Der Walddörfer Bus ist ein Vorzeigeprojekt weit über den Landkreis Rhön-Grabfeld hinaus. Im Rahmen der Woche des Ehrenamtes stellte die Bayerischen Staatsregierung das Projekt vor. Bürgermeisterin Sonja Reubelt ist stolz, dass ihr Projekt bayernweite Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Wir haben uns nicht beworben. Wir wurden empfohlen." Reubelt sieht es als große Wertschätzung, dass der Walddörfer Bus schon so kurz nach seinem Start, im Mai dieses Jahres, diesen Bekanntheitsgrad bekommt und als beispielgebend angesehen werde.
Eberhard Richter ist einer der ehrenamtlichen Busfahrer des Walddörfer-Busses. Stellvertretend für die insgesamt 15 ehrenamtlichen Fahrer, stand er beim "Ehrenamt der Woche" im Fokus. Als die Gemeinde Sandberg den Aufruf startete und ehrenamtliche Fahrer suchte, war Eberhard Richter gleich dabei. "Ich möchte mich in der Gemeinschaft einbringen und Menschen unterstützen", begründet er sein Engagement. Von 10 Jahren zog er in die Walddörfer und weiß, wie sehr die Menschen im ländlichen Raum auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen sind. Wer nicht mehr mobil ist, der habe es schwer nach Bad Neustadt oder Bad Kissingen zu kommen. "Der Walddörfer Bus ermöglicht gerade Senioren mehr Unabhängigkeit."
Zufrieden mit den ersten Monaten
Bürgermeisterin Reubelt und Sabine Nasner (Fachkraft für die Walddörfer-Senioren), sie organisiert den Walddörfer-Bus, sind sehr zufrieden mit den ersten Monaten. "So ein Projekt muss erst anlaufen. Es braucht gute Erfahrungen und Mund-zu-Mund-Propaganda", sind beide überzeugt.
Jeder der ehrenamtlichen Fahrer - alle haben einen Personenbeförderungsschein sowie einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert - saß bereits schon hinter dem Steuer. Zu den beliebtesten Fahrten zähle die nach Bad Kissingen, zum Bummeln, Einkaufen oder Freude treffen. Als richtig und wichtig erwies sich die Entscheidung, einen Rollstuhl-Platz mit Lift einbauen zu lassen. Tatsächlich seien schon mehrfach Nutzer von Rollstühlen mit dem Bus unterwegs gewesen. "Der Bedarf ist da", bestätigte Reubelt.
Ganz aktuell hat die Gemeinde Sandberg in ein modernes Schließsystem investiert. Über die Flinkey-App kann der Zugang von den Fahrern über das eigene Smartphone digital freigeschaltet werden. Die Verwaltung der Zugänge obliegt Sabine Nasner.
Sonderfahrten im Rahmen des Projekts "Natur unvergesslich"
Die Vorteile des Walddörfer Busses für die Bevölkerung liegen auf der Hand. Zum einen bedient er als Rufbus mit seinen acht Sitzplätzen und dem Rollstuhl-Platz die Strecken von Sandberg nach Neustadt und von Sandberg nach Bad Kissingen, dreimal die Woche zu drei verschiedenen Uhrzeiten. Darüber hinaus gibt es Sonderfahrten beispielsweise im Rahmen des Projekts "Natur unvergesslich". Auch Vereine, Gruppierungen und Privatpersonen können den Bus für Seniorenarbeit mieten.
Wichtig ist auch zu wissen, dass der Walddörfer Bus nicht nur nach Bad Neustadt beziehungsweise Bad Kissingen fährt, sondern interessierte Personen auch aus den Städten in die Walddörfer bringt. Das könne für Menschen von Interesse sein, die außerhalb in einem Seniorenheim leben und im Heimatort ihre Familien und Freunde besuchen möchten. "Es funktioniert in beide Richtungen", betont Reubelt und genau dafür sei der Bus ja auch gedacht, um die Mobilität und die soziale und gesellschaftliche Teilhabe der Menschen zu erhöhen, die ansonsten keine Möglichkeiten mehr hätten.
Flexibilität wird großgeschrieben
Der Walddörfer-Bus bedient zwar bestimmte Haltestellen zu angegebenen Zeiten, doch Flexibilität werde groß geschrieben. "Wir lassen uns Zeit beim Ein- und Aussteigen. Unsere Fahrer sind auch gerne bereit zu helfen und zu unterstützen", versichert Nasner.
Überhaupt möchte sie ermutigen, bei Fragen, Unklarheiten oder einem "Transportproblem" sie zu kontaktieren. "Wir werden eine Lösung finden, die auf die individuelle Situation passt." Für Nasner und Reubelt ist letztlich nicht die Menge der Fahrten wichtig, sondern, dass Menschen den Bus nutzen, die sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätten, einen Ausflug oder Einkaufsbummel zu unternehmen, oder die nur mit größeren Hindernissen zum Krankenhaus gekommen wären. "Ich steige ein und es ist gut": Diese Erfahrung wünschen Reubelt, Nasner und Eberhard Richter allen Nutzern des Busses.
Besonders gefällt Richter, dass der Bus auch ein Ort der Kommunikation ist. "Da ist Zeit zum Reden und Erzählen. Es ist immer eine schöne Stimmung und sehr unterhaltsam." Wenn sich dann jemand eine spezielle Route wünscht, selbst das wurde schon möglich gemacht.
Der Walddörfer-Bus sei keine Konkurrenz zum bestehenden ÖPNV, sondern eine Ergänzung, betonte Reubelt. Er lasse sich gut mit den vorhandenen Fahrten nach Bad Neustadt oder Bischofsheim kombinieren und sei insbesondere auch als Ergänzung zum Kreuzbergbus gedacht.