Große Änderungen stehen im kommenden Jahr mit Blick auf die deutschen Autobahnen an: Ab Januar 2021 übernimmt die Autobahn GmbH des Bundes den Betrieb aller deutschen Autobahnen.Bislang ist das noch die Aufgabe der jeweiligen Bundesländer. Wenn nun im nächsten Jahr die neu gegründete Autobahn-Bundesgesellschaft übernimmt, verantwortet sie somit auch die Ausbildung von Straßenwärtern und Straßenwärterinnen für die Autobahnen.
Der Freitstaat Bayern schickte seine angehenden Autobahn-Straßenwärter seit Jahren zur überbetrieblichen Ausbildung nach Gerolzhofen. Durch den Wechsel der Verantwortlichkeiten in Sachen Autobahn könnte das nun zur Veränderung des Status Quo führen. Um dies am Standort Gerolzhofen zumindest vorübergehend zu verhindern, haben der Freistaat Bayern und die Autobahn GmbH am 7. Juli eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. So ist garantiert, dass die Jahrgänge 2018 bis 2020 aus den Autobahnmeistereien weiterhin in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte Gerolzhofen (diese ist angegliedert an das Staatliche Bauamt Schweinfurt) ausgebildet werden. Da die Ausbildungszeit drei Jahre beträgt, ist der Standort für die Autobahnstraßenwärter-Ausbildung also mindestens bis 2023 gesichert.
Auch darüber hinaus soll es für die Autobahn-Azubis in Gerolzhofen weitergehen, die Verhandlungen dazu stehen allerdings noch aus. "Wer sich in Bayern zur Straßenwärterin oder zum Straßenwärter ausbilden lassen will, der kommt an Gerolzhofen nicht vorbei. Hier werden die Grundlagen vermittelt", erklärt die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU), zu deren Stimmkreis Kitzingen auch die Stadt Gerolzhofen gehört. Und Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) bekräftigt, dass der Freistaat Bayern "ein starkes Interesse daran hat, dass nach dem 1. Januar 2021 auch die Ausbildung für die Autobahn GmbH weiterhin in Gerolzhofen stattfindet. Entsprechend wird in den Standort personell und baulich investiert."
Am 7. Juli nun unterzeichneten die Partner - der Freistaat Bayern und die Autobahn GmbH - am Stützpunkt in Gerolzhofen am Bischwinder Weg zunächst die Kooperationsvereinbarung bis 2023. In der Straßenmeisterei Gerolzhofen war dafür alles vorbereitet und zu sehen gab es auch etwas: Mehrere Auszubildende hatten auf dem Gelände gerade Unterricht und zeigten den Besuchern, was sie bereits gelernt haben: die Vermessung von Land, Pflaster- und Mäharbeiten, Asphaltieren, Verkehrssicherung, große Maschinen und schwere Fahrzeuge bedienen - "Der Beruf Straßenwärter ist breit aufgestellt", sagt Bernhard Raab, der als Ausbilder in Gerolzhofen die Azubis betreut.
Die jährlich mehreren 100 Schüler aus ganz Bayern besuchen in Blöcken die Straßenmeisterei in Gerolzhofen, dort werden ihnen die Grundlagen des Berufs des Straßenwärters vermittelt. Wie Raab erläutert, wird dazu in kleineren Gruppen von etwa acht Personen gearbeitet (die Klassenstärke beträgt im Schnitt 30 Schüler), um möglichst jeden Azubi erreichen und fördern zu können und gegebenenfalls auf mögliche Defizite einzugehen - ohne den Azubi zu verunsichern: "Sie sollen bei uns etwas lernen, sie sollen keine Angst haben", sagt Raab.
Wie Gunther Adler, Geschäftsführer Personal der Autobahn GmbH des Bundes, am Dienstag erklärte, ist das deutsche Autobahnsystem mit über 13 000 Kilometern Gesamtlänge eines der größten der Welt (nach den USA, China und Spanien). Dieses zu erhalten und zu pflegen und vor allem seine Sicherheit zu gewährleisten, erfordere großen Aufwand, dazu würden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Da in den kommenden zehn Jahren etwa 30 Prozent der Angestellten das Unternehmen Autobahn GmbH aus Altersgründen verlassen würden, "brauchen wir also Nachwuchs", sagte Adler. Die von ihm und Ministerialdirigent Gerhard Reichel (Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr) unterzeichnete Kooperationsvereinbarung soll eine nahtlose Fortsetzung der Ausbildung in Gerolzhofen gewährleisten, nachdem die Verantwortlichkeiten in Sachen Autobahn ab 2021 vom Freistaat auf den Bund übergehen.