
Am 1. Januar 2025 ist es so weit: Dann treten Stadt- und Landkreis Schweinfurt sowie die Kreise Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld dem einheitlichen Verkehrsverbund der Nahverkehr Mainfranken GmbH (NVM) bei. Fahrgäste können dann mit nur einem Ticket nach einheitlichem Tarif alle öffentlichen Verkehrsmittel in sieben unterfränkischen Landkreisen nutzen.
Michael Graber, Nahverkehrsbeauftragter des Landkreises Schweinfurt, präsentierte in der jüngsten Sitzung des Kreisentwicklungsausschusses den Kostenplan für den neuen Verbund.
Bargeld soll aus Linienbussen verbannt werden
Den größten Kostenfaktor stellen die Investitionen in die neue Infrastruktur für insgesamt 555.000 Euro dar. Darin enthalten sind unter anderem einheitliche Fahrgastsysteme, Computersoftware oder die Ausstattung der Busse mit Verbundlogos. Der Freistaat fördert mit rund 80 Prozent den Hauptanteil der Ausgaben.
Die größte Neuerung für Fahrgäste bildet hierbei die geplante Einführung eines bargeldlosen Check-in, Check-Out-Systems innerhalb der Linienbusse im Landkreis. Dieses sei "deutlich kostengünstiger, digitaler und zukunftsweisender als die jetzt gebräuchlichen Druckersysteme, die in den Bussen derzeit installiert sind", sagte Graber. In Bussen im europäischen Ausland gehöre die Technik bereits zum Standard. Und auch auf den Stadtbuslinien der Stadt Schweinfurt wird das System bereits erfolgreich eingesetzt.
Landkreis Schweinfurt will Kosten sparen
Graber rechnet deshalb künftig auch mit Einsparungen bei den Ausschreibungen im Linienverkehr. Grund dafür ist der Wegfall des Bargeldes. Für ein mittelgroßes Unternehmen fielen allein für dessen Verwaltung und Organisation jährlich bis zu 400.000 Euro an. "Das sind Kosten, die sich über die Jahre aufsummieren und die wir uns einsparen, wenn wir das Bargeld aus den Bussen verbannen", sagte der Nahverkehrsbeauftragte.
Alternativ sollen Fahrgäste mit der EC-Karte zahlen können, ohne dabei persönlich registriert zu werden. Kinder oder ältere Personen, die keine EC-Karte besitzen oder damit nicht zahlen wollen, sollen die Möglichkeit erhalten, stattdessen mit einer Prepaid-Karte, wie sie in Supermärkten erhältlich sind, zu bezahlen. Dadurch spare sich der Landkreis zusätzliche Vertriebskosten. Insgesamt seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, betonte Graber.
System liefert Daten für Verkehrsplanung im Landkreis Schweinfurt
Aber nicht nur das. Durch den Umstieg auf das Check-in, Check-Out-System würden auch Sprachbarrieren zwischen Mitfahrenden und Busfahrern wegfallen. Auskünfte über geltende Tarife oder Zahlungen beim Einstieg würden beispielsweise hinfällig. Mithilfe der elektronischen Erfassung ließen sich zudem Fahrgastströme besser analysieren und mit den gewonnenen Daten Rückschlüsse für die Verkehrsplanung ableiten.
"Wir wissen quasi in Echtzeit, wie viele Fahrgäste zu welcher Uhrzeit mit welchen Karten fahren. Selbstverständlich anonymisiert", betonte Graber. Auch dadurch ergäben sich Kosteneinsparungen. Preisliche Veränderungen beim Deutschlandticket hätten indes keinen Effekt auf den Tarif oder die Verbunderweiterung. Die Einführung des Check-in, Check-out-Systems im Landkreis ist für Dezember 2025 geplant.
Mindereinnahmen für Verkehrsunternehmen werden ausgeglichen
Weiterer Kostenpunkt sind die finanziellen Einbußen der eigenwirtschaftlichen Bus- und Bahnunternehmen, die durch den einheitlichen Verbundtarif entstehen und vom Landkreis ausgeglichen werden müssen. Die jährlichen Kosten betragen hierbei 7529 Euro im Bahnverkehr und generierte Mehreinnahmen von 12.053 Euro im Bus- und Straßenbahnverkehr. Die Berechnungen erfolgen auf Basis der Streckennachfrage und von Verkehrserhebungen.
"Sollte es bei uns notwendig sein, eine allgemeine Vorschrift zu erlassen, um noch existenten eigenwirtschaftlichen Unternehmen Mindereinnahmen auszugleichen, werden wir das in ähnlicher Weise tun, wie wir das beim Deutschlandticket getan haben", so Graber. Den dritten Kostenblock bildet der Anteil an den neuen Verbundkosten und Aufgaben der NVM GmbH in Höhe von 340.811 Euro. Rechnet man alles zusammen, kostet den Landkreis die Verbunderweiterung im Jahr 2025 insgesamt 453.123 Euro und von 2026 bis 2029 jährlich weitere 336.287 Euro.
Landkreis gewinnt Gestaltungsspielraum
"Es ist ein langer Weg gewesen, von 2016 bis heute, und wir sind noch nicht am Ende des Weges", lobte Kreisrat Thomas Vizl (Bündnis 90/Die Grünen). Er merkte an, dass man beim Thema ÖPNV weiter über die Grenzen des Landkreises hinaus denken müsse. Als mögliches Beispiel nannte er, den erfolgreichen Ruftaxi-Service Callheinz in Zusammenarbeit mit dem VGN nach Ebrach auszuweiten.
"Darauf arbeiten wir auf jeden Fall hin", entgegnete Landrat Florian Töpper. Als Landrat sei es ihm ein persönliches Anliegen, dass der Landkreis mehr Aufgaben im Bereich Verkehr übernehmen könne. "Wir kommen zu der Rolle, die wir als Aufgabenträger haben wollen. Wir können gestalten."
Was das Check in/Check out System angeht, wie erfahre vor Antritt der Fahrt, was diese mich kostet?
Warum wird das vorgenannte System erst im Dezember 25 eingeführt und nicht gleich zum Start des neuen Verkehrsverbundes? Muss nicht zum Start des Verbundes einiges umgestellt werden und dann 11 Monate später nochmal?