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Gerolzhofen
Theaterhaus Gerolzhofen kurz vor der Eröffnung: Eine neue Kulturstätte im Herzen der Altstadt
Silvia Kirchhof und Achim Hofmann haben sich einen Traum erfüllt und dem Kleinen Stadttheater eine neue Spielstätte und Heimat erschaffen. Doch es geht dort um viel mehr als um Theater.
Silvia Kirchhof und Achim Hofmann sind voller Vorfreude auf den Start des Theaterhauses in der Centgasse in Gerolzhofen.
Foto: Andreas Stöckinger | Silvia Kirchhof und Achim Hofmann sind voller Vorfreude auf den Start des Theaterhauses in der Centgasse in Gerolzhofen.
Andreas Stöckinger
Andreas Stöckinger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:48 Uhr

Auf ihrem Weg zum Theaterhaus in Gerolzhofen haben Silvia Kirchhof und Achim Hofmann eine weitere wichtige Hürde genommen. Das Bauamt des Landkreises Schweinfurt und der zuständige Kreisbrandrat Holger Strunk haben die Betriebsgenehmigung zur neuen Spielstätte des Kleinen Stadttheaters erteilt. "Wir haben die Abnahme bekommen, die baulichen Vorgaben sind soweit erledigt, vor allem beim Brand- und Schallschutz", sagt Silvia Kirchhof erleichtert während des Termins vor Ort.

Beim Rundgang im nahezu komplett sanierten und renovierten Haus in der Centgasse in der Gerolzhöfer Altstadt, unweit des Rathauses, wird klar: Das Theater ist startbereit. Bis auf Details ist alles fertig in der künftigen Kulturstätte. Sie soll nicht nur ein Theater sein.

Auch Ausstellungen und Konzerte sind geplant

Gedanklich wissen Silvia Kirchhof und Achim Hofmann bereits die Richtung, in die es gehen soll. Neben Theaterstücken soll es beispielsweise Ausstellungen, Konzerte und manches mehr geben. Dazu schwebt ihnen ein offener Abend einmal im Monat vor. "Ich will versuchen, eine kleine Kunst-Szene aufzubauen", sagt Silvia Kirchhof.

Ein Blick in die Requisiten: Silvia Kirchhof hat in den vielen bunten Schränken im Theaterhaus einiges an Bekleidung und Kostümen unterbringen können.
Foto: Andreas Stöckinger | Ein Blick in die Requisiten: Silvia Kirchhof hat in den vielen bunten Schränken im Theaterhaus einiges an Bekleidung und Kostümen unterbringen können.

Klar ist für sie und ihren Mann: Es soll ein hochwertiges Programm mit Inhalten sein. Rund 30 Veranstaltungen im Jahr sind angedacht.

Für den Start im Theaterhaus hat die Künstlerin sich einen ungefähren Zeitplan zurecht gelegt. "Wir planen etwa für Ende September die offizielle Eröffnung. Jetzt gehen wir erst einmal an die Öffentlichkeit, um die Location den Nachbarn und den Mitgliedern des Theatervereins vorzustellen. Wir wollen auch ein Fest für alle Helfer machen, es waren so unglaublich viele, die uns da unterstützt haben."

Erste Aufführungstermine stehen bereits fest

Das erste größere Bühnenstück, das vom Kleinen Stadttheater aufgeführt wird, steht fest: "Die Nachtigall" von Florence Foster-Jenkins. Als Termin dafür hat Kirchhof Anfang November anberaumt. Zuvor heißt es am 1. Oktober: "Kirchhof singt Kreisler". Die Hommage ist zum 100. Geburtstag gedacht, den der Komponist in diesem Jahr gefeiert hätte. Weiterer Fixpunkt ist Freitag, 18. November, an dem ein Abend mit Häisd'n'Däisdn vom Mee sein wird. Weiteres Programm soll folgen.

Das Trepppengeländer zum Obergeschoss ist eines der Überbleibsel aus dem einstigen Steigner-Geschäftshaus in Gerolzhofen.
Foto: Torsten Feig | Das Trepppengeländer zum Obergeschoss ist eines der Überbleibsel aus dem einstigen Steigner-Geschäftshaus in Gerolzhofen.

Ein wenig stolz sind Silvia Kirchhof und Achim Hoffmann, wenn sie nun in ihrem annähernd fertiggestellten Theater stehen. Für das Künstlerpaar ist es eine Lebensaufgabe, die es sich geschaffen hat. Beim Rundgang durch die Räume wird deutlich, wieviel Arbeit sie und ihre Helferinnen und Helfer ins Haus gesteckt haben. Aus dem ursprünglich gedachten einem Jahr Umbauzeit wurden drei Jahre. Heute erinnert nicht mehr viel an die "Steigner Babywelt", die vormals dort zuhause war.

Auflagen für altes Domizil waren nicht zu erfüllen

Das renommierte Geschäft schloss Anfang 2019. Das gesamte Haus in der Centgasse stand zum Verkauf. Silvia Kirchhof und Achim Hofmann dachten, das wäre ideal als künftiges Theaterhaus. Das vorherige Domizil in der Marktstraße wurde aufgegeben, unter anderem weil hohe Auflagen, etwa an den Brandschutz, zu erfüllen waren. Ein Umbau wäre für den Theaterverein nicht finanzierbar gewesen, hieß es.

Die Bestuhlung des Theatersaals haben Silvia Kirchhof und Achim Hofmann aus dem alten C&C-Kino in Haßfurt erworben.
Foto: Andreas Stöckinger | Die Bestuhlung des Theatersaals haben Silvia Kirchhof und Achim Hofmann aus dem alten C&C-Kino in Haßfurt erworben.

So rückte das Steigner-Haus als neue Spielstätte in den Blickpunkt des Paares, auch weil dort wesentlich mehr Platz ist. Die Forderungen zum Brandschutz ließen sich erfüllen. Zusätzliche Toiletten wurden in eine ehemalige Garage eingebaut, die Küche fand ihren Platz im einstigen Lager.

Alte Kinostühle finden neue Bestimmung

Im 200 Quadratmeter umfassenden Hauptraum im Erdgeschoss steht die Bühne. Auf ihr soll nicht nur Theater gespielt werden. Der Saal bietet Platz für rund 125 Zuschauer. Sie sitzen auf der alten Bestuhlung des einstigen C&C-Kinos in Haßfurt, die Silvia Kirchhof und Achim Hofmann bereits 2019 erworben haben und abbauen ließen. Die gesamte Einrichtung versprüht nicht nur wegen der bunten, mit Stoff bezogenen Stühle einen gewissen Charme.

An der Theke des Theaterhauses kann man sich 'ins Glück kaufen', wie es das Schild an der Wand hinter von Silvia Kirchhof und Achim Hofmann verspricht.
Foto: Andreas Stöckinger | An der Theke des Theaterhauses kann man sich "ins Glück kaufen", wie es das Schild an der Wand hinter von Silvia Kirchhof und Achim Hofmann verspricht.

Der erste Stock soll auf seinen 200 Quadratmetern Platz für kleinere Konzerte, Proben, Seminare, oder auch Ausstellungen bieten. Außerdem kann das Theaterpublikum dort die Pausen verbringen. Große Fotos früherer Aufführungen hängen an den Wänden. Entlang der Mauern stehen viele alte Schränke, nicht nur zu Deko-Zwecken. Darin lagert ein Teil der Requisiten, Bekleidung, Stoffe und so weiter. Stilvoll mit alten Möbeln und Einrichtungsstücken aus teils aufgelösten Wohnungen sind die Räume dahinter eingerichtet. Auch in ihnen soll die Kultur einziehen.

Neue Anlage sorgt für frische Luft

Der größere Teil der Requisiten ist im Dachgeschoss verstaut. Allein 200 Paare Schuhe, dazu Hosen, Kleider und und und stehen und hängen dort. Ein Drittel der Etage nimmt die neue Lüftungsanlage ein, die Kirchhof und Hofmann einbauen ließen. Die Anlage wurde über die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft gefördert. Außerdem sind hier Räume für die Künstler und Künstlerinnen.

Viel Raum für Kultur ist auch im Obergeschoss des Theaterhauses, wie Silvia Kirchhof zeigt.
Foto: Andreas Stöckinger | Viel Raum für Kultur ist auch im Obergeschoss des Theaterhauses, wie Silvia Kirchhof zeigt.

Etwas Sorgen bereitet Kirchhof und Hofmann vor allem ein Punkt: Nach wie vor besteht die Auflage, dass alle Besucherinnen und Besucherinnen das Haus um 22 Uhr verlassen haben müssen. "Das ist für uns keine akzeptable Lösung. Vor 19.30 Uhr macht es keinen Sinn, eine Abendveranstaltung zu starten", sagt Achim Hofmann. Zudem sei man ja keine Kneipe. Im Oktober werde sich das Verwaltungsgericht beim Termin vor Ort ein Bild machen und hoffentlich seine Entscheidung überdenken. Das wäre nicht nur im Sinne der Betreiber.

Programm des Theaterhauses

Fest stehen bereits folgende Termine im neuen Theaterhaus in der Centgasse in Gerolzhofen:
1. Oktober, Beginn 19.30 Uhr: Café Sehnsucht, Silvia Kirchhof, Achim Hofmann: "Kirchhof singt Kreisler" zum 100. Geburtstag von Georg Kreisler.
1. bis 6. November, jeweils 19.30 Uhr: Zur Eröffnung des Theaterhauses: "Die wahre Geschichte der Florence Foster Jenkins", genannt die "Königin der Dissonanzen"; Theaterstück mit Silvia Kirchhof und Achim Hofmann und dem Ensemble vom Kleinen Stadttheater.
9. Oktober, 15 Uhr: "Pohyb`s und Konsorten" gastieren mit "Der kleinen Erdvogel"; eine poetische und zugleich witzige Geschichte nach Oliver Scherz und Eva Muggenthaler über Sehnsucht, Träume, eigene Ziele und die Kraft der Phantasie.
18. Oktober, 19.30 Uhr: Häisd'n'Däisdn vom Mee mit dem Programm "Eigentlich g'hört draufghaut".
27. November, 16.30 Uhr (Einlass 15 Uhr): Lesung im Caféhaus bei Kaffee und Kuchen mit Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen unter dem Titel "Begegnungen", Erinnerungen eines Fotojournalisten; mit musikalischer Begleitung vom Café Sehnsucht.
ast
 
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