Immer mehr Firmen und Investoren wollen in Rhön und Grabfeld große Freiflächen-Photovoltaikanlagen installieren. Bei der Stadt Ostheim häufen sich die Anfragen. Wie Bürgermeister Steffen Malzer bei der Stadtratssitzung informierte, sind darüber hinaus noch weit mehr Anfragen nach Anschlusspunkten für großflächige Anlagen beim Überlandwerk Rhön eingegangen, als der Stadt bislang bekannt sind. Nun sind die Bürgervertreter gefragt: Wollen sie es zulassen, dass das Streutal mit großen Photovoltaikanlagen zugepflastert wird oder soll der Fokus auf dem Erhalt der Kulturlandschaft mit Blick auf den Tourismus gelegt werden?
Auch die Streutalallianz hatte die Goldgräberstimmung in puncto Photovoltaik bereits thematisiert. Die Gemeinden haben Rahmenbedingungen festgelegt, damit im Streutal einheitlich und gemeinsam gehandelt wird.
Die Ostheimer Stadträte haben sich diesbezüglich noch einmal klar positioniert und mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss bestätigt, den das Vorgängergremium bereits im März 2020 gefasst hatte: Die Stadt lehnt grundsätzlich die Einleitung von Bauleitplanverfahren zur Ermöglichung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf dem Gemeindegebiet ab. Wie Bürgermeister Steffen Malzer anführte, habe man mit diesem Beschluss gute Argumente bei Anfragen von Investoren an der Hand.
Investoren wollen riesige Flächen versiegeln
Elke Bassil, Bettina Graumann, Karina Dietz und Julian Lörzel lagen ganz auf der Linie des Stadtchefs. Ihrer Meinung nach machen diese Anlagen in der Region erst Sinn, wenn es eine Möglichkeit gibt, Strom speichern zu können. Zudem solle gerade mit Blick auf den Tourismus hier mit viel Bedacht gehandelt werden. Rainer Schnupp hingegen hatte seine Probleme mit dem Grundsatzbeschluss. Der Bau großer Photovoltaikanlagen etwa über die Energieallianz Bayern biete eine Einnahmequelle für Landwirte und die Stadt, argumentierte er.
Lothar Hahl hingegen sieht in dem Grundsatzbeschluss eine gute Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Außenbereiche der Stadt mit Anlagen zugepflastert werden. Steffen Malzer nannte dazu noch ein paar Zahlen: Nach Angaben des Überlandwerks wurden Flächen von jeweils 30 Hektar in den Gemeindegebieten von Ostheim, Sondheim/Rhön und Nordheim für den Bau von Photovoltaikanlagen angefragt. Angesichts dieser Menge mussten einige Bürgervertreter schlucken. Udo Trabert merkte schließlich an, dass es in Ostheim noch viele freie Dachflächen gebe, die ebenfalls zur Stromerzeugung genutzt werden können. "Und wir haben noch unsere Biogasanlage, das reicht für Ostheim", so sein Standpunkt.
Die Nachfrage nach Bauplätzen in Ostheim ist immens
Die Stadt Ostheim weist ein neues Baugebiet an der Burgstraße aus, in dem 25 Bauplätze entstehen werden. Die Nachfrage ist immens. Einheimische, aber auch Interessenten von außerhalb wollen sich im Streustädtchen niederlassen. Laut Bürgermeister haben die Grundstücke eine Größe von 700 bis 750 Quadratmetern. Derzeit gibt es bereits eine Warteliste für Bauwillige, machte Malzer deutlich. Für die Stadt Ostheim, die über kein freies Bauland mehr verfügt, ein deutliches Zeichen, dass gehandelt werden muss, um vor allem junge Familien in der Stadt zu halten.
Im Zuge der Bauleitplanung wurden 50 Träger öffentlicher Belange angeschrieben, 24 Antworten sind inzwischen eingegangen, die der Bürgermeister zusammen mit Kristin Demar vom Planungsbüro Ledermann aus Bahra vortrug. Sehr verärgert zeigte sich Steffen Malzer dabei über die Stellungnahme des Amts für ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Die Behörde meldet Bedenken an, da in den Gemeinden im Streutal die Innenentwicklung gestärkt werden und eine Siedlung an den Ortsrändern vermieden werden soll. Das Amt prognostiziert der Stadt Ostheim einen Bevölkerungsrückgang und listet Leerstände im Innenbereich auf, die in der Form laut Stadtchef aber gar nicht gegeben sind. "Wenn 29 Anfragen nach Bauland keine ausreichende Begründung für die Ausweisung eines neuen Baugebiets sind, weiß ich nicht, welche Gründe dann zählen sollen", ärgerte sich Malzer.
Stadt macht Bauherren nur wenige gestalterische Vorgaben
Das ALE kritisiert ebenfalls, dass die Stadt den Bauherren nur wenige gestalterische Vorgaben machen will. Laut Amt soll die regionale Baukultur erhalten werden, weshalb die Stadt aufgefordert wurde, die Pläne zu hinterfragen. Dies sorgte bei den Bürgervertretern für Kopfschütteln. "Wir haben die Gestaltung ausführlich diskutiert und werden dies jetzt nicht mehr infrage stellen", sagte Malzer, und so lautete auch der Tenor im Gremium. Im neuen Baugebiet zwischen dem Kleinen Burgweg und der Burgstraße soll es moderne Bauformen geben.
"Wir haben keinen Leerstand, aber jede Menge Nachfrage. Wenn wir jetzt nicht reagieren, wandern die Familien in Nachbargemeinden ab", machte Malzer deutlich. Und hob hervor, wie aktiv die Stadt auch die Innenentwicklung vorantreibt, unter anderem durch Förderprogramme für Investitionen zur Wiederbelebung von alten und leerstehenden Anwesen.
Und wann ist nun mit dem ersten Spatenstich im neuen Baugebiet zu rechnen? Die Planungsphase soll Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, dann folgt die Ausschreibung der Tiefenplanung. 2022 sollen die Grundstücke erschlossen werden. Ist die Straße im neuen Baugebiet fertiggestellt, können die Bagger der Häuslebauer anrücken. Kristin Demar schätzt, dass das Anfang 2023 der Fall sein wird.