Zum Bericht "Bahn frei für Gartenstadt-Kiga" (vom 28. Juni, Seite 22) erreichte uns folgender Leserbrief.
„Unwiederbringlich wertvolle Bausubstanz zerstört“ – so titelte die Main Post schon 2008, als am Georg-Wichtermann-Platz der Hugendubel gebaut wurde. Nun soll am Killiansberg ein weiteres unbedingt erhaltenswertes Gebäude dem Bagger zum Opfer fallen und ein das Ensemble störender moderner Flachbau gebaut werden. Die Planungen sehen vor, dass eines der ältesten Gebäude in der Gartenstraße abgerissen wird, um Platz für einen Kindergarten zu machen. Begründet wird der Abriss mit einem zu schlechten Zustand des Gebäudes.
Man erinnert sich hier aber an die Rückertstraße 12. Das Gebäude war in einem schlechteren Zustand, wurde aber von der Stadt glücklicherweise saniert. Auf einmal ist ein im Verhältnis besserer Zustand nicht erhaltungswürdig.
Leider ist in Schweinfurt schon mehr durch Bagger als durch die Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. In anderen Städten wird um den Erhalt alter Bausubstanz gekämpft und hier wird einmal mehr Historisches einfach abgerissen. Hätte das Gebäude eine Privatperson erstanden, wäre die Auflage des Erhalts des Gebäudes gekommen.
Das Lob, das für den Erhalt und das konsequente Umsetzen der Altstadtsanierung, worüber selbst der BR 2018 berichtete, endet leider an der Stadtmauer. Kann eine derartige inkonsequente und wahllose Sanierungsstrategie als Vorbild dienen?
Der Nachfolgebau für die Gartenstraße 14 soll also einen Kindergarten beherbergen. Der Verfasser des Leserbriefs hat nichts gegen Kinder und befürwortet auch den Bau weiterer Kindergärten. Der Standort muss aber passen, und das ist hier nicht der Fall. Es ist bei der Vorstellung des Bauprojektes aufgefallen, dass die Planer zu wenig an das Umfeld denken. Der geplante Kindergarten ist für 99 Kinder und bis zu 20 Angestellte ausgelegt.
Das bedeutet, dass 99 Eltern, die ihr Kind morgens zum Kindergarten mit dem Pkw bringen und abends abholen, die schon sehr heikle Parksituation in der Gartenstraße weiter beeinträchtigen. Die im Plan vorgesehenen sieben Parkplätze auf dem Grundstück werden da sicherlich nicht genügen. Ich sage massive Behinderungen voraus! Abgesehen davon werden die geplanten Parkplätze für die Mitarbeiter auch nicht ausreichend sein. Nachdem im Bereich der Garten-/Bergstraße das Parkverhalten ohnehin schon dem Wilden Westen gleicht, wird das „Kiss & Ride“ diese Situation noch verschlimmern.
Die angeblich geprüften Alternativen zum geplanten Standort sollen unter anderem das Gelände der Mainberger Straße 16, noch Autohaus Wendling, und das Gelände Söldnerstraße Ecke Mainberger Straße gewesen sein. Diese beiden Grundstücke sind verkehrstechnisch günstiger gelegen. Zusätzlich bietet das offene Gelände eine einfachere und großzügigere Gestaltung der Abholzone im Vergleich zur beengten Gartenstraße.
Warum aber nun dort? Im Einladungsschreiben der Stadt stand, dass in Schweinfurt Kindergartenplätze fehlen! Grundsätzlich stellt sich aber die Frage, ob man einen Kindergarten in der östlichen Innenstadt braucht, es gibt schon zwei.
Ist ein Kindergarten in einem Stadtteil mit einem zukünftigen hohen Bedarf an Kindergartenplätzen nicht sinnvoller? Mit einer zukunftsorientierten und voraus schauenden Planung hat diese Idee jedenfalls nichts zu tun. Und es stellt sich auch die Frage, was die Stadt dieses Filetgrundstück gekostet hat. Billig war es sicher nicht. Auch hier gäbe es sicher günstigere Alternativen.
Johannes Schelbert
97422 Schweinfurt