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Schweinfurt
Abschied vom Theater: "Man sollte optimistisch, aber auch Realist bleiben"
Was Publikum, Mitarbeiter und Führungskräfte in den drei Jahren der Theater-Renovierung vom Theater und der Ersatzspielstätte "Evangelisches Gemeindehaus" erwarten
Rund 800 Theateranhänger kamen zur Farewell-Party ins Theater, um das Haus noch einmal zu besichtigen, bevor es Sanierer, Ingenieure und Bauarbeiter in den nächsten drei Jahren modernisieren.
Foto: Martina Müller | Rund 800 Theateranhänger kamen zur Farewell-Party ins Theater, um das Haus noch einmal zu besichtigen, bevor es Sanierer, Ingenieure und Bauarbeiter in den nächsten drei Jahren modernisieren.
Thomas Starost
Thomas Starost
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:53 Uhr

"Jedem Abschied wohnt ein Zauber inne", lautet ein Buchtitel, der sich inhaltlich damit beschäftigt, wie man am besten loslassen kann. Ein letztes Mal noch wollten am Wochenende rund 800 Theateranhänger das beliebte Haus an der Roßbrunnstraße besichtigen, bevor Sanierer, Ingenieure und Bauarbeiter in den nächsten drei Jahren das Gebäude von Grund auf entkernen und modernisieren.

Die Magie des Abschiednehmens an diesem Tag war in unterschiedlichen Facetten zu erleben. Eine Spur Melancholie war immer zu spüren, Unverständnis über das Handeln der Stadt, aber überall auch eine gesunde Portion Hoffnung und positive Ausblicke auf das Spielprogramm in der Ersatzspielstätte "Evangelisches Gemeindehaus".

Darauf angesprochen, was er von der Zukunft bis März 2025 erwarte, zitiert Intendant Christof Wahlefeld den Schriftsteller Ödön von Horváth: "Glaube, Liebe, Hoffnung!" Und weiter: "Wir wollen die nächsten drei Jahre dazu nutzen, das Theater weiter für das Publikum zu öffnen und neue, speziell auch jüngere Menschen für das Theater zu begeistern, aus unterschiedlichsten sozialem Schichten. Ich möchte auch die Menschen, die jetzt täglich im Châteaudun-Park sitzen, einmal bei mir im Haus begrüßen können."

Ähnlich sieht es der Technische Leiter des Theaters, Jochen Kuhn, der dem Haus schon seit dem Jahr 1988 (damals als Praktikant) verbunden ist: "Wir verbinden mit der Ortsveränderung in das Gemeindehaus auch die Hoffnung, neue Publikumsschichten zu erreichen und alte zu erhalten. Die Frage stellt sich, welche Experimente möglich sind, damit wir in den nächsten Jahren bis zur Rückkehr in das Theater die Zuschauer nicht nur halten, sondern auch dazu gewinnen und mitnehmen können.

Hoffen auf ein klassisches Ersatzprogramm

Als langjähriger Abonnent der Konzertmiete und engagierter Anhänger der Bamberger Symphoniker, die bekanntlich seit Jahrzehnten auch als Hausorchester des Schweinfurter Theaters gelten, gibt sich Harald Johann aus Dittelbrunn, nachdenklich und auch ein wenig skeptisch: "Man sollte optimistisch, aber immer auch Realist bleiben. Ich glaube nicht, dass die Renovierung bis März 2025 abgeschlossen wird. Es gibt viele Baustellen, die jetzt noch gar nicht sichtbar sind. Vom Ersatzprogramm erwarte ich, dass auch wir klassischen Konzertgänger berücksichtigt werden. Da ist auch Bamberg und Coburg gefragt, aktiv zu werden."

Für Günter Wagner, langjähriger Schweinfurter Theatergänger aus Michelau, verbindet sich mit dem Gemeindehaus als Ersatzspielstätte die Hoffnung, dass es "zumindest ein wenig vergleichbare Abo-Angebote sowie ein Wahl-Abonnement mit einem attraktiven, vielfältigen Ersatzangebot gibt."

Unverständnis über die lange Zeit äußert Renate Schwarz, die mehr als zehn Jahre beim Ausschank hinter der Sekttheke tätig war: "Man hätte doch schon längst mit der Renovierung beginnen können. Meiner Meinung nach wurde mindestens ein ganzes Jahr verschenkt. Auch in Zeiten von Corona wurde überall gebaut und renoviert. Nur im Theater nicht. Das hat die Stadt wohl einfach verschlafen."

Am Ende des Abends saßen noch einmal gut 200 Zuhörer auf den Treppenstufen zum Rang (mehr waren aus Gründen des Brandschutzes im Innenraum nicht zugelassen) und beklatschten nachhaltig unter dem Motto "Jazz für alle" die Band Jamniks mit der Schweinfurter Sängerin Anja Gutgesell und (als Gast am Pianoboard) die Finanzreferentin der Stadt Anna Barbara Keck. Um 22 Uhr war Schluss, Ende der Farewell-Party. Vom Stadtrat, Stadtverwaltung, Bürgermeisteramt oder Kulturpakt wurde übrigens niemand gesichtet.

 
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