
Am #Flotzmaulfreitag haben Hilde, Alfred, Balou und Co. ihren Auftritt in Sulzdorf an der Lederhecke (Landkreis Rhön-Grabfeld). Die Kühe mit den kreativen Namen halten an diesem Tag regelmäßig ihre Nasen in die Kamera von Carolin "Caro" Gropp und sind Teil von "Caros Landliebe – Galloway und Co.". Unter diesem Motto postet die 31-Jährige auf Facebook und Instagram Fotos, Videos und Storys vom Bauernhof. Die Follower sind dabei, wenn "Übermut in Kuhhausen" herrscht, ein "schwerkriminelles" Kälbchen den Zaun durchbrechen will oder die Tier-"Gang" Zuwachs bekommt.
Von der Städterin in Würzburg zur Landwirtin in Sulzdorf in Rhön-Grabfeld
Dass die 31-jährige Caro Gropp auf einem Hof im 1100-Einwohner-Örtchen Sulzdorf die Tiere pflegt, sich um die Direktvermarktung des Fleisches kümmert oder bei der Ernte hilft, war nicht vorgezeichnet. Ihr Vater stammt zwar von einem Bauernhof und die Großeltern ihrer Mutter betrieben ebenfalls Landwirtschaft. Caro Gropp träumte immer von einem Leben auf dem Land. Trotzdem wohnte die Oberkellnerin, die auch Betriebswirtschaft studiert hat, mitten in Würzburg.
"Im heißen Sommer 2018 habe ich einen Lagerkoller bekommen. Ich habe gespürt, dass ich in der Stadt keine Luft mehr kriege", erinnert sich die 31-Jährige. Caro Gropp will damals einfach nur weg aufs Land, egal wohin. Sie kauft sich ein altes Haus in Sulzdorf und lernte ihren späteren Lebensgefährten Sebastian "Basti" Schmidt aus demselben Ort kennen. Er bewirtschaftet mit seinen Eltern und seinem Bruder einen Hof mit 120 Hektar Grün- und Ackerland.
Warum Caro Gropp und Sebastian Schmidt das Fleisch direkt vermarkten
Plötzlich ist Caro Gropp mitten drin im Landleben auf dem Hof der Familie Schmidt. Mindestens zwei bis drei Stunden täglich beschäftigt sich Gropp mit Ingeborg und fünf weiteren Katzen und Hund Frodo. Außerdem mit den Hühnern, den Milchkühen (Fleckvieh) und den Galloway-Rindern. Die haben sie und Sebastian Schmidt jetzt angeschafft, weil sie die Fleckviehhaltung aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben müssen. Caro Gropp liest sich Wissen über Landwirtschaft an und erweitert ihre Kenntnisse, indem sie Dinge einfach ausprobiert.

Sie und ihr Partner wollen, dass es den Tieren gut geht – zu Beginn, während und am Ende ihres Lebens. "Wenn ich Fleisch esse, möchte ich es so produzieren, dass ich es vertreten kann", sagt Caro Gropp. Deshalb setzen Gropp und Schmidt seit kurzem auf die Direktvermarktung des Fleckvieh-Fleisches, so können sie den gesamten Prozess von der Zucht bis zum Verkauf des Fleisches selbst steuern. Die Galloway-Rinder werden erst in einigen Jahren geschlachtet, um ihnen mehr Zeit zum Wachsen zu geben.
Caro Gropp möchte, dass die Menschen regionale Lebensmittel mehr wertschätzen
Im August 2019 startet Caro Gropp auf Instagram und Facebook "Caros Landliebe" und wird zur "Influencerin vom Bauernhof". Warum? "Ich fand die Tiere süß und wollte das mit allen teilen. Außerdem ist es mir wichtig, den Kunden transparent zu zeigen, wie wir auf dem Hof arbeiten und wie es den Tieren geht", erklärt Gropp.
Sie möchte den Menschen die Landwirtschaft wieder näher bringen und wünscht sich, dass sie mehr Wert auf regionale Lebensmittel legen. Deshalb nutzt sie Social Media auch für die Direktvermarktung als Werbe- und Marketing-Instrument. Außerdem hilft Instagram ihr, sich mit anderen Landwirten und Landwirtinnen auszutauschen.
Warum auf dem Hof nicht immer alles idyllisch ist
"Landwirtschaft ist viel Arbeit, ich gehe oft über meine Grenzen", macht die 31-Jährige deutlich. Es gebe nicht nur schöne Seiten. "Ich muss auch einmal von einem Tier Abschied nehmen. Oder ärgere mich, weil wegen der Trockenheit die Ernte schlecht ausfällt. Aber die Tiere geben mir alles wieder zurück", nennt Gropp Beispiele.
Ihre Posts sind nachdenklich oder auch unterhaltsam. Zum Beispiel der #Flotzmaulfreitag: Regelmäßig freitags postet Caro Gropp ein "Flotzmaul", also die "Nase" einer Kuh. Die ist beim Rind so individuell wie der Fingerabdruck beim Menschen. Bis ein Social-Media-Inhalt ihren Ansprüchen genügt, "gehen schon mal zwei bis zweieinhalb Stunden" drauf. Gropp legt Wert auf einen sinnvollen Text und gute Fotos. "Die Kühe sind nicht immer gleich fotogen, manchmal glotzen sie einfach blöd", sagt Caro Gropp und lacht. Geld direkt über Social Media verdienen kann sie bei 2700 Followern nicht.
Mit den "Trecker Babes" von Kabel 1 wurde es nichts
Doch sie freut sich über Engagements, die sie durch "Caros Landliebe" erhält. So ist sie Feldbotschafterin des bayerischen Bauernverbandes und wurde vom ZDF zu einem Umstyling eingeladen, Übernahme aller Kosten und Aufwandsentschädigung inklusive. Mit den "Trecker Babes" von Kabel 1 klappte es nicht: "Das Team hat auf dem Hof gedreht. Anscheinend war ich nicht 'tussig' genug, sie haben mich nicht in die Sendung aufgenommen. Aber ich bin eben, wie ich bin und verstelle mich nicht."

Trotz der vielen Arbeit und mancher Schwierigkeit könne sie sich kein anderes Leben mehr vorstellen, sagt Gropp. Wenn sie traurig oder genervt ist, geht sie zu den Tieren. "Es gibt nichts Entspannenderes, als einer Kuh beim Grasen zuzusehen." Auch die Herdendynamik findet sie interessant. Ohnehin seien Tiere oft die besseren Menschen. "Sie sind ehrlich. Wenn die Kuh keinen Bock auf mich hat, dreht sie sich um und geht."