
Beim Blick 17 Meter in die Tiefe sollte man trotz des Geländers einigermaßen schwindelfrei sein. 17 Meter, das ist die Entfernung von knapp unter dem Dach des Theaters hinunter auf den hölzernen Bühnenboden. Schon dies lässt erahnen, welche Dimensionen sich hinter dem eleganten Schellingbau am Rand der Innenstadt verbergen. Der Blick aus der Höhe ist eine Perspektive, die die meisten der vielen Zehntausenden Besuchern des Hauses in seiner über 55-jährigen Geschichte nie hatten.
Und sie werden sie in den nächsten Jahren auch nicht haben können. "Farewell" hieß es am Samstag. Das Haus wird dichtgemacht. Im Zuschauerraum sind die Sitze abgebaut, der braune Teppichboden sieht aber noch ganz passabel aus. Auch er kommt raus, wie das gesamte Inventar, das zum Großteil bereits vor zwei Wochen zur Flohmarktmasse wurde. Jetzt beginnt die Ernstphase der Sanierung, die, sollte man guten Glaubens sein, im März 2025 abgeschlossen sein wird.
Rund 800 Theaterfreunde waren zur Abschiedsparty mit Führungen durch das Haus gefolgt, wobei die kulturpolitische Prominenz der Stadt, haupt- oder ehrenamtlich, nicht erkennbar wahrnehmbar war.
Vier Führungen durch das Haus
In vier Touren ging es durchs Haus, wobei der neue, locker plaudernde und äußerst freundliche Hausherr im Janker, Christof Wahlefeld, auch eine führte. "Deaderleider" will er sich, des fränkischen Dialekts wegen, nicht nennen. Mit "Indendand" dürfte er rein sprachlich jedoch auch nicht sehr viel glücklicher werden.

Mit ihm ging es zunächst zwei Stockwerke in die Tiefe. Drei Meter unter die Unterbühne, 30 Meter unter das Dach. Dort unten gibt es viel Technik ("auf die Köpfe achten") und eines der versprochenen Geheimnisse. Der überbaute Spitalseefluss. Er muss ständig in die Kanalisation abgepumpt werden, damit das Haus trocken bleibt. Die Frischluft wird vom Châteaudun-Park angesaugt.
Dann hinauf auf die Bühne. Die mächtigen Züge, die die Bühnenbilder bewegen, wurden bislang händisch bedient und werden künftig durch Elektronik ersetzt. Künftig wird es auch möglich sein, Figuren in den Boden zu versenken. Da fielen den Besuchern gewiss einige ein.
Kostensteigerung von 43 auf 50 Millionen Euro
Zu den deutlich steigenden Kosten, die Rede ist von 43 auf über 50 Millionen Euro, wollte sich Wahlefeld nicht konkret äußern. Mit 75 Prozent Förderung durch das Land bewege sich die Stadt in einem überschaubaren Rahmen. Eine Explosion wie in Würzburg schloss er jedoch aus, weil man sich für einen Generalunternehmer entschieden habe. Von seiner Seite gebe es lediglich zwei Änderungswünsche an der bisherigen Planung: die Verlegung der Tageskasse und die Einrichtung eines tagsüber zugänglichen Cafés.
Dass die Aufstockung des Hauses am Denkmalschutz und der Schelling-Stiftung gescheitert ist, sieht er nicht als Problem. Eine Notwendigkeit gebe es nicht.

Blick in die Zukunft. Übergangsspielstätte wird nicht, wie angekündigt, das Union-Kino in der Wilhelmstraße, sondern aus Kostengründen das Evangelische Gemeindehaus mit 400 Plätzen. Die Bühne dort soll verbreitert und im Saal eine Art Tribüne gebaut werden. Das Übergangsprogramm, mit dem die bisherigen Abonnenten gehalten und vor allem neue, jüngere gewonnen werden sollen, beginnt im Oktober.
Dabei wird das Euro-Studio Landgraf, wo der bisherige Schweinfurter Theaterleiter Christian Federolf-Kreppel inzwischen die Geschäfte führt, nicht mehr die zuletzt dominierende Rolle spielen.