
Der zurückliegende September 2022 zählt zu den vier niederschlagsreichsten im Grabfeld seit 121 Jahren. Die 134,4 Liter sind sogar die zweithöchste Menge, die seit 1901 - soweit zurück reichen Archivaufzeichnungen - in einem solchen Monat registriert wurden. Nur 1957 regnete es mit 151 Liter in einem September noch mehr. Der mit 37,49 Liter regenreichste Tag war der 14. September.
Ausgerechnet an jenem Datum, an dem das Bayerische Fernsehen mit seiner Jetzt red I- Reihe in der Mehrzweckhalle in Großeibstadt Station machte, um sich mit dem Thema Trockenheit in Bayern auseinanderzusetzen. So heftig regnete es an diesem Abend, dass die Übertragung der Livesendung eine Viertelstunde vor Schluss abgebrochen werden musste.
Ein Viertel des Jahresniederschlages von 2020 ist im September gefallen
Auch ohne diese Kapriole liefert der diesjährige Septemberniederschlag weiter Bemerkenswertes im Grabfeld, wie Gudrun Mühlbacher vom Deutschen Wetterdienst feststellt. Die Leiterin des regionalen Klimabüros in München weist in einem Gespräch mit der Redaktion darauf hin, dass die 134,4 Liter rund ein Viertel der gesamten Niederschlagsmenge von 2020 ausmacht, als im gesamten Jahr nur 476,2 Liter an der von Hilmar Mauer in Merkershausen betreuten Wetterstation gemessen wurden.
Es sei ein Problem, dass häufig viel Niederschlag in kurzer Zeit fällt, der vom Boden gar nicht aufgenommen werden kann, sagt die Diplom-Meteorologin, sieht die Niederschläge vom September aber positiv. Denn immerhin habe es an 16 Tagen jeweils mehr als einen Liter geregnet, was dazu geführt habe, dass über die längere Distanz mehr Feuchtigkeit in den Boden habe eindringen können.
Das sei besonders für tiefer wurzelnde Bäume wichtig, die jetzt auch bei einem trockenen Winter die Chance hätten, weniger Stress ausgesetzt zu sein. Auch anderswo freute man sich nach den Dürre-Monaten über die Feuchtigkeit im Spätsommer. Der September habe deutschlandweit zu den niederschlagsreichsten in Deutschland seit 2001 gezählt, stellt Gudrun Mühlbacher fest.
Kürzere Ruhezeiten der Brunnen verhindern eingetrübtes Wasser
An den Pegelständen der Trinkwasserbrunnen der Wasserversorgung von Bad Königshofen im Haubachtal machen sich die Niederschläge kaum bemerkbar. Das liegt aber daran, dass die Brunnen von Wassermeister Michael Müller derzeit mit wesentlich kürzeren Ruhezeiten von maximal vier Stunden in Betrieb sind, als sonst üblich.
Liese man die Brunnen länger in Ruhe, würde mehr Wasser zulaufen und sich damit auch die größere Regenmenge ablesen lassen. Das würde laut Müller die Gefahr mit sich bringen, dass sich wieder Trübungen einstellen, die abgepumpt werden müssen, wie schon im Frühjahr. Was sich durch die kürzeren Betriebsintervalle aber vermeiden lasse, wie sich herausgestellt habe.
Flach wurzelnde Bäume profitieren vom Regen zuerst
Ein Zeichen, wie gut der Regen der Natur tut, ist für Stadtförster Herbert Geßner im Wald zu sehen. Pflanzen, die nach Ende der Dürre noch ein wenig Grün in sich hatten, hätten jetzt eine satte Farbe angenommen. Von der großen Feuchtigkeit würden derzeit in erster Linie Flachwurzler, wie die Fichte oder noch junge Pflanzen profitieren.
Bevor etwa Buchen oder Eichen, deren Wurzeln viel tiefer reichen, etwas davon haben, werde es wohl noch eine Weile dauern. "Wenn die über den Winter richtig Wasser bekommen, sieht es gar nicht so schlecht aus", übt sich Geßner trotz des extrem trockenen Sommers in Optimismus. Damals hatte es im Juni, Juli und August zusammen gerade einmal 38,5 Liter geregnet.
Die feuchte Witterung der letzten Zeit sorgt auch für viele Pilze im Wald. "In jedem Waldweg stehen drei bis vier Autos, vorwiegend mit Schweinfurter Kennzeichen", weiß Geßner. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass im Sambachswald die Sammler unterwegs sind, nachdem es wegen der Trockenheit den ganzen Sommer über überhaupt keine Pilze gegeben hatte.