Seit sieben Jahren schon ist ein Teil des Landkreises Haßberge, nämlich die Bereiche Ebern, Oberaurach, Rauhenebrach und Eltmann, im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) integriert. Zum 1. Januar 2018, beschloss nun der Kreistag einstimmig, soll das gesamte Kreisgebiet in den VGN. Die damit verbundenen Vorteile für die Kunden kosten einen gehörigen Batzen Geld: 700 000 Euro im ersten Jahr, 150 000 Euro in den Folgejahren.
2,75 Millionen Menschen
Für den Landkreis stellt sich seit geraumer Zeit die Frage, ob er sich einem größeren Verkehrsverbund in westlicher oder in östlicher Richtung anschließen soll. Der VGN rund um die Metropolregion Nürnberg hat bereits acht kreisfreie Städte und 16 Landkreise unter seinen Fittichen, er umfasst etwa ein Fünftel der Fläche Bayerns und in seinem Gebiet leben 2,75 Millionen Menschen.
Demgegenüber nimmt sich der Verkehrsverbund Mainfranken (vvm) eher bescheiden aus. Gegenwärtig gehören zu dessen Verbundgebiet nur Stadt und Landkreis Würzburg, Stadt und Landkreis Kitzingen sowie der Landkreis Main-Spessart.
Die Verwaltung im Landratsamt mit Susanne Lutz hat sich mittlerweile für ein Sowohl-als-auch entschieden: Sie hält eine Orientierung zu beiden Verkehrsverbünden für sinnvoll. Doch in Bezug auf den VGN ist man nun einen entscheidenden Schritt vorangekommen.
Pendlerverflechtungen
Ein wichtiger Indikator ist in diesem Zusammenhang das Pendlerverhalten. Während aus den Gemeinden des Haßbergkreises rund 5710 Beschäftigte zu ihrem Arbeitsplatz im VGN-Raum auspendeln, gibt es umgekehrt gut 2100 Personen, die im VGN-Raum wohnen und in den Landkreis Haßberge zum Arbeiten kommen. Damit umfassen die gesamten Pendlerverflechtungen rund 7850 Beschäftigte.
Bus- und Bahnfahrten mit einem Ticket
Der nun beschlossene Beitritt zum VGN erleichtert und verbessert die Bus- und Bahnfahrten in und aus Richtung Ober- und Mittelfranken. Der größte Vorteil besteht in der gesteigerten Kundenfreundlichkeit: Es gibt nun ein einheitliches Tarifsystem, das heißt, dass man im gesamten VGN-Raum mit einem Ticket fahren kann, egal, ob mit Bus, Bahn oder U-Bahn oder ob man ein- oder mehrmals umsteigen muss.
Auch in touristischer Hinsicht verspricht sich der Kreis eine Attraktivitätssteigerung: Insbesondere günstige Tarifangebote – der VGN-Geschäftsführer Andreas Mäder bezeichnete das Tages-Ticket als „Renner“ – sollen Tagesausflügler, auch mit Fahrrädern, anlocken.
Keine neuen Verbindungen
Allerdings, und auch das wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, darf man sich nicht zu viel versprechen, denn: Manche Strecken werden sogar etwas teuerer und es kommen weder bei den Bussen noch bei der Schiene neue Verbindungen hinzu. Die hohen Anlaufkosten für den Beitritt entstehen unter anderem dadurch, dass jede Haltestelle mit einer neuen Beschilderung versehen werden muss.
„Der Beitritt ist ein Muss.“
Die Frage von Kreisrat Stephan Schneider (SPD) nach möglichst barrierefreiem Bus-Zugang gerade für ältere Mitbürger beantwortete Landrat Wilhelm Schneider dahingehend, dass zukünftig mehr Niederflurbusse eingesetzt werden sollen. Aber bis dahin wird wohl noch viel Wasser den Main runterfließen, handelt es sich hierbei doch um ein kostspieliges Unterfangen. Trotz der hohen Kosten zweifelte niemand am Sinn, was der Kreisrat und Eberner Bürgermeister Jürgen Hennemann aus Ebern auf den Punkt brachte: „Der Beitritt zum VGN ist ein Muss.“