Es ist ein wenig still geworden, in den vergangenen Jahren, um Harald Leitherer, zumindest in der breiten Öffentlichkeit. Früher war das seine Bühne, sein Wirkungsfeld. Heute sind seine Auftritte seltener geworden. 18 Jahre war Leitherer Landrat des Landkreises Schweinfurt, seit 2013 trägt er den Titel Altlandrat. Am Dienstag, 18. April, feiert er seinen 70. Geburtstag.
In einem Glückwunschschreiben honoriert Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die Verdienste des Kommunalpolitikers, nicht ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren. In einer Pressemitteilung am Vortag spricht Herrmann von "hohem persönlichen Einsatz und großer Bürgernähe", mit denen Leitherer 18 Jahre lang die Interessen des Landkreises und seiner Bürgerinnen und Bürger vertreten habe. Als Landrat habe Leitherer nach seiner Wahl im Jahr 1995 die "positive Entwicklung des Landkreises entscheidend vorangebracht".
Eine umfassende Verwaltungsreform und der zielorientierte Ausbau der Infrastruktur in allen Bereichen seien Leitherer dabei wichtige Anliegen gewesen. Wobei der Landkreis Schweinfurt bayernweit eine Vorreiterrolle eingenommen habe, wird Herrmann zitiert, zum Beispiel "bei der flächendeckenden Einführung der Biotonne, der Bio-Müllvergärung und dem Bau der ersten Freifeld-Photovoltaikanlage".
Herrmann: Aufbau von Kreisstraßen und Radwanderwegenetz
Von zentraler Bedeutung seien für Leitherer auch Investitionen in umfangreiche Baumaßnahmen in Schulen gewesen. Auch der Aufbau des Kreisstraßennetzes und die Erstellung eines flächendeckenden Radwanderwegenetzes mit einer Gesamtlänge von mehr als 1000 Kilometern seien maßgeblich dem Altlandrat zu verdanken. Wichtig gewesen sei Leitherer auch "eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt, was sich in der Fusion der Kreissparkasse mit der Städtischen Sparkasse oder dem Zusammenschluss im gemeinsamen Tourismuszweckverband widerspiegelt".
Gewürdigt wird von Herrmann auch das Engagement des Landrats in zahlreichen Gremien und Verbänden, etwa im Bayerischen Landkreistag in verschiedenen Ausschüssen und von 2003 bis 2013 als Vorsitzender des Bezirksverbandes Unterfranken sowie als Mitglied im Präsidium.
Ein überraschender Wahlsieg und der Austritt aus der CSU
Seine politische Karriere auf Kreisebene war 2012 zu Ende gegangen, als bei der Landratswahl sein amtierender Nachfolger Florian Töpper als Kandidat von SPD und Grünen knapp 58 Prozent der Stimmen holte und damit den etablierten CSUler überraschend aus dem Amt verdrängte. Damit ging nicht nur die Amtszeit für Harald Leitherer zu Ende, sondern auch die Ära der CSU, die bislang die Landräte des inzwischen 50 Jahre alten Landkreises gestellt hatte.
2018 ist Leitherer aus der CSU ausgetreten, nach 49 Jahren. Anlass war der damalige Streit der CSU-Führung um Horst Seehofer mit der CDU in der Asylpolitik.
Harald Leitherer stammt aus Schweinfurt, lebt aber seit 1972 in Schwebheim. Er ist geschieden und hat drei erwachsene Kinder.