
Für die Verantwortlichen der Stadt Bad Neustadt schien es, als wäre die Ideallösung in puncto Glasfaser gefunden: "Wir können als Kommune glücklich sein, fast jedem Haushalt einen Glasfaseranschluss zur Verfügung stellen zu können", sagte denn auch Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner in der jüngsten Stadtratssitzung.
Das ideale Szenario sah folgendermaßen aus: Teils sollten die Bad Neustädter Glasfaser erhalten über einen geförderten Ausbau der Telekom (Dürrnhof, Löhrieth, der westliche Ortsbereich von Lebenhan und zahlreiche Gewerbebereiche), teils über einen eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekom (in der Kernstadt sowie der westlichen Außenstadt von Bad Neustadt). Ergänzend wollte das Unternehmen Leonet nahezu alle übrigen Stadtteilbereiche eigenwirtschaftlich mit Glasfaser versorgen. Mit Ausnahme von Lebenhan-Ost hätte so früher oder später Gesamt-Bad Neustadt Glasfaser-Anschlüsse erhalten können.
Die Telekom will mehr Gebiete ausbauen als anfangs geplant
Inzwischen allerdings gibt es erste Momente des Zweifels, ob sich das Anschluss-Glück für Gesamt-Bad Neustadt wirklich in naher Zukunft realisiert. Auslöser ist die Nachricht, dass die Telekom ihre Ausbauzusagen jüngst noch einmal erweiterte. Entgegen früheren Ankündigungen möchte sie nun doch Teile von Brendlorenzen und Herschfeld eigenwirtschaftlich ausbauen. In diesen Gebieten ist derzeit allerdings Leonet dabei, Vorverträge abzuschließen.
Dass die Telekom nun plötzlich dort mit von der Partie ist, verwirrt nicht nur manchen Bürger, sondern verärgert auch Mitbewerber Leonet. Die Ausbaupläne von Leonet für die Stadt Bad Neustadt seien bewusst so konzipiert worden, dass bereits bestehende Glasfasergebiete nicht überbaut werden, sondern dass es zu einer Ergänzung beziehungsweise insgesamt Erweiterung der Verfügbarkeit von Glasfaser-Internet komme, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.
Leonet: "Das Marktagieren des Mitbewerbers gleicht dem eines Elefanten im Porzellanladen."
"Das Marktagieren des Mitbewerbers gleicht dem eines Elefanten im Porzellanladen. Denn mit der Ankündigung wird das gemeinsame Projekt von Landkreis und Leonet direkt torpediert. Die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projekts wird dadurch gefährdet", wird Leonet-Geschäftsführer Martin Naber in der Mitteilung zitiert.

Tatsächlich hatte die Stadt Bad Neustadt im Sommer 2023 mit Leonet eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet und im Zuge dessen zugesagt, Leonet bei der Vorvermarktung zu unterstützten. Trotzdem könnten sie der Telekom nun aber den Zugang zu weiteren Gebieten in der Stadt nicht verwehren, erläuterte Werner im Stadtrat: "Wir haben einen freien Wettbewerb." Wettbewerb sei immer gut. Teils hätten Bürger in einzelnen Stadtbereichen nun sogar die Möglichkeit, zwischen zwei Angeboten zu wählen.
Bürgermeister: "Wir können nur die Infos weitergeben, die wir gerade haben."
Das wiederum monieren aber nun Bad Neustädter, eben aus Herschfeld und Brendlorenzen, die jüngst bei Leonet einen Vorvertrag unterzeichnet haben, aber lieber Telekom gewählt hätten. Bis Ende Januar hatten sie von Stadt und Stadträten die Aussage bekommen, dass die Telekom in Herschfeld und Brendlorenzen nicht tätig werde. Ein Anschluss bei Leonet war ihnen sogar empfohlen worden, damit die Stadt Bad Neustadt die Anschlussquote von 25 Prozent erreicht. Denn, nur wenn ein Viertel der Anschlussnehmer einen Versorgungsvertrag abschließt, will Leonet ausbauen.
"Wir können immer nur die Infos weitergeben, die wir gerade haben", so Bürgermeister Werner. Der Appell, bei Leonet abzuschließen, sei die zum damaligen Zeitpunkt allein richtige Empfehlung gewesen, stellt Robert Foidl (Freie Wähler) klar. "Auch Teile des Stadtrats haben Vorverträge mit Leonet geschlossen", ergänzt Alexander Barthelmes (CSU).
Telekom: "Wir scheuen den Wettbewerb nicht."
"Der Infrastrukturausbau ist ein dynamisches Geschäft", so Markus Jodl, Unternehmenssprecher bei der Deutschen Telekom. Die Telekom habe bereits bei der Ankündigung für den Ausbau der Kernstadt sowie der westlichen Außenstadt im April 2023 erklärt, dass sich im Zuge der Durchführung des Breitbandausbaus Änderungen am Ausbaugebiet ergeben können. "Die Ausbaustrategie von Wettbewerbern spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Wir scheuen den Wettbewerb nicht."
Während die Ausbauzusage der Telekom nicht an das Erreichen einer Vermarktungsquote geknüpft ist, ausgebaut wird laut Telekom in den genannten Bereichen in jedem Fall, verhält sich das bei Leonet anders. Noch bis Ende Februar läuft hier die Vorvermarktungsphase. Ausgebaut wird nur bei ausreichender Nachfrage. Aktuell liege man in Bad Neustadt bei 16 Prozent, so Leonet-Pressesprecher Wolfgang Wölfle. 25 Prozent ist die Zielzahl.
Könnten Teile Bad Neustadts nun vielleicht doch vorerst leer ausgehen?
"Sollte die Telekom an ihrer Strategie festhalten, dann müssen wir die neue Sachlage einer internen Bewertung hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der geplanten Glasfaserausbauten in Bad Neustadt und den damit verbundenen Millioneninvestitionen unterziehen", schreibt er in der Pressemitteilung weiter.
Ein Satz, der zumindest aufschreckt: Sollten, im ungünstigsten Fall, die Leonet-Ausbauten in Bad Neustadt nicht realisiert werden, könnte in Zukunft beispielsweise der Mühlbacher oder Gartenstädter komplett ohne Glasfaser dastehen. Ob dann die Telekom auch in jenen Gebieten einspringen würde, für die sie bisher keine Ausbau-Absichten hatte? "Ich spekuliere nicht über die Geschäftsentscheidungen Dritter. Über diese Brücke gehen wir, wenn es so weit ist", so Telekom-Sprecher Markus Jodl.
"Im Moment sehe ich seitens der Kunden noch keinen Anlass zur Sorge", so Jörg Geier, Leiter der Kreisentwicklung am Landratsamt Rhön-Grabfeld. Was er sehe, sei "ein Ringen um Kundschaft". Als Kommune könne man da nicht proaktiv eingreifen. Prinzipiell sagt er: "So ein Breitband-Ausbau ist ein Dauer-Thema." Selbst, wenn es mal einen Rückschlag geben sollte: "Es geht immer weiter."
Glasfaser für Bad Neustadt: Da die Aufteilung der Gebiete, welcher Anbieter wo in Bad Neustadt vertreten ist, recht komplex ist, hat der Leitende Beamte der Stadt, Maximilian Pfister, eine Liste mit allen Bad Neustädter Straßenzügen erstellt. Aus dieser Liste auf der Internetseite der Stadt Bad Neustadt ist für jeden Bewohner ersichtlich, bei welchem Anbieter er abschließen kann.
https://leonet.de/rhoen-grabfeld/
Insofern: es wird spannend, ob in Salz und auch NES die 25 Prozent erreicht werden...
Und am Ende haben - wenn es schlecht läuft- die Leute in den Außenbezirken das Nachsehen - die bekommen gar keine Glasfaser- weil der Anbieter, der als erstes ausbauen wollte, am Ende die Quote für den eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht erreicht wird.
Ist schon oft genug passiert….
Und jetzt schau‘n mer mal was hier passiert.😉