zurück
Obbach
Schloss Gut Obbach lässt erstes regionales Ökobier brauen
"Guts Bier" heißt das erste Ökobier, das vom Schloss Gut Obbach, der Mälzerei Schubert und der Brauerei Martin produziert wird. Zum Bieranstich wird es ein Fest geben.
Premiere: 25 Tonnen Biogerste lädt Bernhard Schreyer vom Schloss Gut Obbach bei der Mälzerei Schubert in Schweinfurt ab. Sie produziert das Malz für das erste regionale Ökobier, das dann in der Brauerei Martin in Hausen gebraut und vom Schloss Gut Obbach vermarktet wird.
Foto: Anand Anders | Premiere: 25 Tonnen Biogerste lädt Bernhard Schreyer vom Schloss Gut Obbach bei der Mälzerei Schubert in Schweinfurt ab.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:15 Uhr

In einem riesigen Schwall ergießt sich die sonnengelbe Gerste in die Gosse. 25 Tonnen hat Bernhard Schreyer bei der Mälzerei Schubert in Schweinfurt angeliefert. Reine Biogerste, angebaut und aufbereitet vom Schloss Gut Obbach. Die erste Biogerste, die in der traditionsreichen Mälzerei Schubert vermälzt und anschließend in der Brauerei von Ulrich Martin in Hausen mit Biohopfen zum Ökobier gebraut wird. Das erste Ökobier aus Schweinfurt und dem Schweinfurter Land, das auch in der Region vermarktet werden soll. "Das ist gelebter biologischer Anbau bis zum Ende gedacht", freut sich Braumeister Ulrich Martin auf das "Guts Bier", das beim Bieranstich am 14. Juli um 11 Uhr auf Schloss Gut Obbach zum ersten Mal ausgeschenkt wird.

Es wird ein naturtrübes Helles, abgefüllt in 0,33-Liter-Flaschen. Und auch dieser letzte Schritt erfolgt regional. Denn ab Mitte Juni wird bei der Brauerei Martin selbst abgefüllt. Dann geht nämlich die eigene Flaschenabfüllung in Betrieb. Das einzige nicht regionale Produkt am neuen Ökobier ist der Hopfen. Den bezieht Braumeister Martin über Naturland, weil es in der Region keinen Biohopfenanbau gibt. 

Symbolisch wird die Biogerste für das erste reginale Ökobier mit dem Maßkrug in die Gosse gekippt (von links): Allianz-Sprecher Anton Gößmann, 3. Bürgermeister Karl-Heinz Kauzcok, Landrat Florian Töpper, Ökomodellregion-Managerin Anna-Katharina Paar, Andreas Schäfer von der Besitzerfamilie des Schloss Guts Obbach, Brauereibesitzer Ulrich Martin, Mälzerei-Inhaberin Catharine Freifrau von Schoen, Betriebsleiter Michael Grünewald sowie die Schloss-Gut-Betriebsleiter Petra Sandjohann und Bernhard Schreyer.
Foto: Anand Anders | Symbolisch wird die Biogerste für das erste reginale Ökobier mit dem Maßkrug in die Gosse gekippt (von links): Allianz-Sprecher Anton Gößmann, 3.

Die Bedeutung dieses neuen ökologischen Produktes aus der Region unterstrich die Prominenz, die sich zur Anlieferung der ersten Biobraugerste bei der Mälzerei Schubert versammelt hatte: Neben Landrat Florian Töpper und Schweinfurts 3. Bürgermeister Karl-Heinz Kauzcok sind das Andreas Schäfer von der Besitzerfamilie des Schloss Guts Obbach sowie Wasserlosens Bürgermeister Anton Gößmann als Sprecher der Allianz Oberes Werntal und die Managerin der Ökomodellregion Oberes Werntal, Anna-Katharina Paar. Und natürlich auch die Vertreter der drei Naturland-zertifizierten Unternehmen, die das Projekt stemmen: die Gutsverwalter Bernhard Schreyer und Petra Sandjohann, Mälzerei-Inhaberin Catharine Freifrau von Schoen mit Seniorchefin Susan Schubert und Produktionsleiter Michael Grünewald sowie Braumeister Ulrich Martin. 

25 Tonnen Biobraugerste hat das Schloss Gut Obbach bei der Schweinfurter Mälzerei Schubert in Schweinfurt angeliefert, die das Malz für das erste regionale Ökobier produziert, das in Hausen in der Brauerei Ulrich Martin gebraut wird.
Foto: Anand Anders | 25 Tonnen Biobraugerste hat das Schloss Gut Obbach bei der Schweinfurter Mälzerei Schubert in Schweinfurt angeliefert, die das Malz für das erste regionale Ökobier produziert, das in Hausen in der Brauerei Ulrich ...

Mälzerei Schubert will sich mit Öko-Linie zweites Standbein schaffen

Im Labor wird das Getreide auf seinen Eiweißgehalt und die Feuchtigkeit analysiert.
Foto: Anand Anders | Im Labor wird das Getreide auf seinen Eiweißgehalt und die Feuchtigkeit analysiert.

Bevor Bernhard Schreyer die Bordwand öffnen darf, um die wertvolle Fracht in die Gosse zu kippen, wird erst eine Probe gezogen und die Biobraugerste auf Eiweißgehalt und Feuchtigkeit analysiert. "Das Ergebnis ist super", verkündet Betriebsleiter Grünewald und gibt grünes Licht. Das Getreide rauscht in einer riesigen Staubwolke vom Wagen herab in den Schacht am Boden. Dass es so staubt, ist ein gutes Zeichen, die Gerste besitzt wenig Restfeuchtigkeit. Nach der Reinigung wird das Korn in Wasser eingeweicht, bis es zu keimen beginnt. Das dauert etwa sechs Tage, erklärt Betriebsleiter Grünewald. Der Malzmeister muss hier gut aufpassen und eingreifen, bevor eine Pflanze daraus wird. Das Malz wird dann getrocknet, eingelagert und schließlich an die Brauerei geliefert. Dort wird es mit Wasser zur Maische vermischt, aus der wiederum die Würze wird, die dem Bier im wahrsten Sinne des Wortes die Schaumkrone aufsetzt. Die vom Schloss Gut Obbach angelieferten 25 Tonnen Ökobraugeste werden 19 Tonnen Malz ergeben. "Das reicht für 1000 Hektoliter Bier", informiert Betriebsleiter Grünewald. Vom neuen "Guts Bier" werden in der ersten Charge 3000 Liter gebraut. Allianzsprecher Anton Gößmann appelliert an Bürgermeister Kauzcok, kräftig die Werbetrommel für das Ökobier zu rühren. In Schweinfurt gebe es viele Verbraucher, und mit dem Guts Bier könne der Ökogedanke nun auch in die Stadt "hineinschwappen". 

Die Gerste wird im Labor analysiert.
Foto: Anand Anders | Die Gerste wird im Labor analysiert.

Ermöglicht hat dies die Bio-Zertifizierung, die die Mälzerei Schubert seit März in der Tasche hat. "Das war mir eine Herzensangelegenheit", bekennt Inhaberin Catherine Freifrau von Schoen. Mit der Öko-Linie wolle sich das Unternehmen ein zweites Standbein aufbauen. Biobier sei rar gesät, aber auf dem Vormarsch. Sie blickt deshalb optimistisch nach vorne und macht anderen Unternehmen Mut, auch diesen Schritt zu gehen. "Das ist unser Beitrag für mehr regionale Ökoware."

Bevor die Gerste abgeladen werden darf, wird ein Probe abgesaugt und im Labor untersucht.
Foto: Anand Anders | Bevor die Gerste abgeladen werden darf, wird ein Probe abgesaugt und im Labor untersucht.

Die Idee zu einem regionalen Ökobier wurde vor einem halben Jahr auf dem Schloss Gut Obbach geboren, dem Demonstrationsbetrieb der Bundesregierung für Öko-Landbau und der Ideenschmiede für besondere regionale Öko-Produkte. Hier werden Öko-Aprikosen angebaut, wird fränkischer Cidre aus heimischen Äpfeln gekeltert und eigenes Sonnenblumenöl hergestellt. "Uns ist es dabei wichtig, auch mit Partnerbetrieben zusammenzuarbeiten", erläutert Petra Sandjohann die Philosophie des Gutshofs, die Kompetenz anderer Handwerksbetriebe zu nutzen und auf diese Weise voneinander zu profitieren. So gibt es beispielsweise Brot aus Obbacher Biogetreide, das in der Untereuerheimer Schlossmühle zu Mehl gemahlen und in der  Greßthaler Bäckerei Wolz gebacken wird. Für das Öko-Bier habe man mit der Mälzerei Schubert und der Brauerei Martin ebenfalls "tolle Partner" gefunden. "Ich glaube, dass das ein Erfolg wird." 

Ökobier soll Strahlkraft über die Region hinaus haben

Dass sich hier ein gutes Trio zusammengeschlossen hat, daran hegt 3. Bürgermeister Karl-Heinz Kauzcok keinen Zweifel. Er lobt den Mut, ein regionales Ökobier zu kreieren. Und Landrat Florian Töpper pflichtet bei: "Das ist was anderes wie ein Global Player. Hier geht es nicht nur um den Absatz, sondern um das Produkt." Die Bedeutung der Vernetzung von Ökobetrieben, wie sie in der Ökomodellregion Oberes Werntal erfolgt, unterstreicht Ökomodellregion-Managerin Anna-Katharina Paar. Mittlerweile gibt es in Bayern 27 solcher Ökomodellregionen. Sie haben das Ziel, eine regionale Wertschöpfungskette aufzubauen. "Das erhält Arbeitsplätze und gibt dem Verbraucher die Chance, mit dem Kauf von Bioprodukten zum Handelnden zu werden", sagt Paar. Allianzsprecher Anton Gößmann freut sich deshalb, mit dem Obbacher Öko-Bier einen Fuß zur Tür ins Schweinfurter Oberland zu setzen. "Wir haben schon einen hohen Bioanteil in der Region, aber wir können noch mehr erreichen", ist er überzeugt, dass das Guts Bier eine "Strahlkraft" auch über Schweinfurt hinaus haben wird.

Die Mälzerei Schubert versteht sich dabei als Impulsgeber in der Region, so Seniorchefin Susan Schubert. "Ich bin glücklich, dass meine Tochter dieses Projekt angenommen hat. Das ist ein Meilenstein für unsere Mälzerei."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Obbach
Hausen
Schweinfurt
Irene Spiegel
Allianz Oberes Werntal
Anton Gößmann
Bier
Biogetreide
Brauereien
Brot
Bäckereien und Konditoreien
Florian Töpper
Gerste
Getreide
Handwerksbetriebe
Karl Heinz
Obbach
Susan Schubert
Ökoprodukte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Lebenhan1965
    Langsam

    aber sicher. Der Fortschritt ist eine Schnecke. Im Bamberger Land und in der Oberpfalz gibt es schon länger Brauereien, die wirklich gute Biere nach Ökologischen Standard brauen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten