Etwas aus dem Blickfeld gerückt, direkt an der Auffahrt zur B 286 bei Rügshofen, versteckt sich eine der größten Baustellen der Stadt. Seit Spätherbst 2022 investiert der Freistaat Bayern dort fast sieben Millionen Euro in die landesweite Ausbildungsstätte für Straßenwärterinnen und -wärter. Bis zu 300 Auszubildende werden dort jährlich in Theorie und Praxis unterrichtet. Dies war am Freitag während des Richtfestes für das neue Unterrichtsgebäude zu erfahren.
Straßenwärter reparieren akute Straßenschäden und beschildern Unfallstellen. Sie mähen aber auch Straßengräben, pflegen Hecken und Bäume entlang von Straßen und übernehmen Winterdienst. Seit dem Jahr 1968 ist deren dreijährige Ausbildung ein anerkannter Lehrberuf. Und seit 1995 erfolgt die überbetriebliche Ausbildung der Frauen und Männer "in Orange" am Außenstellen-Stützpunkt der Straßenmeisterei Schweinfurt in Rügshofen, die zum Staatlichen Bauamt Schweinfurt gehört. Die rund 100 Azubis pro Lehrjahr bilden den fachlichen Nachwuchs im Straßenbetriebsdienst für alle Staatlichen Straßenmeistereien in Bayern, für alle Landkreise und zahlreiche Kommunen.
Kurzfristige Absage von Minister Bernreiter
Für Thomas Gruber sind sie ein "Aushängeschild für die erstklassige Ausbildung in Bayern". Der Ministerialdirektor und frisch gekürte Amtschef im bayerischen Bauministerium in München hatte den Richtfest-Termin für seinen kurzfristig verhinderten Chef, Minister Christian Bernreiter, übernommen. Das Ausbildungszentrum in Gerolzhofen vermittle die fachlichen Inhalte – vom Umgang mit der Motorsäge bis zum Schneepflug – und verhindere so einen Fachkräftemangel bei den Straßenmeistereien. Denn Straßenwärterinnen und -wärter, so Gruber weiter, seien "heiß begehrt".
Dank der 6,8 Millionen Euro, die das Staatliche Bauamt Schweinfurt am Stützpunkt in Gerolzhofen ausgibt, erhielten die Azubis dort gute Bedingungen, um beispielsweise wetterunabhängig in Übungshallen Arbeiten zu trainieren, die später im Alltag bei Wind und Wetter im Freien auf sie warten, etwa Pflastern und Mauern.
Zusätzliche Unterrichtsräume und Pausen-Bereiche
Dafür entsteht neben drei, jeweils 90 Quadratmeter großen Schulungsräumen in einem zweigeschossigen Hauptteil ein eingeschossiger Zwischenbau, der eine bestehende Ausbildungshalle anbindet. Diese Halle erhält einen Anbau mit weiteren Flächen für die Praxisausbildung. Neben den Unterrichtsräumen entstehen ein Sozialraum mit einer Ausgabeküche für die Mittagspausen sowie vier Büros, ein Erste-Hilfe-Raum, Lagerflächen, ein Kopierraum und Sanitär- und Technikflächen. Im Außenbereich erhält das Schulungszentrum einen Pausenbereich im Süden.
Der Schulungsbereich wird künftig durch einen vom Betrieb der Straßenmeisterei getrennten Eingang auf der Ostseite erfolgen. Das Nahwärmenetz des gesamten Betriebsgeländes wird nach Angaben des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt zudem neu aufgebaut. Holzpellets werden Gas als Energieträger ablösen. Eine 40-Kilowatt/Peak-Photovoltaikanlage soll den Strombedarf der Gebäude kompensieren und jährlich zusätzliche 12.000 Kilowattstunden Strom ins Netz einspeisen.
Forderung nach gleicher Vergütung für Straßenwärter
Für Franz Schmidt, den Bereichsleiter Hochbau des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, hat das im Ausbau befindliche Ausbildungszentrum für Straßenwärter eine bayernweite Strahlkraft. Die Bauarbeiten verliefen bislang nach Plan und sollen im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.
Die Frauen und Männer des Straßenbetriebsdienstes seien "die Gesichter des Staatlichen Straßenbaus", formulierte es Andreas Hecke, der seit Anfang Mai Leiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt ist. Deren Arbeit verlaufe geräuschlos und zuverlässig, was nicht hoch genug zu würdigen sei. Hecke sprach sich dafür aus, die Vergütung von Straßenwärtern in den Zuständigkeiten von Städten und Gemeinden, Landkreisen und Autobahnen anzugleichen. So würde das Abwandern von Fachkräften zu den am besten zahlenden Arbeitgebern eingedämmt.
Auszubildende sind Teil des Gerolzhöfer Stadtbildes
Seit fast 30 Jahren gehörten die "jungen Menschen in Orange" nach Worten von Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak zum hiesigen Straßenbild, wenn diese, meistens zu Fuß, von ihrer Unterkunft zur Ausbildungsstätte am Stadtrand unterwegs seien. Die Bautätigkeiten dort bezeichnete er als wichtiges Signal, weil dort in den Nachwuchs investiert würde. Letztlich verbessere sich so die Sicherheit auf den Straßen, wovon alle Verkehrsteilnehmer profitierten.
Landrat Florian Töpper bestätigte, dass es dieses "hervorragend ausgebildete Fachpersonal" für die Mobilität auch im Landkreis Schweinfurt brauche. Er lobte die gute Zusammenarbeit bei dessen Ausbildung zwischen den Landkreisen und dem Freistaat. Diese zeige sich in der gemeinsamen Straßenwärter-Ausbildung in Gerolzhofen.