
Neben den Grünen und der SPD äußert sich nun auch die CSU kritisch zu den geplanten Atommülltransporten vom ehemaligen AKW Würgassen (Nordrhein-Westfalen) in eines der beiden Zwischenlager in Grafenrheinfeld. In einer Mitteilung erklärt die stellvertretende Fraktionschefin im Kreistag, Martina Gießübel, dass die CSU solidarisch an der Seite Grafenrheinfelds sowie der gesamten Region stehe, die durch das AKW und den geplanten Ausbau der Stromnetze stark belastet sei.
Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Abfälle über 260 Kilometer hinweg ausgerechnet nach Grafenrheinfeld transportiert werden sollen, so Fraktionssprecherin Gabriele Jakob. Es gebe näherliegende Lagerstätten, die die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) betreibt.
Dennoch: Die jetzige Empörung von SPD und Grünen bewertet die CSU als "verfrühtes Wahlkampfgetöse", denn der Transportwunsch von AKW-Betreiber Preussen-Elektra sei schon seit März 2021 bekannt. Damals habe man im Umweltausschuss des Kreistags erkannt, dass der Landkreis die Transporte nicht verhindern könne. Gießübel, die selbst bei den Landtagswahlen 2023 antritt, wirft ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Regierungsparteien daher "Scheinheiligkeit" vor.
Kritik and den Plänen von Preussen-Elektra äußert auch Weisgerber
Verwundert äußert sich Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber über die Pläne, in Würgassen ein zentrales Logistikzentrum zu bauen, wo später die schwach- und mittelradioaktiven Stoffe aus Deutschland gesammelt und sortiert werden sollen, bevor sie ins Endlager in Schacht Konrad bei Salzgitter verfrachtet werden sollen. Ein Gutachten bezweifle die Notwendigkeit des Logistikzentrums.
Im Gebäude des ehemaligen AKW Würgassen lagern noch 3000 Fässer mit strahlendem Müll, der beim Rückbau der Anlage angefallen ist. Beim Bau des Zwischenlagers AZR in Grafenrheinfeld hatte sich Preussen-Elektra genehmigen lassen, 20 Prozent des Volumens mit Müll aus anderen AKW zu bestücken, die dem Unternehmen gehören. Das Lager betreibt inzwischen die BGZ. In Kritikerkreisen rechnet man damit, dass die erste Ladung aus Würgassen schon zum Jahreswechsel in Grafenrheinfeld ankommen könnte.
Jahrzehntelang haben sich Wirtschaft und damalige Verbraucher die Hände gerieben, die Problematik wurde in die Zukunft verlagert. Wir zahlen jetzt die Zeche.
Diese Zeche ist aber noch vergleichsweise günstig mit der Zeche, welche unsere Kinder und Enkel eines Zages werden zahlen müssen aufgrund der aktuellen, mindestens schon seit 30 Jahre bestehenden, reformunwilligen Politik.
Deshalb ist es nur folgerichtig, dass auch in Bayern Atommüll gelagert wird und auch in Bayern nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager gesucht wird.