
Von der Behördenverlagerung des Finanzamts München nach Schweinfurt sollen die Stadt und die Region profitieren. Wie das gehen soll, machten Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Dienstag beim Spatenstich für den Neubau der Bearbeitungsstelle in der Schweinfurter Wirsingstraße deutlich.
"Durch heimatnahe Arbeitsplätze sollen sich unsere Beschäftigten überall in Bayern beruflich entwickeln und zuhause fühlen können. Diese Rahmenbedingungen schaffen wir auch in Schweinfurt – hier entstehen rund 300 sichere und hochwertige Arbeitsplätze", sagte Albert Füracker.

Die Verlagerung ist Teil der Heimat- und Strukturstrategie des Freistaats. Mit der Dezentralisierung der Verwaltungsstellen sollen unter anderem die Metropolregion München entlastet und der ländliche Raum gestärkt werden.
Schweinfurter Arbeitsmarkt breit aufstellen
Auch Oberbürgermeister Sebastian Remelé hob die Bedeutung der industriefernen Behördenarbeitsplätze für die Region hervor: "Schweinfurt ist ein industriell geprägter Standort, und das wollen wir auch bleiben. Aber wir wissen, dass sich die Industrie, insbesondere die Automobilzuliefererindustrie verändern wird und, dass es möglicherweise durch neue Fertigungsverfahren, durch den E-Motor, zu Einsparungen kommen kann."
Umso wichtiger sei es, frühzeitig Anpassungen am hiesigen Arbeitsmarkt vorzunehmen. "Es ist nach wie vor zentral, dass wir den Standort auf möglichst verschiedene Säulen aufbauen, um ein möglichst breites Arbeitsplatzangebot schaffen zu können", so Rémele.
Bis zum Jahr 2030 sollen die 300 Arbeitsplätze in vier Stufen nach Schweinfurt verlegt werden – die ersten voraussichtlich Mitte 2025, spätestens 2026. Wichtig sei, dass es sich hierbei um keine Zwangsverlegung handele, sagt Füracker. Man setze vor allem auf natürlich Fluktuation.

"Wenn in München eine Stelle frei wird, dann besetzen wir die hier in Schweinfurt nach. Es gibt aber auch viele junge Kolleginnen und Kollegen, die dann wieder näher an ihrer Heimat arbeiten können", so der Minister.
Diskussionen über mögliche Standorte im Landkreis
Raum finden sollen die 300 Beamtinnen und Beamten in einem fünfgeschossigen Neubau, inklusive Tiefgarage, in der Wirsingstraße, in direkter Nachbarschaft der Wirtschafts- und Realschule Pelzl sowie des Bauunternehmens Glöckle, das auch als Investor und Bauherr fungiert.
Optisch soll sich der Bürokomplex durch seine helle Natursteinfassade mit Aluglas-Elementen und großzügigen Fensterfronten gut in die Umgebung einfügen, sagt Carolin Glöckle, Geschäftsführende Gesellschafterin der Unternehmensgruppe Glöckle. Den Mietvertrag für den Bürokomplex habe der Freistaat bereits im Sommer 2022 unterzeichnet.
Über den genauen Standort der Bearbeitungsstelle war im Vorfeld viel diskutiert worden – denn auch im Landkreis waren mögliche Flächen im Gespräch. Letztlich habe aufgrund des erwarteten Pendelverkehrs aber vor allem die gute Anbindung an den ÖPNV für den Standort Wirsingstraße gesprochen, sagt Oberbürgermeister Remelé.
"Um das in anderen Räumen zu gewährleisten, wie zum Beispiel in den Conn-Barracks, hätte noch viel an Entwicklung stattfinden müssen. Das wäre keinesfalls bis 2026 der Fall gewesen", so Remelé. Da die 300 Arbeitsplätze aber vorrangig mit Menschen aus der Region besetzt werden sollen, profitiere auch der Landkreis von der Verlegung nach Schweinfurt.
Neues Sanierungsgebiet soll Nachbarschaft aufwerten
Außerdem habe sich Schweinfurt bereits in der Vergangenheit mit der Verlagerung des Landessozialgerichts und des Landesamtes für Statistik quasi als "Pionier der Behördenverlagerung" erwiesen, plädierte Minister Füracker.
Mit dem Standort in der Wirsingstraße hoffe man zudem, das Viertel zukünftig aufwerten zu können. "Bisher lag das Viertel immer ein bisschen außerhalb des Betrachtungswinkels der Stadtverwaltung", gab Oberbürgermeister Remelé zu. Kürzlich habe man sich nun entschlossen, das Viertel zum Sanierungsgebiet zu machen. In den kommenden Jahren sollen hier unter anderem etwa 100 neue Wohnungen entstehen.
Der Spatenstich solle nun Zeichen des beginnenden Wandels sein. "Oft braucht es eine Initialzündung, um ein Quartier neu zu betrachten und neu zu entwickeln. Ich hoffe, dass wir diese heute erreicht haben", so Remelé.