In der Überbetrieblichen Ausbildungsstelle für Straßenwärter am Straßenmeisterei-Stützpunkt des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt bei Rügshofen konnte jetzt mit Lucas Neubert aus Waldaschaff der 1000. Auszubildende seit ihrer Eröffnung im Jahr 1995 begrüßt werden.
Die Einrichtung ist nicht nur die einzige ihrer Art für ganz Bayern, sondern es ist zugleich einmalig in ganz Deutschland, dass hier als Ausbilder Straßenmeister und Straßenwärter fungieren, die am nächsten Tag wieder in ihrem Hauptberuf auf den Straßen im Einsatz sind.
Egal, ob sie nun bei Autobahnmeistereien, Staatlichen Straßenmeistereien, Landkreisen und Kommunen oder in der privaten Bauwirtschaft beschäftigt sind – zur überbetrieblichen Ausbildung führt alle angehenden Straßenwärter im Freistaat der Weg nach Gerolzhofen.
Hier legen sie im Rahmen der dreijährigen Ausbildung auch die Zwischen- und Gesellenprüfungen ab. Insgesamt verbringen sie im ersten und zweiten Lehrjahr jeweils drei Wochen hier, im dritten Ausbildungsjahr nochmals zwei Wochen. Hinzu kommt noch die einwöchige Prüfungsvorbereitung.
Das von Rainer Götz vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt geleitete Ausbildungszentrum stellt quasi die Schnittstelle zwischen der an der Berufsschule in Würzburg vermittelten Theorie sowie der an der jeweiligen Arbeitsstelle erlernten Praxis dar.
Größter Wert wird dabei auf eine größtmögliche Praxisnähe gelegt. Die Auszubildenden finden hierzu auf dem Gelände des Straßenmeisterei-Stützpunkts ideale Schulungs-Bedingungen vor, was Infrastruktur und Logistik anbelangt. Wo es nur irgendwie geht, werden die Schüler mit einer Arbeitssituation wie im wirklichen Arbeitsalltag konfrontiert. Wie beim Zirkeltraining im Sport geht es dabei von Übungsstation zu Übungsstation, wo jeweils ein neuer Ausbilder die kleinen Gruppen erwartet.
In Sachen Brückenkontrolle führt der Weg die jungen Leute etwa alle drei Wochen nur einen Steinwurf weiter zur Schnellstraßenbrücke über die B 286 an der Anschlussstelle Gerolzhofen-Nord. Seitdem ist sie die am besten und häufigsten kontrollierte Brücke in ganz Bayern.
So viele Vorteile die Ausbildung durch Fachleute aus der Praxis hat, so hat sie doch einen Nachteil: Bedingt durch den Winterdienst, bei dem auf die Ausbilder nicht verzichtet werden kann, ruht der Schulungsbetrieb von Ende November bis Anfang März. Nachdem auch noch die Ferien zu berücksichtigen sind, wird es dann häufig schon „sehr eng“ im Terminkalender.
Die Ansprüche, die an Straßenwärter gestellt werden, sind so groß wie sonst wohl in keinem anderen Bauberuf. Die Männer und inzwischen auch Frauen in den orangefarbenen Overalls sind absolute Alleskönner. Von ihnen wird erwartet, dass sie asphaltieren, betonieren, mauern, pflastern, vermessen, Baustellen durch die entsprechende Markierung und Beschilderung sichern, Gräben mähen, Schnee räumen, Sträucher zurückschneiden, Bäume mit der Motorsäge fällen oder verschiedenste andere Maschinen und Geräte bedienen und warten können. Um nur einige Beispiele von vielen anzuführen.
Um zur Prüfung zugelassen zu werden, müssen die Schüler übrigens inzwischen den Führerschein der Klasse CE zum Führen eines Lkw mit Anhänger besitzen. Um qualifizierte Straßenwärtern zu bekommen, nehmen die Betriebe aber auch diese zusätzlichen Kosten auf sich, wie sich gezeigt hat. Denn an der Einstellungspraxis hat sich durch diesen Schritt nichts geändert.
Die überbetriebliche Ausbildungsstelle in Gerolzhofen gibt es seit 1995. Ihre Gründung verdankt sie dem damaligen Wegfall des Berufsgrundschuljahres. Um alle künftigen Straßenwärter auf den gleichen Wissensstand zu bringen und ihnen somit gleiche Chancen bei der Prüfung zu eröffnen, entstand die Idee der zentralen, überbetrieblichen Ausbildung. Schließlich ist die Arbeit in einem Gemeindebauhof beispielsweise nicht mit der in einer Autobahnmeisterei zu vergleichen.
Waren es am Anfang 32 Auszubildende in Bayern, so sind es mittlerweile im Schnitt zwischen 50 und 60. Die erste angehende Straßenwärterin konnte übrigens in Gerolzhofen im Oktober 1996 begrüßt werden. Inzwischen haben auch bereits 19 weibliche Straßenwärter die Ausbildungsstätte besucht.
Zur Übernachtung werden die im Schnitt 30 Auszubildenden pro Kurs auf ein privates Gästehaus sowie einen Hotelbetrieb in der Stadt verteilt. Dort erhalten sie jeweils auch ihr Frühstück. Das von der Küche des Wohnstifts Steigerwald gelieferte Mittagessen wird im Ende 1997 eingeweihten modernen Schulungsgebäude bei Rügshofen eingenommen. Während diejenigen, die im Hotel wohnen, dort ihr Abendessen bekommen, begeben sich die, die im Gästehaus untergebracht sind, hierzu ins Wohnstift.
Für Lucas Neubert, den 1000. Auszubildenden, gab es übrigens unter anderem eine eigens gestaltete Jubiläums-Sicherheitsweste und einen Maßstab als Geschenk.