Es ging weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Schon eine Stunde nach dem Bieranstich waren die drei Fässer "Guts Bier" leer. Die rund 500 Gäste, die zum Bieranstich-Fest in den Obbacher Schlosspark gekommen waren, standen Schlange am Ausschank des ersten regional erzeugten Ökobiers. Das "Guts Bier" ist eine Kooperation des Obbacher Gutshofs mit der Mälzerei Schubert in Schweinfurt und der Brauerei Martin in Hausen. Der Gutshof hat die Biogerste angebaut, in der traditionsreichen Mälzerei Schubert wurde sie vermälzt und in der Brauerei von Ulrich Martin mit Biohopfen zum Ökobier gebraut. Bio und regional vom Anbau bis zum Ausschank.
Kein Wunder, dass die fürs Bieranstichfest abgefüllten Fässer so schnell leer waren. Doch keiner musste durstig bleiben. Für den Rest des Tages wurde Flaschenbier ausgeschenkt, so wie das neue Ökobier künftig auch erhältlich ist. In der 0,33-Liter-Flasche.
Aromahopfen sorgt für fruchtiges Bouquet
Das neue "Guts Bier" ist ein klassisches Helles, unfiltriert und mit zwölf Prozent Stammwürze. Und es hat eine Besonderheit: Beim Antrunk schmeckt man eine leichte zitrusfruchtige Note. "Das kommt vom Hopfen", erklärt Braumeister Ulrich Martin. Dem "Guts Bier" wurde nämlich neben einem traditionellen Hopfen noch der Aromahopfen Mandarina Bavaria beigemischt, eine Neuzüchtung aus dem Hopfenforschungszentrum in der Hallertau.
Dieser Flavour-Hopfen sorgt für das fruchtige Bouquet wie man es aus der Craftbeer-Szene kennt. Der Hopfen ist das einzige nicht-regionale Produkt am Obbacher Öko-Guts-Bier. Hopfenanbau gibt es hier nicht. Erschwerend kam für den Braumeister hinzu, dass aufgrund der zurückliegenden heißen Sommer in vielen Anbaugebieten die Ernte komplett ausgefallen ist. Den Hopfen für das "Guts Bier" hat Martin über Naturland bezogen.
Es ist ja nicht selbstverständlich, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb auch Bier vermarktet. Doch der Obbacher Gutshof als Demonstrationsbetrieb der Bundesregierung für Öko-Landbau ist bekannt als Ideenschmiede für besondere regionale Öko-Produkte, werden hier doch Öko-Aprikosen angebaut, fränkischer Cidre aus heimischen Äpfeln gekeltert und eigenes Sonnenblumenöl hergestellt. Und seit neuestem nun ein Ökobier.
Die Idee dazu hatten die Gutsverwalter Bernhard Schreyer und Petra Sandjohann, als sie im Frühjahr Verkaufsverhandlungen für ihre Braugersten-Ernte führten. "Warum verkaufen wir eigentlich Braugerste und nicht Bier", dachte sich Petra Sandjohann und schon war ein neues Projekt geboren. Auf der Suche nach Mitstreitern habe man immer offene Türen eingerannt, sagt Bernhard Schreyer. Die Mälzerei Schubert wollte sich sowieso mit einer Öko-Linie ein zweites Standbein aufbauen, und die Brauerei Martin wollte Vorreiter in der Region beim Brauen von Ökobier sein.
Ende April wurde die Gerste geerntet und zur Mälzerei Schubert nach Schweinfurt gebracht, die daraus Bio-Malz herstellte, aus dem schließlich in der Brauerei Martin das Ökobier gebraut wurde. Bei der ersten Abfüllung wurden 25 Hektoliter in Flaschen gefüllt. Erhältlich sind diese auf dem Gutshof, in der Brauerei Martin und in ausgewählten Getränkefachmärkten.
Greßthaler Musikanten spielen zum Bieranstich auf
Der offizielle Bieranstich erfolgte am Sonntagmittag im denkmalgeschützten Schlosspark im Beisein von zahlreichen Ehrengästen. Vor dem großen Augenblick spielt die Musik auf. Die Greßthaler Musikanten gruppieren sich um das Bierfass und intonieren den Frankenlied-Marsch. Bürgermeister Arthur Arnold greift danach zum Hammer und setzt mit einem kräftigen Schlag den Zapfhahn ein. Das Ökobier fließt. Beim Abfüllen der ersten Krüge geht ihm Susan Schubert zu Hand. Die Seniorchefin der Schweinfurter Mälzerei zeigt sich erfreut, dass ihr traditionsreiches Unternehmen in dieses Öko-Projekt eingebunden ist. "Wir stehen auch künftig als Partner zur Seite", versichert sie.
Bürgermeister Arthur Arnold verspricht Obbach "eine gute Zukunft". Für das kleine Dorf sei die Familie Schäfer mit ihrem Schloss und mit dem innovativen Verwalter-Paar auf dem Gutshof ein echter Gewinn. Und darauf wurde angestoßen.