"Ich bin seit Tagen positiv auf Corona getestet und vom Gesundheitsamt hat sich noch niemand bei mir gemeldet!" Dieser Vorwurf ist schon in der Vergangenheit zu hören gewesen. Seit die Omikron-Variante im Landkreis für Infektionszahlen in bisher unbekannter Höhe sorgt, ist er noch häufiger geworden. Das dazu eingerichtete Kontakt-Tracing-Team (CTT) schafft es einfach nicht mehr, alle neu gemeldeten Corona-Fälle zu bearbeiten, räumen Landrat Thomas Habermann und Dr. Anne-Rose Denzel vom Gesundheitsamt in Bad Neustadt in einem Pressegespräch unumwunden ein. Dabei stellten sie eine Neuerung vor, mit deren Hilfe die Situation verbessert werden soll.
Gesundheitsamt überlastet
Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes seien in der aktuellen Situation aber nicht nur in Bad Neustadt völlig überlastet, sondern bundesweit, weiß der leitende Impfarzt Dr. Helmut Klum. Die Zahl der neu gemeldeten Infektionen könne zwar an das Robert Koch-Institut in Berlin (RKI) gemeldet werden, die vorgeschriebene Erfassung weiterer Daten der Infizierten für das RKI sowie das Landesamt für Gesundheit (LGL) oder die Information der Betroffenen über die Quarantäne sei mit der bisherigen Herangehensweise derzeit nicht mehr zu schaffen.
Im CTT seien zwischen zehn und 20 Mitarbeiter beschäftigt, die hätten allerdings noch verschiedenste weitere Aufgaben zu bewältigen. Die Bugwelle der noch nicht vollständig bearbeiteten Neuinfektionen, die man vor sich herschiebe und die derzeit täglich anwachse, beträgt aktuell zwischen 300 und 400 Fälle, schätzt Anne-Rose Denzel. Manche Betroffene seien schon fast aus der Quarantäne, bis sie überhaupt kontaktiert würden.
Aus diesem Grund sollen nun die Daten der Infizierten nicht mehr nur abgefragt werden. Die Betroffenen können sie jetzt über ein Formular im Internet selbst eingeben. Ob beim Arzt oder bei einer Teststation, wer positiv auf Corona getestet wird, dessen Ergebnis wird auch weiterhin an das Gesundheitsamt gemeldet und er muss in Quarantäne. Anders als bisher muss der Infizierte jetzt aber nicht mehr warten, bis das Kontakt-Tracing-Team sich bei ihm meldet und ihn ausführlich befragt. Eine Arbeit, die oft relativ viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Betroffene kann nun selbst aktiv werden und in Ruhe den Fragenkatalog am Computer abarbeiten und dem Gesundheitsamt "wahnsinnig viel Arbeit abnehmen."
Neuer Internetauftritt
Ab sofort hat der Landkreis dazu seinen Internetauftritt geändert. Schon auf der Startseite von www.rhoen-grabfeld.de kann man über das Feld "Meldeformular: Ich bin positiv getestet" auf die entsprechende Seite klicken und dort die Fragen beantworten. Unter dem Unterpunkt Corona finden sich neuerdings auch die verschiedensten Informationen über die Pandemie in neuer Form, darunter auch konkrete Orientierungshilfen im Falle einer Infektion.
Abgefragt werden über das Meldeformular neben Name und Adresse die Art des Beschäftigungsverhältnisses, zum Beispiel in der kritischen Infrastruktur, Krankheitssymptome, Vorerkrankungen, die Daten der Schutzimpfungen oder die Kontakte zu Haushaltsangehörigen. Die sollte man natürlich wahrheitsgemäß beantworten. Ebenso, wie das bislang auch schon bei der telefonischen Befragung durch das CTT der Fall war. Hat der Infizierte das Formular abgeschickt, erhält er eine entsprechende Bestätigung und in der Folge ein "Isolationsschreiben", wie es Anne-Rose Denzel bezeichnete.
Meldeformular kein Muss
Die Landkreise Schmalkalden-Meiningen und Aschaffenburg hätten mit dieser Umstellung von einem Hol- auf ein Bringsystem gute Erfahrungen gemacht und die von ihnen entwickelten Programme dankenswerterweise dem Landratsamt in Rhön-Grabfeld zur Verfügung gestellt, wo sie an die hiesigen Gegebenheiten angepasst wurden, so Landrat Habermann.
Wie den weiteren Verantwortlichen auch ist ihm wichtig, dass Infizierte das Formular nicht ausfüllen müssen. Wer sich nicht über das Internetformular anmelden will oder anmelden kann, werde weiterhin vom CTT kontaktiert.