
Brigitte S. wirkt selbstbewusst. Die 81-Jährige steht am Roßmarkt, dem zentralen Busbahnhof der Stadt, um sie herum herrscht reges Treiben. Busse halten, öffnen ihre Türen, Menschen steigen ein und aus, die Busse fahren ab. S. trägt eine hellblaue Winterjacke. "Die habe ich auch an dem Tag getragen, als das passiert ist", sagt sie.
"Das", damit meint sie einen Vorfall, der sich Anfang November in einem der Schweinfurter Stadtbusse ereignet haben soll und den sie noch immer nicht so richtig verdaut hat. Damals habe sie mit einem Bus der Linie 41 aus der Innenstadt nach Hause fahren wollen. "Das mache ich oft. Ich bin alleine und fahre deshalb öfter mal für eine Tasse Kaffee in die Stadt und lauf mal durch", sagt die Rentnerin.
Wie üblich sei sie auch an diesem Tag an der vorderen Tür eingestiegen und habe ihre Monatskarte auf das Terminal an der Busfahrerkabine aufgelegt. "Aber plötzlich schreit der Busfahrer mich an und sagt, wenn ich das noch einmal mache, muss ich zehn Euro zahlen", sagt S. Einen Grund für die Forderung habe er ihr nicht genannt. Sie selbst sei von der Situation zunächst überfordert gewesen.
"Ich kann Ihnen sagen, ich bin für meine 81 Jahre noch ziemlich flott, aber in dem Moment... Ich konnte kein Wort rausbringen. Ich war so perplex, ich stand da wie ein nasser Pudel, konnte nichts sagen", erinnert sich die Rentnerin. Besonders getroffen habe sie auch die Reaktion der anderen Fahrgäste. Viele hätten den Vorfall mitbekommen, doch reagiert habe niemand. "Der Bus war voller Leute. Aber da ist keiner aufgestanden und hat gesagt: Moment mal, wie reden Sie denn mit dieser Frau? Da kam kein Mucks", sagt Brigitte S.
Auch eine nachfolgende jüngere Frau habe der Fahrer, wenn auch weniger harsch, ermahnt, die Karte künftig nicht mehr aufzulegen – andernfalls drohe eine Gebühr von zehn Euro, berichtet die Rentnerin. Erklären könne sie sich den Vorfall aber nicht. "Ich fahre seit Jahrzehnten mit der Monatskarte Bus und lege die immer vorne auf das Gerät auf", sagt sie. Sie habe nun eine böse Vermutung: Könnte es sich bei der Forderung um eine Betrugsmasche handeln?
"Vielleicht bin ich nicht die Erste, der das passiert. Und vielleicht gibt es ja Leute, die dann die zehn Euro zahlen. Ich denke, das sollten die Leute wissen. Vielleicht kann ich den ein oder anderen warnen", sagt Brigitte S. Auch den Stadtwerken habe sie den Vorfall gemeldet.
Äußerung des Busfahrers soll Scherz gewesen sein
Dort bestätigt man auf Nachfrage, dass der Vorfall in der Tat bekannt sei. Nachdem S. sich telefonisch bei der Fahrdienstleitung gemeldet hatte, habe der betreffende Busfahrer ausfindig gemacht und zu dem Vorfall befragt werden können, bestätigt Dirk Wapki, Pressesprecher des Unternehmens.

"Nach Rücksprache mit dem betreffenden Busfahrer wurde uns von ihm glaubhaft versichert, dass seine Äußerung lediglich als Scherz gemeint war. Der Busfahrer wurde von uns darauf hingewiesen, zukünftig jegliche scherzhaft gemeinten Äußerungen zu unterlassen, um eine eventuelle Verunsicherung der Fahrgäste zu vermeiden", so Wapki. Ein Scherz, der bei Brigitte S. offenbar nicht als solcher ankam.
Anlass zu der Annahme, dass es sich hier um eine Betrugsmasche handeln könnte, sehe man bei den Stadtwerken demnach nicht. Als Hintergrund für die (wohl scherzhafte) Äußerung des Fahrers vermute man vielmehr die aktuell laufende Umstellung auf das bargeldlose Ticketsystem "SWeasy". Seit dem 14. Oktober müssen Fahrgäste ihre Fahrkarten nun nicht mehr beim Einstieg vorzeigen und dürften damit nun an allen Bustüren einsteigen. Kontrollen erfolgen jetzt stichprobenartig durch extra Kontroll-Teams. Darüber sei die Öffentlichkeit über verschiedene Kanäle informiert worden, so Wapki.
Eine Gebühr fürs Ticketzeigen gibt es nicht
Zudem werde seit Mitte Oktober an den Anzeigetafeln am Roßmarkt darauf hingewiesen, dass "nur noch Inhaber der Flexikarte und Barzahler, bis zum 31. Dezember 2024, zum Vorzeigen und Bezahlen beim Busfahrer, der Busfahrerin aufgefordert werden", sagt Wapki. Auch die Fahrerinnen und Fahrer seien angehalten worden, ihre Fahrgäste beim Einstieg darauf hinzuweisen. Wer die Karte dennoch vorzeigt, werde aber natürlich nicht zur Kasse gebeten, stellt der Pressesprecher klar.
Brigitte S. stecke der Vorfall trotzdem noch in den Knochen. Ihr sei das Ganze sehr nahe gegangen. "Ich habe an Armen und Beinen gezittert, als ich zu Hause war", erinnert sie sich. Auch Wochen später fühle sie sich beim Busfahren noch immer unwohl. Wenn sie den betreffenden Fahrer in der Kabine erkenne, warte sie lieber auf den nächsten Bus.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bullmann, MPA
wollt ihr hier uns und euch selbst verarschen, ein Scherz....., so eine Aussage zu machen ,das ist der Scherz!!! Niemals war das ein Scherz, das war ein schlecht gelaunter Busfahrer ohne Respekt gegenüber einer Seniorin, ich weiß gutes Personal ist schwer zu finden, aber sowas sollte dann doch nicht als "Scherz" abgetan werden. Etwas Nachhilfe in Freundlich-und oder
Menschlichkeit ist hier mal dringend notwendig
Insofern bin ich überhaupt nicht überrascht von solchen Stories.
Hinweis: Schwerbehinderte Menschen mit Merkzeichen H bekommen die Wertmarke automatisch vom Versorgungsamt zugeschickt. Damit ist bewiesen, dass die Freifahrt auf Dauer gewährleistet ist. Vielleicht sollte die Stadtwerke dies zur Kenntnis nehmen!
Klar haben Busfahrer so einiges auszuhalten - aber deswegen sind gerade ältere und bes. Irgendwie einschränkte Menschen mit Respekt und nicht als Blitzableiter zu behandeln, die leiden schlimmer.
Ich vermute, dass das rein sachlich sicher gut geschult ist. Was offensichtlich ist, dass in den Schulungen dieser Punkt fehlt.
Oder als Dienstanweisung nicht professionell wirksam geschult/im Rollenspiel geübt wird. Die Diese max. 1,5 - 2 Zusatzstunden sollten die Verkehrsbetriebe mit einbauen. Wer einmal auf der anderen Seite stand, macht sowas nicht mehr. Der weiß, wie man sich da fühlt. Ich habe an vielen Stellen gute Erfahrungen mit diesem kleinen „ Hilfsmittel“ gemacht.
Alles andere, besonders Beschuldigungen, führen nur zur Selbstverteidigung, aber nicht zur Besserung.
Vielleicht liest das hier auch jemand der betreffenden Verkehrsbetriebe.
natürlich. Immer gut als Ausrede.
Ich hab immer noch nicht verstanden, wie man es sich als Mitarbeiter eines Dienstleistungsunternehmens herausnehmen kann, noch dazu ohne provoziert worden zu sein einen Kunden/ eine Kundin anzuschreien. Möglicherweise hat das Beispiel eines bekannten deutschen Großunternehmens hier Schule gemacht, das mit seinen Kund/innen auch je nach Lust und Laune bzw. Tagesform umspringt.
Vor vielen Jahren habe ich mal eine Qualitätsanweisung eines anderen in Schweinfurt ansässigen Unternehmens in die Hand bekommen - zum Thema "Kunden". Da drin stand unter anderem: "Was ist ein Kunde? Die wichtigste Person in unserem Unternehmen!" Und vor noch mehr Jahren, in meinem eigenen Studium, habe ich von einem Dozenten gehört: "Freundlichkeit ist die beste Werbung - und die kostet nichts."
Naja. Braucht sich ja niemand an sowas zu halten - und kann sich umso besser über die Umgangsformen der bösen anderen beschweren...