Der Flugverkehr wird weiter kräftig wachsen. Alle 15 Jahre verdoppeln sich die Passagierzahlen weltweit. Dabei ist das Fliegen aus Umweltschutzgründen kräftig in die Kritik geraden. Dem hält Volker Thum, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), entgegen, dass die wachsende Zahl der Flüge zu keinem höheren CO2 Ausstoß führen muss. "Klimaneutrale Luftfahrt made in Germany" ist das Ziel. Dazu sollen auch die Zulieferer für die Flugzeugindustrie einen wesentlichen Beitrag leisten.
Die Schaeffler Aerospace GmbH, BDLI-Mitgliedsunternehmen, ist eine dieser Firmen, die mit dafür sorgen wollen, dass das Ziel erreicht wird. Thum war mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer als Mitglied des Ausschusses für Energie und Klimaschutz auf Einladung von Schaeffler nach Schweinfurt gekommen, um sich in Gesprächen und bei einem Rundgang durch die Produktion von der Leistungskraft der Fluglagerspezialisten zu überzeugen.
Die Flugzeugbranche bringt es in Deutschland auf rund 31,4 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt 100.000 Menschen. Knapp zehn Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung. Das ist ein sehr hoher Wert, wie Thum feststellte.
Wo der Grund für das weitere Wachstum bei den Passagierzahlen liegt
22 Milliarden des Umsatzes kommen aus der zivilen Luftfahrt, sieben Milliarden vom Militär und 2,4 Milliarden aus der Raumfahrt. Hätte es Corona nicht gegeben, wäre wie in den Vorjahren ein Umsatz von 40 Milliarden erreicht worden. Dank Kurzarbeit konnte das hochqualifizierte Personal gehalten werden, heißt es aus der Branche.
Weiteres Wachstum bei den Passierzahlen erwartet der BDLI nicht aus Europa, sondern von den Aufsteigerstaaten in Asien, Südamerika und später auch in Afrika. "Wo das Sozialprodukt steigt, steigt auch das Reisen." Mehr Flüge sollen zu keinem erhöhten CO2-Ausstoß führen. Mit unter zwei Liter Kerosinverbrauch pro Passagier auf 100 Kilometer bei einer Reisegeschwindigkeit von 750 Stundenkilometern sei schon heute die Ökobilanz sehr gut.
Auf was die Branche setzt, um Fliegen klimaneutral zu machen
Dem Ziel der Klimaneutralität will die Branche durch den Einsatz synthetischer Kraftstoffe und mittel- und langfristig durch den Antrieb mit grünem Wasserstoff näherkommen. Die neue Generation von Flugzeugen wird auch mit Hybridlösungen unterwegs sein. Für die viel diskutierten Kurzstrecken, beispielsweise im innerdeutschen Verkehr, verweist Thum auf die Schiene. Diese iese Strecken für die Airlines kein gutes Geschäft seien.
Was Corona betrifft, sei im innereuropäischen Verkehr der Umfang des Aufkommens vor der Krise fast erreicht. Auf der Langstrecke soll das 2024/25 der Fall sein. Flugzeuge, die heute in der Wüste geparkt seien, würden möglicherweise durch neue, effektivere ersetzt. Bei Airbus gebe es schon lange Lieferzeiten, sagte Thum.
Wer mit dem Airbus fliegt, fliegt auch mit Schaeffler
Wer mit dem Airbus fliegt, fliegt auch mit Schaeffler. Die Sparte Aerospace ist mit allen namhaften Herstellern im Geschäft, einer der wichtigsten Kunden ist der Triebwerkehersteller Rolls Royce, mit dem in diesem Jahr die Lieferung des kompletten Programms für Europa bis ins Jahr 2035 vereinbart wurde. Weitere Kunden sind unter anderem die US-Raumfahrtbehörde NASA (früher Space Shuttle, heute in der SLS-Trägerrakete der Mond-Mission Artemis) oder die europäische Raumfahrtbehörde Esa (Ariane-Trägerrakete)
Wie sich mit Material und Technik der CO2-Ausstoß verringern lässt
"Maßgeschneiderte Produkte für die Kunden liefert Aerospace", betonte Geschäftsführer Armin Necker. Höchste Präzision sei mit Blick auf die hohe Beanspruchung der Lager und die Sicherheitsstandards selbstverständlich. Hinzukommt die Aufbereitung und Reparatur von Lagern. Ein Triebwerk hat einen mechanischen Wirkungsgrad von 98 bis 99 Prozent. Dieser wird maßgeblich von den verwendeten Wälzlagern bestimmt. Und dennoch lassen sich durch anscheinend kleine Verbesserung große Effekte erzielen.
Der Leiter des Vertriebes und der Produktentwicklung, Peter Glöckner, nannte neben verbesserten Werkstoffen als Bespiel verbesserte Kühlsysteme, die den Ölverbrauch halbieren, pro Triebwerk ließen sich so 74 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Bei einer durchschnittlichen Flotte etwa 75.000 Tonnen. Für diese Lösung ist Schaeffler mit dem Innovationspreis der deutschen Luftfahrt ausgezeichnet worden.
Fluglager aus der ganzen Welt kommen zur Aufbereitung nach Schweinfurt
Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Aufbereitung von Fluglagern, die aus der ganzen Welt für 14 bis 21 Arbeitstage nach Schweinfurt kommen. Das liegt daran, dass die Kostenersparnis gegenüber einem neuen Ersatzteil bei 50 bis 75 Prozent liegt und der CO2-Ausstoß bis zu 81 Prozent geringer ist, erklärte der Leiter der Lageraufbereitung, Christian Klopsch.