Ein Geheimnis war sie nicht, auch wenn die Sanierung der Tiefgarage am Georg-Wichtermann-Platz als solche in den Sozialen Medien gehandelt worden ist. Dass Millionen in die Instandsetzung der Tiefgarage fließen sollen, hatte die Stadt eingeplant. Neu ist allerdings, dass die Tiefgarage mit ihren 150 Plätzen dafür 15 Monate komplett gesperrt werden soll. Ein Umstand, der bei Geschäftsleuten teilweise nicht gut ankommt.
Ab Januar 2024 bis Ende März 2025 ist Tiefgarage dicht. Als Grund nennt die Stadtverwaltung die marode Gesamtsituation, die auch eine abschnittsweise Sanierung nicht zulassen würde: Da es sich um einen Eingriff in die statische Konstruktion handle, sei eine Abstützung über alle Ebenen notwendig, erklärt Werner Duske, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage.
Zudem sei die Einfahrtsrampe die einzige Möglichkeit, um Material in und aus der Tiefgarage zu bringen, wodurch mit ständigem Baustellenverkehr zu rechnen sei. "Bei gleichzeitiger Nutzung würde das eine zu hohe Unfallgefahr darstellen", so Duske.
Warum muss die Tiefgarage am Georg-Wichtermann-Platz saniert werden?
Im Wesentlichen würden die gleichen Gründe vorliegen, die bereits im Jahr 2021 die Stadt zur Schließung der Tiefgarage Graben für 15 Monate zwangen, so Duske. Damals hatte die Stadt gegenüber dieser Zeitung erklärt, der Beton wäre durch die Chlorid-Belastung durch Streusalz und Feuchtigkeitseintritt stark geschädigt. An der Stahlarmierung wären Korrosionsschäden zu beheben.
Dasselbe, laut Stadt für Tiefgaragen "typische Schadensbild", zeigt sich auch am Georg-Wichtermann-Platz. Auf fünf Millionen Euro werden die Kosten für die Sanierung der Tiefgarage dort geschätzt. Dass das Parkhaus 15 Monate ausfällt – und damit auch Parkmöglichkeiten in der Stadt – sieht nicht nur Stadtrat Georg Wiederer (FDP) kritisch, der in einer Stadtratssitzung mahnte, das Projekt schneller über die Bühne zu bringen. Auch Geschäftsleute äußern sich kritisch.
Ein Hotel ohne Parkplätze? Was die Stadt Betroffenen anbietet
Wie Jürgen Süß, Senior-Chef des direkt am Georg-Wichtermann-Platz gelegen 105 Jahre alten Familienhotels "Ross": Für den Hotel- und Restaurantbetreiber stellt sich die nicht unwesentliche Frage, wo seine Gäste künftig parken sollen. Die Stadt Schweinfurt äußert sich diesbezüglich, dass man sich "in direkter Abstimmung befände und dem Hotel bereits Angebote unterbreitet wurden, die derzeit beidseitig intern abgestimmt" würden. Im Klartext bedeutet das laut Süß, dass dem Hotel Ersatzparkplätze zum selben Tarif in den Parkhäusern an der Kunsthalle und am nahgelegenen Graben angeboten wurden.
Aber gibt es dort überhaupt genug freie Plätze? Recherchen dieser Zeitung über mehrere Tage hinweg zu unterschiedlichen Zeiten lassen daran zweifeln. In der Tiefgarage Graben lag die Zahl der freien Parkplätze bestenfalls im einstelligen Bereich.
Verträge mit Dauerparkern gibt es in der Tiefgarage am Georg-Wichtermann-Platz laut Stadt nicht. Die Tiefgarage würde nur öffentlich genutzt. Als Alternativen nennt die Stadt die Parkgarage Kunsthalle, die Tiefgarage Graben, die Parkhäuser Marienbach und in der Stadtgalerie sowie öffentliche Parkplätze.
Mangelnde Sensibilität der Stadt? Geschäftsmann spricht von Hiobsbotschaft
Deutliche Worte findet auch Peter Traussneck, dessen gleichnamiges Schmuckgeschäft seit über 60 Jahren seinen Sitz in der "Hohe Brückengasse" hat und damit direkt auf der Ein- und Ausfahrtsstraße der Baustellen-Lkw zur Tiefgarage. Traussneck spricht in dem Zusammenhang nicht nur von einer mangelnden Sensibilität der Stadtverwaltung.
"Für uns als inhabergeführtes Einzelhandelsgeschäft ist die monatelange Sperrung des zentralen Parkhauses die nächste Hiobsbotschaft, nach dem von Baustellen geprägten Sommer. Die Erreichbarkeit von Ärzten, Handel und Gastronomie ist für eine vielfältige Innenstadt überlebensnotwendig. Jetzt schließt zeitgleich mit Galeria Kaufhof Schweinfurt im Januar noch Schweinfurts zentralstes Parkhaus – gute Nacht Schweinfurter Innenstadt und Einzelhandel."
Kritische Worte findet auch Karl-Heinz Drescher, der über 40 Jahre das gleichnamige Schuhhaus am Roßmarkt geführt hat: "Für die Innenstadt eine absolut negative Entwicklung. Ich hätte eine Sanierung in Abschnitten für weitaus besser gehalten", so seine Meinung.
Wie schätzt die Stadt die Auswirkungen auf die Innenstadt ein?
Die Befürchtungen der Schweinfurter Geschäftsleute mag die Stadt allerdings nicht teilen. Amtsleiter Thomas Herrmann vom Amt für Wirtschaftsförderung und Marketing zeigt zwar Verständnis für die Verärgerung, sieht aber sonst keinen Anlass zur Besorgnis: "Natürlich ist es bedauerlich, wenn innerstädtische Parklätze wegfallen, denn diese sind wichtig für eine gute Erreichbarkeit. Konkrete Umsatzeinbußen oder Ausfälle sind aber dadurch nicht zu erwarten."
Trotzdem hat die Stadt, auf Anregung der Grünen hin, nach weiteren Alternativen gesucht. Finanzreferentin Anna Barbara Keck hatte bei Galeria Kaufhof vorgefühlt, ob die Stadt möglicherweise Stellplätze im Parkhaus der Galeria anmieten könne, die Ende Januar geschlossen wird. Die Antwort: vage. Dies sei möglich, bekam Keck laut eigener Aussage zu hören. Allerdings liefen laut Galeria gerade konkrete Verhandlungen mit Investoren.
Die nächste Sanierung steht schon auf dem Plan der Stadt Schweinfurt
Diese Alternative hängt also wohl eher in der Luft. Wobei es konkrete Ausweichmöglichkeiten gebe, sagt Keck auf Nachfrage, schließlich seien Schweinfurts Parkhäuser nicht voll ausgelastet. Im November ist eine Anwohnerversammlung geplant, so Keck.
Die nächste Sanierung steht laut Stadtbaumeister Markus Sauer übrigens schon auf der Warteliste: Die Tiefgarage des Museum Georg Schäfer muss in den kommenden Jahren ebenfalls instandgesetzt werden.