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Großbardorf
Großbardorfs Kita-Außenstelle auf dem Bauernhof: Hühner, Ziegen und Schafe warten schon auf die Kinder
15 Vorschulkinder starten mit ihren Betreuerinnen am 4. Oktober auf dem Hof im Siedlungsweg zu einem spannenden Abenteuer. Was gibt es dort zu erleben?
Heidi Geßner mit einem der Seidenhühner, die eigens für den Treffpunkt Bauernhof angeschafft wurden. 
Foto: Michael Petzold | Heidi Geßner mit einem der Seidenhühner, die eigens für den Treffpunkt Bauernhof angeschafft wurden. 
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:37 Uhr

Es ist Neuland, das die Teilnehmer am 4. Oktober betreten. Auf dem etwas außerhalb von Großbardorf gelegenen Bauernhof von Heidi Geßner nimmt eine Außengruppe der Katholischen Kindertagesstätte St. Margaretha ihren Betrieb auf. 15 Vorschulkinder sollen dort erleben, was es heißt, in einen landwirtschaftlichen Betrieb eingebunden zu sein.    

"Wir werden viel probieren müssen", sagt die angehende Landwirtschaftsmeisterin, denn eine Blaupause für den Betrieb ähnlich gearteter Einrichtungen gibt es nicht. Der 36-Jährigen schwebt eine Art Verschmelzung von Kita und Bauernhof vor. Wie das vollzogen werden soll, ist nicht bis ins Detail geplant. "Das wird ein Abenteuer für alle Beteiligten", freut sie sich.

Ihre Aufgabe sieht Heidi Geßner zunächst in der Projektarbeit, bei der den Kindern Themen nahegebracht werden, die sich um die Tierhaltung drehen oder sich mit Fragen beschäftigen, wie etwa, was alles auf der Wiese wächst. Das Leben mit den Jahreszeiten soll sich wie ein roter Faden durchs Kindergartenjahr ziehen, mit Säen im Herbst oder Frühjahr und ernten im Sommer.        

Mit Steinen und Erde spielen am Treffpunkt Kindergarten

Weil die Kinder den ganzen Tag über auf dem Bauernhof im Siedlungsweg bleiben, stehen jetzt dort Container für den Aufenthalt bei schlechtem Wetter und für andere Angebote sowie für Sanitäranlagen. Der zweite Bereich trägt die Bezeichnung "Treffpunkt Bauernhof" und liegt komplett im Freien. Hier werden die kleinen Buben und Mädchen Gelegenheit haben, mit verschiedenen Steinen und Erdsorten Erfahrungen im Spiel zu sammeln. Gewissermaßen als Ersatz für einen Sandkasten, wie Heidi Geßner sagt. Daran schließt sich das Hühnergehege mit den als besonders leicht zu handhabenden und eigens angeschafften Seidenhühnern an sowie ein ausgebauter Bauwagen, in dem Vorschulübungen stattfinden können.

In diesen Containern auf dem Gelände des Bauernhofes ist die Außengruppe des Großbardorfer Kindergartens untergebracht. 
Foto: Michael Petzold | In diesen Containern auf dem Gelände des Bauernhofes ist die Außengruppe des Großbardorfer Kindergartens untergebracht. 

Beide Bereiche werden mit einem Zaun umgeben sein, weil die Kinder sich nicht ohne Aufsicht auf dem Bauernhof bewegen sollen. Das wäre zu gefährlich, weil das Leben hier mit den täglichen Arbeiten ganz normal weitergehen wird. Maschinen stehen im Hof, Leitern sind an Hauswände angelehnt und Gartengeräte liegen griffbereit. Schließlich gibt es jede Menge zu tun auf dem Hof, zu dem 70 Hektar Ackerland und 40 Hektar Wiesen gehören. Angebaut wird Getreide und Mais für die Biogas-Anlage im Dorf. Rinder, Schafe, Ziegen, die Hühner und die beiden freundlichen Border-Collie-Weibchen Lotte und Lizzi, die Mutter und Tochter sind, leben dort. Außerdem betreiben die Geßners in Gemeinschaft eine Haselnuss-Plantage.        

Eine kleine Nische in der Sozialen Landwirtschaft

Nicht gerade ein kleiner Betrieb, der aber auch nicht so groß ist, um bei den Hektarkönigen mitzumischen. Um auch künftig auf dem Markt eine Chance zu haben, suchen sich viele dieser Betriebe mehrere Standbeine oder spezialisieren sich, wie es etwa Bio-Landwirte tun oder Familien, die Direktvermarktung betreiben oder Ferien auf dem Bauernhof anbieten. Heidi Geßner hat sich nach dem Besuch eines Seminars für die Soziale Landwirtschaft entschieden. Nicht zu verwechseln mit der Solidarischen Landwirtschaft, die unter anderem Patenschaften für Nutztiere anbietet.    

Noch gibt es jede Menge zu tun rund um den Treffpunkt Kindergarten, an dem Heidi Geßner mit ihrem Hund Jenny steht.
Foto: Michael Petzold | Noch gibt es jede Menge zu tun rund um den Treffpunkt Kindergarten, an dem Heidi Geßner mit ihrem Hund Jenny steht.

Von dem Naturkindergarten, der im Seminar vorgestellt wurde, war die junge Frau restlos begeistert. "Ich hab dort nur glückliche Gesichter gesehen", sagt sie und strahlt. "Da hab ich mir gedacht, das will ich auch." Leichter gesagt als getan, denn die reine Form des Naturkindergartens ohne feste Behausung und fließendes Wasser ließ sich nicht verwirklichen. Dafür möchte Heidi Geßner aber nicht nur Kinder mit dem Angebot ansprechen, sondern auch Senioren und Menschen mit Behinderung. 

Bruder und Schwester hatten zunächst kein Interesse an der Landwirtschaft

Noch viel Arbeit liegt vor ihr und ihrer Familie, bis alles so weit bereit ist und die Außenstelle des Kindergartens bezugsfertig ist. Und dennoch hätte wohl kaum jemand vor 20 Jahren geglaubt, dass es überhaupt so weit kommen würde. Denn Heidi Geßner hatte nach der Schule, mit 16 Jahren, überhaupt kein Interesse an der Übernahme eines Bauernhofs und lernte lieber Zahnarzthelferin.  Auch ihr jüngerer Bruder absolvierte zunächst eine Schreinerlehre, bevor er sich dann doch für die Landwirtschaft interessierte und heute Agrarwirtschaft studiert. Und Heidi Geßners Ehemann Sebastian ist in der Verwaltung des Landratsamts in Bad Neustadt beschäftigt. 

Das finanzielle Risiko trägt die Familie, wenn auch ein Zuschuss vom Regionalbudget der Grabfeldallianz für den Treffpunkt Bauernhof ausgeschüttet wird und die Gemeinde zunächst einen Fünf-Jahresvertrag zum Betrieb der Außenstelle abgeschlossen hat.

Bürgermeister Josef Demar zeigt sich im Gespräch mit dieser Redaktion voll überzeugt von der Sache und freut sich, dass Heidi Geßner so viel Herzblut investiert in das im Landkreis einmalige Angebot. Auch der Gemeinderat stehe voll dahinter, wobei sicher auch eine Rolle spielt, dass damit ein kostspieliger Anbau an den bestehenden Kindergarten erspart bleibt. Bei der Betreuung der Kinder könne man ruhig neue Wege gehen, so Demar weiter. "Ich hoffe nur, die Eltern sind nicht sauer, wenn die Kinder mal mit schmutzigen Kleidern nach Hause kommen." 

 
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