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Mellrichstadt
Zwei Jahre Corona in Rhön-Grabfeld: Womit ein schwer Betroffener von damals noch heute zu kämpfen hat
Heribert Heuring aus Mellrichstadt erkrankte 2020 schwer an Corona. Mit welchen Spätfolgen er täglich umgehen muss und warum das Virus gefährlich bleibt.
Wie geht es Heribert Heuring aus Mellrichstadt heute – rund zwei Jahre nach seiner schweren Corona-Infektion?
Foto: Christian Hüther | Wie geht es Heribert Heuring aus Mellrichstadt heute – rund zwei Jahre nach seiner schweren Corona-Infektion?
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 23:11 Uhr

Es war der 13. März 2020, als der Landkreis Rhön-Grabfeld den ersten von mittlerweile knapp 20 000 Corona-Fällen meldete. Einer der ersten Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf war Heribert Heuring. Der Mellrichstädter erkrankte über das Osterfest an Corona. Sein Zustand verschlechterte sich so stark, dass er zwischenzeitlich ins Koma versetzt wurde und über viele Wochen in der Klinik behandelt werden musste.

Im Oktober 2020 erklärte er sich bereit, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, um Aufklärung zu betreiben. Zu einer Zeit, als es noch keine Impfangebote gab und allgemein sehr wenig über das Virus und seine Folgen bekannt war.

Lebensqualität ist verloren gegangen

Wie geht es dem 53-Jährigen heute – nach zwei Jahren Pandemie und gut zwei Jahre nach seiner schweren Infektion? "Immer noch durchwachsen", gibt er unumwunden zu. Heuring hätte nie gedacht, dass die Covid-Nachwehen so lange anhalten und diese auch noch in der Zukunft bestehen. Denn: "Ärzte und Physiotherapeuten sind sich einig, dass nun ein Stand erreicht ist, der sich wohl nicht mehr verbessert." Ein bisschen Lebensqualität sei so verloren gegangen.

Konkret bedeutet das, dass Heribert Heuring immer noch an Bewegungseinschränkungen leidet, schnell außer Atem ist und an ausgiebige Sporteinheiten überhaupt nicht zu denken ist: Walken ja, Joggen ganz klar nein. Zudem sei das Tragen der Maske an seinem Arbeitsplatz in Maria Bildhausen "echt schwierig". Über den ganzen Arbeitstag hinweg sei das eigentlich gar nicht möglich.

Ungewissheit über die eigene Tagesform

Hinzu kommt nach dem Aufstehen aus dem Bett die tägliche Ungewissheit, welche Tagesform ihm sein Körper heute anbietet. "Das ist total verschieden und diese Schwankungen sind nicht kalkulierbar", spricht er ein weiteres Problem an. Auch nach einer ausreichenden Menge an Schlaf könne es daher vorkommen, dass er sich schon kurze Zeit später wieder hinlegen könnte. Zudem macht sich hin und wieder Antriebslosigkeit breit, was laut den Ärzten eine Folge der immer noch  schwankenden Blutwerte sein könnte.

Das weiß Heribert Heuring deshalb, weil der regelmäßige Besuch bei Ärzten weiterhin nötig ist. So überprüft ein Kardiologe seine Herztätigkeiten, alle drei Monate geht es zum Lungenfacharzt – eine zeitraubende Geschichte, wie der Mellrichstädter sagt.

"Das bleibt auch erst einmal so. Man muss eben etwas machen, sonst darf man sich nicht beschweren, dass es nicht vorangeht", spricht er seine "Langzeit-Reha" an, die er in seinen Alltag integrieren muss und die es zu organisieren gilt.

Es besteht immer noch Kontakt zum Rhön-Klinikum Campus

Für dieses Jahr will er eine Reha-Maßnahme speziell für Covid-Fälle beziehungsweise Asthmatiker in Angriff nehmen. "Die wird mir auch guttun", ist Heuring überzeugt. Gut tut ihm auch der Kontakt zum Rhön-Klinikum Campus, den er auch nach rund zwei Jahren nicht einschlafen lassen möchte. "Hier sind gute Bekanntschaften entstanden", sieht er auch einen positiven Aspekt aus der damals schwierigen Zeit im Krankenhaus.

Ärzte und Mitarbeiter der Klinik für Neurologie/ Neurologische Intensivmedizin am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt halfen Heribert Heuring (in der Mitte im grauen Hemd) im Jahr 2020 bei der Bewältigung seiner schweren Corona-Infektion.
Foto: Peter Kuhmann/Rhön-Klinikum Campus | Ärzte und Mitarbeiter der Klinik für Neurologie/ Neurologische Intensivmedizin am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt halfen Heribert Heuring (in der Mitte im grauen Hemd) im Jahr 2020 bei der Bewältigung seiner ...

Wenn Heribert Heuring die Diskussionen um Corona-Öffnungsszenarien und den "Freedom Day" hört, ist er zwiegespalten. "Auf der einen Seite habe auch ich den Drang, raus zu gehen, etwas zu unternehmen und Leute zu treffen. Die Sozialkontakte haben durch Corona schon sehr gelitten. Das macht mich als eigentlich geselligen Menschen ein bisschen unzufrieden", gibt er einen Einblick in sein Seelenleben.

Aber: Respekt vor großen Menschenansammlungen hat er noch immer. Ein Besuch in einem vollen Lokal löst ein Gefühl des Unwohlseins aus. "Die Freiheit will jeder. Aber was bin ich bereit, dafür zu opfern?", fragt er sich.

Sorgen um mögliche weitere Spätfolgen

Der 53-Jährige fragt sich das deshalb, weil bei ihm zuletzt immer einmal wieder Phasen eintreten, in denen er nachdenklich wird. "Ich habe mich nie gefragt, warum es gerade mich getroffen hat. Es sind eher Gedanken, was ist denn in fünf oder zehn Jahren? Was bringt diese ganze Sache noch mit sich?". Denn, und das weiß er aus seinem Bekanntenkreis, auch ein nicht so schwerer Krankheitsverlauf kann Spätfolgen mit sich bringen. "Damit rechnet man gar nicht und das sieht man den meisten Menschen ja auch nicht an."

Heribert Heuring hadert jedoch nicht und zeigt sich trotz der Umstände zufrieden. "Denn es hätte ja auch ganz anders ausgehen können."

 
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  • seneca
    Meine Hochachtung. Jemand, der offen aus eigener Erfahrung über die Schwere der Erkrankung spricht und andere warnt. Vor zwei Jahren infiziert, als es noch keine Möglichkeit einer Impfung gab.
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