
Rund 16 Millionen Euro Gewinn hat der Stadtwerke-Konzern im Jahr 2023 gemacht – mit Strom, Gas, Trinkwasser, der Fernwärme, den Stadtbussen, dem Hafen und dem Freizeitbad Silvana. "Das ist ein anständiges Jahresergebnis", sagt Geschäftsführer Thomas Kästner, als er dem Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag den Jahresabschluss der Stadtwerke GmbH präsentiert.
Denkt man an das Jahr 2022 zurück, war die Prognose noch eine ganz andere. Das Unternehmen hatte einen Nettorisikowert in zweistelliger Millionenhöhe eingeplant. Der Ukrainekrieg hatte alles auf den Kopf gestellt: Preissprünge um bis zu 50 Prozent. Nach oben! Großkonzerne wie der Gaslieferant Uniper standen am Rande des Ruins und wurden vom Staat übernommen. Eine Zeit voller Unsicherheiten.
So gesehen ist die Geschäftsführung der Stadtwerke mit der wirtschaftlichen Entwicklung zufrieden: "Wir haben die Chancen der Krise genutzt." Das Geschäftsjahr 2023 stellt sich mit einer Bilanzsumme von 238,4 Millionen Euro und Umsatzerlösen von 220,7 Millionen Euro deutlich besser dar als prognostiziert. Der Gewinn ist gegenüber 2022 sogar leicht gestiegen. Die Eigenkapitalquote beträgt 58,7 Prozent und liegt damit über dem Branchendurchschnitt, sagt Kästner. Was positiv sei, im Hinblick auf die geplanten Instandsetzungs-, Modernisierungs- und Investitionsmaßnahmen. Insgesamt 37,7 Millionen Euro sind dafür 2024 eingeplant.
Glasfaserausbau geht voran
Energiekrise und Klimawende sind nach wie vor die großen Themen. Hierauf wird auch in Zukunft der Fokus gerichtet. Ziel ist es, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein. Die ersten Schritte dahin sind gemacht: Die Privatkunden wurden 2023 vollständig auf Ökostrom umgestellt, und die ersten beiden Elektrobusse sind in Betrieb. Bis Ende 2025 kommen 21 weitere hinzu. Außerdem bündeln die Stadtwerke ihre Kräfte zum Ausbau erneuerbarer Energien in neu gegründete Tochtergesellschaften mit Dittelbrunn und Poppenhausen.
Noch eine gute Nachricht: Der flächendeckende Glasfaserausbau schreitet voran. "Bis 2030 werden wir eine Vollversorgung erreichen", verspricht Kästner. Eine Kooperationsvereinbarung wurde mit der Telekom Deutschland abgeschlossen.
Steigender Wettbewerb
Steigender Wettbewerb und steigender Regulierungsdruck in der Strom- und Erdgasinfrastruktur üben aber Druck auf das Kerngeschäft aus. Der Stromabsatz zum Beispiel ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Zahlreiche günstige Anbieter konkurrieren auf den Vergleichsportalen um Kunden. "Die Bereitschaft zum Anbieterwechsel nimmt stetig zu", sagt Kästner. Trotz rückläufiger Absatzmenge verzeichneten die Stadtwerke aber eine deutliche Steigerung der Umsatzerlöse, um 42,1 Prozent auf 53,9 Millionen Euro. Der Grund ist das spürbar höhere Preisniveau auf dem deutschen Energiemarkt.
Beim Erdgas hingegen stieg der Absatz, obwohl das Jahr 2023 in Deutschland als das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gilt. Der Grund hierfür: Viele Gewerbekunden, die 2022 kurzfristig auf Öl umgestiegen waren, seien wieder zu Erdgas zurückgekehrt, so Kästner. Die Umsatzerlöse haben sich dadurch nahezu verdoppelt und betragen 53,8 Millionen Euro. Auch hier ist der Anstieg auf das erheblich gestiegene Marktpreisniveau infolge des Ukrainekrieges zurückzuführen.
Ähnlich das Bild bei der Fernwärme: Der Absatz hat sich nur wenig verringert. "Es scheint, dass die Sparbemühungen der privaten Haushalte rückläufig waren", mutmaßt Kästner.
Mehr Badegäste im Silvana
Ein Blick noch auf die anderen Geschäftsfelder: Das Fahrgastaufkommen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sank 2023 gegenüber dem Vorjahr um 15,5 Prozent. Laut Kästner ist der Rückgang insbesondere auf den Linienverkehr zurückzuführen, im Schülerverkehr seien die Beförderungszahlen gestiegen. Im Hafenbetrieb stiegen die Erlöse. Zum einen, weil weitere Flächen vermietet wurden, zum anderen wegen der Erhöhung der Mieten.
Positiv ist auch die Bilanz im Silvana: 209.636 Badegäste wurden 2023 gezählt, das ist ein Anstieg um 6,1 Prozent. Auch die Kurse fänden gute Resonanz, so Kästner. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verdoppelte sich fast auf 11.635.
Daseinsvorsorge als Hauptaufgabe
Die gute Jahresbilanz sei zwar "toll", meinte Marietta Eder (SPD), "wir erwarten aber nicht, dass ständig das Ergebnis gesteigert wird". Die Stadtwerke seien für die Daseinsvorsorge da und nicht, um möglichst hohe Gewinne zu erzielen. Wichtig sei ein attraktiver ÖPNV "und dass die Kunden glücklich sind".
Geschäftsführer Kästner sieht das anders: "Jeder Euro, den wir mehr erzielen, ist sinnvoll", sagte er mit Verweis auf die anstehenden Investitionen wie Busbahnhof oder Ausbau der E-Flotte sowie die Querfinanzierung der Defizitbereiche wie dem Silvana-Bad.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé ließ die gute Jahresbilanz der Stadtwerke denn auch nicht schlecht reden. Es gebe Stadtwerke, die vor der Insolvenz stünden, "wird dürfen sehr zufrieden sein".