Zahlreiche Besucher informierten sich beim „Tag der offenen Tür“ an der Biogasanlage über regenerative Energiegewinnung. Die Veranstaltung stellte die Biogastechnologie einer breiteren Öffentlichkeit vor. In kleinen Gruppen erhielten die Besucher an sechs Stationen zehnminütige Führungen über die Biogasanlage mit Vorstellung der verschiedenen Bauwerke und technischen Anlagen nebst Erklärungen zum Betriebsablauf.
So gewährten die Gesellschafter der Biomasse-Wärmeversorgung Ostheim und einige der 23 Zulieferlandwirte interessante Einblicke an dem Annahmebereich, Hygienisierung, Faulbehälter und den zwei unterirdischen Pufferspeichern.
„Sehr zufrieden“ ist Geschäftsführer Hubert Dörr mit der Anlage, die Ende letzten Jahres in Betrieb genommen wurde. „Damit können wir 5,5 Millionen Kilowatt-Stunden Strom erzeugen“, rechnet der Geschäftsführer vor. Der jährliche Stromverbrauch eines Drei-Personen Durchschnittshaushaltes beträgt 3500 kWh. Legt man die 3548 Ostheimer Einwohner zu Grunde, so deckt die Biogasanlage den Stromverbrauch der Privathaushalte zu gut 130 Prozent (rund ein Drittel mehr als die Ostheimer Privathaushalte verbrauchen). Nachdem im Dezember 2011 die örtlichen Schulen an das Nahwärmenetz angeschlossen wurden, sind aktuell 50 Wärmelieferungsverträge mit den zukünftigen Anschlussnehmern abgeschlossen.
Über die große Resonanz und den überaus positiven Zuspruch beim Tag der offenen Tür freute sich Hubert Dörr, denn bei Baubeginn im Oktober 2011 hatte nicht ein jeder Gefallen an dem Projekt gefunden. Seitdem ist es aber den Gesellschaftern der Biogasanlage gelungen, ein Nahwärmenetz für ein festgelegtes Gebiet in Ostheim aufzubauen.
Hubert Dörr zählt die Vorteile auf: Die von örtlichen Landwirten der Region gebaute und betriebene Biogasanlage liefert neben elektrischen Strom die Wärme in hocheffizienter Form für das Wärmenetz. Die Energie für die Anlage kommt aus der Umgebung, so dass die daraus entstehende Wertschöpfung der Kommune wieder direkt zu Gute kommt. Die Stadt Ostheim verfügt mit der Wärmeleitung und der Wärmebereitstellung aus Erneuerbaren Energien über ein Zukunftsmodell für künftige Generationen und investiert damit in die umweltfreundliche Entwicklung der Stadt. Neben der Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, wird ein wesentlicher Beitrag zu CO•-Minderung geleistet.
Viele Bürger nahmen den Aktionstag zum Anlass, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, dass mit dem Bau der Anlage strikt darauf geachtet worden ist, dass Geruchs- und Geräuschimmissionen sich in engen Grenzen halten. In naher Zukunft wird noch um die Anlage ein bepflanzter Erdwall errichtet werden.
Also nutzten beim Tag der offenen Tür viele Gäste die Chance und kletterten bei der Führung auf den kreisrunden Fermenter. Beim Blick durch ein Bullauge wurde den Besuchern klar, wie der Prozess funktioniert: Gefüttert wird das Herzstück der Anlage mit Mais, Gras und Gülle direkt aus dem Stall. Die Biomasse vergärt, es entsteht Gas. Das Biogas wird aus dem Fermenter abgesaugt und über einen Speicher zu einem Blockheizkraftwerk (BHKW) geleitet, wo durch Kraft-Wärme-Kopplung umweltschonend Strom und gleichzeitig Wärme erzeugt wird. Die elektrische Energie kann ins öffentliche Elektrizitätsnetz eingespeist werden (EEG) und die Wärme wird an die Abnehmer weitergegeben. Die vergorenen Pflanzenreste schließen den Kreislauf und kommen als hochwertiger Dünger wieder zurück auf die Felder.
Der Projektleiter des Biomasse-Wärmenetzes in Ostheim, Michael Gottwald von der Bayerischen Rhöngas, erläuterte den Besuchern die Funktionen der Speicher. Diese werden in der Nacht beladen, am Tag wird die gespeicherte Wärme dann an die Lieferanten abgegeben. Eine rentable Anschaffung, die den fossilen Brennstoff enorm reduzieren wird.
An der Anlage der Biomasse Wärmeversorgung Ostheim GmbH & Co. KG sind 23 Landwirte aus Ostheim, Oberwaldbehrungen, Stetten, Sondheim/Rhön, Nordheim, Filke, Willmars und Stedtlingen als Lieferanten beteiligt.