfstoffes weiter hochgefahren. Deshalb könne man zeitnah auch mehr Impfungen anbieten. Mit einem derart plötzlichen Anstieg der Nachfrage habe man nicht rechnen können, die Umstellung der Arztpraxen brauche etwas Zeit. So müsste nicht nur mehr Impfstoff geordert werden, auch dafür erforderliches Personal müsse teilweise reaktiviert werden. Denn, und da geht es Schott wie anderen Kollegen: "Es ist ja nicht so, dass ich den ganzen Tag nur Impfungen mache."

Corona-Impfung: Zum Hausarzt oder Impfzentrum?

Sein Tipp für Menschen, die jetzt schnellstmöglich an eine Corona-Impfung gelangen möchten: "Man sollte am besten bei seinem Hausarzt nach einem Termin fragen, wenn dies nicht möglich ist, dann kann man sich zum Impfzentrum begeben." Grundsätzlich gilt nach der neuen Bayerischen Impfstrategie, dass primär die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte impfen sollen. Das Schweinfurter Impfzentrum sei trotz hochgefahrener Kapazitäten "nur als ergänzendes Angebot zu sehen", hieß es kürzlich in einer Mitteilung von Stadt und Landratsamt.

Generell, so Schott, sei den meisten Menschen das Impfangebot in Arztpraxen mittlerweile bekannt. Problematisch sei jedoch, dass viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ihr Angebot in den vergangenen Monaten aufgrund der fehlenden Nachfrage eingestellt haben. Er geht jedoch davon aus, dass viele nun auch wieder Impfungen anbieten wollen. Auf der Homepage des Landratsamtes findet sich eine Auswahl an Arzt-Praxen in Stadt und Landkreis Schweinfurt, die derzeit Impfungen durchführen. Dabei ist zu beachten, dass diese Liste fortlaufend aktualisiert und angepasst werden kann und keine abschließende Auflistung aller Praxen, die Impfungen durchführen, darstellt, so das Landratsamt.

Nachfrage in Praxis fast ausschließlich nach Booster-Impfungen

Trotz der angestiegenen Impf-Nachfrage stellt Dr. Schott klar, dass es sich hierbei fast ausschließlich um die Auffrischimpfungen, die sogenannten Booster-Impfungen, handelt. "Neuimpfungen sind weiter die absolute Ausnahme", so der Mediziner. Auch wenn er alle ungeimpften Patienten darauf anspreche, befürchtet er, dass sich daran nicht viel ändern wird. Hinsichtlich der angespannten Situation werde man die 15 Millionen Bundesbürger, die nach wie vor ungeimpft sind, wohl nicht erreichen, konstatiert Dr. Schott frustriert.

In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass es auf der Homepage des Landratsamtes derzeit keine Auflistung der Hausarztpraxen gibt.

 
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