Auf ihrem Weg zum Theaterhaus in Gerolzhofen haben Silvia Kirchhof und Achim Hofmann eine weitere wichtige Hürde genommen. Das Bauamt des Landkreises Schweinfurt und der zuständige Kreisbrandrat Holger Strunk haben die Betriebsgenehmigung zur neuen Spielstätte des Kleinen Stadttheaters erteilt. "Wir haben die Abnahme bekommen, die baulichen Vorgaben sind soweit erledigt, vor allem beim Brand- und Schallschutz", sagt Silvia Kirchhof erleichtert während des Termins vor Ort.
Beim Rundgang im nahezu komplett sanierten und renovierten Haus in der Centgasse in der Gerolzhöfer Altstadt, unweit des Rathauses, wird klar: Das Theater ist startbereit. Bis auf Details ist alles fertig in der künftigen Kulturstätte. Sie soll nicht nur ein Theater sein.
Auch Ausstellungen und Konzerte sind geplant
Gedanklich wissen Silvia Kirchhof und Achim Hofmann bereits die Richtung, in die es gehen soll. Neben Theaterstücken soll es beispielsweise Ausstellungen, Konzerte und manches mehr geben. Dazu schwebt ihnen ein offener Abend einmal im Monat vor. "Ich will versuchen, eine kleine Kunst-Szene aufzubauen", sagt Silvia Kirchhof.
Klar ist für sie und ihren Mann: Es soll ein hochwertiges Programm mit Inhalten sein. Rund 30 Veranstaltungen im Jahr sind angedacht.
Für den Start im Theaterhaus hat die Künstlerin sich einen ungefähren Zeitplan zurecht gelegt. "Wir planen etwa für Ende September die offizielle Eröffnung. Jetzt gehen wir erst einmal an die Öffentlichkeit, um die Location den Nachbarn und den Mitgliedern des Theatervereins vorzustellen. Wir wollen auch ein Fest für alle Helfer machen, es waren so unglaublich viele, die uns da unterstützt haben."
Erste Aufführungstermine stehen bereits fest
Das erste größere Bühnenstück, das vom Kleinen Stadttheater aufgeführt wird, steht fest: "Die Nachtigall" von Florence Foster-Jenkins. Als Termin dafür hat Kirchhof Anfang November anberaumt. Zuvor heißt es am 1. Oktober: "Kirchhof singt Kreisler". Die Hommage ist zum 100. Geburtstag gedacht, den der Komponist in diesem Jahr gefeiert hätte. Weiterer Fixpunkt ist Freitag, 18. November, an dem ein Abend mit Häisd'n'Däisdn vom Mee sein wird. Weiteres Programm soll folgen.
Ein wenig stolz sind Silvia Kirchhof und Achim Hoffmann, wenn sie nun in ihrem annähernd fertiggestellten Theater stehen. Für das Künstlerpaar ist es eine Lebensaufgabe, die es sich geschaffen hat. Beim Rundgang durch die Räume wird deutlich, wieviel Arbeit sie und ihre Helferinnen und Helfer ins Haus gesteckt haben. Aus dem ursprünglich gedachten einem Jahr Umbauzeit wurden drei Jahre. Heute erinnert nicht mehr viel an die "Steigner Babywelt", die vormals dort zuhause war.
Auflagen für altes Domizil waren nicht zu erfüllen
Das renommierte Geschäft schloss Anfang 2019. Das gesamte Haus in der Centgasse stand zum Verkauf. Silvia Kirchhof und Achim Hofmann dachten, das wäre ideal als künftiges Theaterhaus. Das vorherige Domizil in der Marktstraße wurde aufgegeben, unter anderem weil hohe Auflagen, etwa an den Brandschutz, zu erfüllen waren. Ein Umbau wäre für den Theaterverein nicht finanzierbar gewesen, hieß es.
So rückte das Steigner-Haus als neue Spielstätte in den Blickpunkt des Paares, auch weil dort wesentlich mehr Platz ist. Die Forderungen zum Brandschutz ließen sich erfüllen. Zusätzliche Toiletten wurden in eine ehemalige Garage eingebaut, die Küche fand ihren Platz im einstigen Lager.
Alte Kinostühle finden neue Bestimmung
Im 200 Quadratmeter umfassenden Hauptraum im Erdgeschoss steht die Bühne. Auf ihr soll nicht nur Theater gespielt werden. Der Saal bietet Platz für rund 125 Zuschauer. Sie sitzen auf der alten Bestuhlung des einstigen C&C-Kinos in Haßfurt, die Silvia Kirchhof und Achim Hofmann bereits 2019 erworben haben und abbauen ließen. Die gesamte Einrichtung versprüht nicht nur wegen der bunten, mit Stoff bezogenen Stühle einen gewissen Charme.
Der erste Stock soll auf seinen 200 Quadratmetern Platz für kleinere Konzerte, Proben, Seminare, oder auch Ausstellungen bieten. Außerdem kann das Theaterpublikum dort die Pausen verbringen. Große Fotos früherer Aufführungen hängen an den Wänden. Entlang der Mauern stehen viele alte Schränke, nicht nur zu Deko-Zwecken. Darin lagert ein Teil der Requisiten, Bekleidung, Stoffe und so weiter. Stilvoll mit alten Möbeln und Einrichtungsstücken aus teils aufgelösten Wohnungen sind die Räume dahinter eingerichtet. Auch in ihnen soll die Kultur einziehen.
Neue Anlage sorgt für frische Luft
Der größere Teil der Requisiten ist im Dachgeschoss verstaut. Allein 200 Paare Schuhe, dazu Hosen, Kleider und und und stehen und hängen dort. Ein Drittel der Etage nimmt die neue Lüftungsanlage ein, die Kirchhof und Hofmann einbauen ließen. Die Anlage wurde über die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft gefördert. Außerdem sind hier Räume für die Künstler und Künstlerinnen.
Etwas Sorgen bereitet Kirchhof und Hofmann vor allem ein Punkt: Nach wie vor besteht die Auflage, dass alle Besucherinnen und Besucherinnen das Haus um 22 Uhr verlassen haben müssen. "Das ist für uns keine akzeptable Lösung. Vor 19.30 Uhr macht es keinen Sinn, eine Abendveranstaltung zu starten", sagt Achim Hofmann. Zudem sei man ja keine Kneipe. Im Oktober werde sich das Verwaltungsgericht beim Termin vor Ort ein Bild machen und hoffentlich seine Entscheidung überdenken. Das wäre nicht nur im Sinne der Betreiber.