
Die Evangelisch-Lutherische Gesamtkirchengemeinde hat das Gut Deutschhof bis auf die von der Gemeinde St. Lukas genutzten drei Gebäude des Ostflügels (Kindertagesstätte mit Freifläche, Kirchenraum und Gemeindesaal) verkauft. Der neue Eigentümer will in dem denkmalgeschützten Ensemble an der Arnsbergstraße Wohnungen schaffen. Jetzt wurde das Vorhaben im Bauausschuss mit großer Mehrheit genehmigt.
35 neue Wohnungen entstehen in verschiedenen Neubauten bzw. sanierten Gebäuden des altehrwürdigen Gutes. "Dadurch wird die Existenz der Gebäude auf Dauer gesichert, mit einer gewollten und zeitgemäßen Nutzung", freut sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Auch Holger Laschka (Grüne) lobte die Pläne: "Das ist eine sehr schöne Entwicklung für den Deutschhof", zumal es bemerkenswert sei, dass ein Investor gefunden wurde, der den Bestand erhält.
Im Einzelnen werden das historische Herrenhaus und der Rinderstall saniert und ausgebaut mit vier bzw. fünf Wohneinheiten. Der schon zu Wohnzwecken umgebaute frühere Pferdestall mit zwölf Wohnungen wird noch einmal erweitert mit zwei Wohnungen, eine davon im Dach. Darüber hinaus werden im Inneren an der Stelle eines schon vor Jahren abgerissenen Gebäudes zwei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und Parkdeck gebaut. Geplant sind dreigeschossige Häuser mit begrüntem Flachdach bzw. Satteldach mit insgesamt 21 Wohnungen.

Das Vorhaben ist laut Werner Duske vom Bauverwaltungsamt in enger Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege geplant. Die Nachverdichtung im Inneren des Gutes sei aus städtebaulicher Sicht und unter dem Aspekt "innen statt außen" zu begrüßen, so Baureferent Ralf Brettin. Darüber hinaus ist auch eine zentrale Hackschnitzelheizung zur Wärmeversorgung geplant.
Lob für das Konzept gab es auch von Rüdiger Köhler (CSU), für die Nachverdichtung und auch die "Revitalisierung des gesamten Ensembles dort". Dass so viele neue Wohnungen entstehen, sei "begrüßenswert". Die Wohnungen des laut Investor 13-Millionen-Euro-Projekts sind zwischen 35 und 220 Quadratmeter groß, die Bauzeit soll gut zwei Jahre betragen.

Dass teilweise einige Hecken und auch ein paar Bäume gerodet werden müssen, veranlasste Sinan Öztürk (Linke) und Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) zu Nachfragen. Werner Duske betonte, man könne aufgrund der nicht mehr existenten Baumschutzverordnung "keinen Baumerhalt mehr fordern."
Kritik, dass der Kreisheimatpfleger in neue Pläne nicht eingebunden war
Ulrike Schneider übte Kritik an den beiden neuen Häusern im Inneren des Gutes: "Ich bin entsetzt über das Zupflastern. Das ist überflüssig und dient nur der Gewinnmaximierung." Sie wunderte sich auch darüber, dass der städtische Kreisheimatpfleger Dag Schröder nach dessen Aussage in die neueste Planung nicht eingebunden gewesen sei, sondern nur bei Vorgängerentwürfen.
Die Geschichte des Guts lässt sich bis in das Jahr 1437 zurückverfolgen. Erst im 16. Jahrhundert wurden die mehrfach durch Krieg und Brände zerstörten Gutsgebäude von einer Mauer geschützt. 1619 erwarb die Hospitalstiftung das Gut aus Privatbesitz. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde ein großer Teil der Gutsflächen in Bauland umgewandelt. Ab 1970 entstand darauf der Stadtteil Deutschhof. 1982 kaufte die evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde das verlassene Gut ohne Ländereien, weihte 1984 einen neuen Kindergarten ein. In der ehemaligen Scheune öffnete 1986 der Gemeindesaal und im ehemaligen Pferdestall entstanden bis 1996 Wohnungen. 2008 konnte der Kirchensaal im ehemaligen Getreidespeicher eingeweiht werden.
Pläne für neue Kindertagesstätte in der Gartenstraße genehmigt
Ebenfalls genehmigt wurde vom Bauausschuss der Neubau der fünfgruppigen Kindertagesstätte mit 99 Plätzen in der Gartenstraße, den die evangelisch-lutherische Gesamtkirchengemeinde betreibt. Hier geht die Stadt auch eine Kooperation mit dem in der Nähe befindlichen Leopoldina-Krankenhaus ein, so dass Mitarbeiter von dort ihre Kinder in der Gartenstraße in der Tagesstätte unterbringen können.
Auf dem Grundstück müssen 13 Bäume und einige Sträucher gerodet werden, es sind Ersatzpflanzungen vorgesehen. Das Dach wird begrünt und bekommt eine Photovoltaik-Anlage. Genügend Parkplätze für die Eltern zum Bringen und Abholen der Kinder sind vorgesehen.
Aber der "städtische Kreisheimatpfleger" - ja was denn nun: Ist er von der Stadt oder vom Kreis...?