Es war nur eine Frage der Zeit, wann der erste mit Corona infizierte Patient in Rhön-Grabfeld stationär aufgenommen würde. Seit Samstag liegt ein älterer Herr auf der Intensivstation des Rhön-Klinikum Campus'. Er wurde an ein Beatmungsgerät angeschlossen und ist nach Auskunft seiner behandelnden Ärzte medizinisch stabil.
Auf diesen Fall und auf die unweigerlich kommenden Fälle haben sich die Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger sowie alle weiteren Mitarbeiter auf dem Campus seit Wochen vorbereitet. Abläufe wurden festgelegt und trainiert. Zonen für die Unterbringung und Behandlungen infizierter Patienten festgelegt. In den Schubladen liegen Pläne, wie man solche Bereiche ausweiten kann. Das erläuterte Bernd Griewing (Vorstand Medizin) und Jochen Bocklet (Geschäftsführender Direktor) in einem Pressegespräch am Dienstagnachmittag.
Vorteile des neuen Klinik-Konzepts
Die Grundvoraussetzungen für eine effektive Behandlung seien am neuen Campus in jedem Fall gegeben: Dazu zählen: Hoch spezialisierte Mitarbeiter, moderne Gebäude und Technik, ständige Zusammenarbeit mit Virologen der Uni Marburg und Hygienikern sowie eingespielte Abläufe mit den Rettungsdiensten.
Am Beispiel dieses ersten Patienten schilderte Dr. Michael Schneider, Chef der Zentralen Notaufnahme, welche Mechanismen in Gang kommen, wenn ein solcher Patient in die Notaufnahme kommt. Der Rettungsdienst hatte den Verdacht, dass der Patient unter Corona leiden könnte, schon im Voraus in der Notaufnahme angemeldet. Deshalb wurde er von Personal in Isolationskleidung in einer Isolationseinheit in Empfang genommen und untersucht. Dort wurde auch der Abstrich gemacht, der in Marburg untersucht wurde. Hätte der Mann sich in Lebensgefahr befunden, so hätte er auch in einem Schockraum unter Isolationsbedingungen aufgenommen werden können.
Personal unterstützen
"Das wurde ganz ruhig und normal abgearbeitet", sagte Dr. Hassan Soda, Chef der Akutneurologie. Die Mitarbeiter seien im Umgang mit Infektionen sehr geübt, schließlich werden sie häufig mit ansteckenden Krankheiten, sei es eine Grippe oder Noroviren konfrontiert.
Noch ist die Zahl der schweren Corona-Fälle, die auf dem Campus behandelt werden sollen, nicht hoch, das Personal stehe dennoch enorm unter Druck. "Das geht nicht an uns vorbei", sagte Griewing. "Die Mitarbeiter brauchen jetzt und in den kommenden Wochen und Monaten Respekt und Motivation von außen." Sie seien auf die Unterstützung und die Wertschätzung aller angewiesen.
Dazu gehöre auch, dass Besucher und Patienten die Einschränkungen der Besuchsmöglichkeiten respektieren und ihre Wut nicht an den Krankenschwestern oder den Mitarbeiterinnen der Rezeption auslassen. Die Zugangsmöglichkeiten zum Klinikum wurden reduziert, damit man die Patienten und Besucherströme besser lenken kann. Am Haupteingang steht ein Sicherheitsdienst. Und, das wurde etwas verschämt hinzugefügt, man wäre schon auch dankbar, wenn Besucher keine Schutzmasken und Desinfektionsmittel klauen würden.
Was jeder Einzelne tun kann
Versorgungsprobleme mit solcher Ausrüstung habe man nicht. Eine Lieferung, die auf die Krankenhäuser des Konzerns verteilt wird, sei unterwegs - und stehe unter Bewachung.
Eine Bitte an alle Rhön-Grabfelder
Damit die Mitarbeiter des Krankenhauses nicht an ihre Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit getrieben werden, hat Griewing eine Bitte an alle Rhön-Grabfelder: "Nehmen Sie die Empfehlungen der Politik und des Robert-Koch-Instituts ernst, schützen Sie die alten und chronisch kranken Menschen." Ein Plädoyer, das angesichts der Menschenmassen auf dem Kreuzberg und auf dem Bad Neustädter Marktplatz am sonnigen Wochenende durchaus angemessen erscheint.