Man merkt Michael Löhr, Vorsitzender im Obst- und Gartenbauverein Bad Königshofen-Ipthausen, an, wie verzweifelt er wegen der Trockenheit ist. "Es macht keine Freude mehr, wenn ich in meinen Garten schaue, denn alles ist vertrocknet, gießen nützt nichts mehr und wo sonst Erdbeeren rot leuchteten ist nur braunes Blattwerk." Sein Garten war ein Erholungsort für ihn und seine Besucher. Er hatte Obst und Gemüse, um sich fast vollständig selbst versorgen zu können.
Doch das ist vorbei: Lediglich in seinem Gewächshaus grünt es noch und es gibt dort unter anderem Tomaten. "Den Garten kannst du vergessen, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagen auch Karin und Wolfgang Stingl in Großbardorf. Bis zu vier Zentimeter breit sind die Risse im Rasen und teils mehrere Zentimeter tief. Seit Beginn dieses Jahres wurden gerade mal 250 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen.
Risse im Boden in Großbardorf sind bis zu 50 Zentimeter tief
Auch wenn es jetzt regnet, nütze das wenig, denn das Wasser würde im Boden versickern oder darüber hinweg laufen. "Es bleibt eigentlich nur noch eins übrig: Umgraben und auf die nächste Pflanzzeit im Frühjahr zu warten", sagen Karin und Wolfgang Stingl. Wenn Michael Löhr in seinem Garten sitzt, fehlen ihm die Freude und Harmonie, die er sonst beim Blick auf seine verschiedenen Rosen und Blumen sowie das große Gemüsebeet empfand.
Der monatelange Sonnenschein und der fehlende Regen haben seinen Garten in eine Wüste verwandelt. "Hier habe ich noch gegossen, aber dann aufgegeben." So ging es auch Karin Stingl in Großbardorf, die die durch die Sonne verbrannten Spitzen eines Farns im Garten zeigt. Gleich daneben ebenfalls vertrocknete Pflanzen. Mit der ganzen Hand kann ihr Mann Wolfgang in die Risse langen, die den Garten durchziehen. Ein Zollstock fällt bis zu 50 Zentimeter in solch eine Vertiefung.
Wassermeister Michael Müller: "Es ist mittlerweile fünf nach Zwölf"
Bad Königshofens Wassermeister Michael Müller ist seit 30 Jahren im Dienst, aber solch eine Trockenheit hat er noch nicht erlebt. Am Aalbach bei Kleineibstadt zeigt er das ausgetrocknete Bachbett. Nur noch ein Rinnsal ist dort zu erkennen. Normalerweise steht hier das Wasser bis zu einem Meter. "Es muss schnellstens etwas geschehen, was die Trinkwasserversorgung im Grabfeld betrifft, denn es ist mittlerweile fünf nach Zwölf."
Bad Königshofen gilt mittlerweile als die trockenste Stadt Bayerns und da ist das Grabfeld weitgehend inbegriffen. Mittlerweile hat die Stadt eine Verordnung erlassen, sagt Bürgermeister Thomas Helbling. Danach ist es verboten, Rasen mit Trinkwasser zu gießen, Pools zu befüllen oder Autos zu waschen. Mehr als 600 Euro Bußgeld drohen dem, der dagegen verstößt.
Müssen Tankwagen das Trinkwasser ins Grabfeld bringen?
Wenn er in die Zukunft schaut, befürchtet Bürgermeister Thomas Helbling, dass, wenn es so weiter geht mit der Trockenheit, eines Tages die Menschen im Grabfeld durch Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden müssen. Die Stadt habe zwar neun Brunnen, die auf Dauer aber nicht das notwendige Nass liefern können. Das bestätigt auch Wassermeister Michael Müller, der einen Hochbehälter bei Kleinbardorf noch mit Wasser befüllt und damit mehr als 10.000 Bürger mit Trinkwasser versorgen kann.
Die Wasserknappheit war schon in den 1980er-Jahren ein Thema, das im damaligen Stadtrat diskutiert wurde. Konkret ging es um den Anschluss an die Ködeltalsperre in Oberfranken. 40 Millionen Euro wären heute dazu notwendig, ein Vielfaches der damaligen Anschlusskosten, weiß Herbstadts Bürgermeister Georg Rath. "Ohne staatliche Hilfe ist das nicht zu schaffen", fügt das Stadtoberhaupt an.
Auch wenn es jetzt regnen würde, brächte das langfristig gesehen, nicht den gewünschten Wasserstand in den Brunnen und auch wenig in den Gärten. Landwirte berichten, dass die Rüben nicht weiter gewachsen sind und man Mühe hat sie aus der steinharten Erde zu bringen. "Wir bräuchten mindestens 30 Liter Regen pro Quadratmeter, damit wir Raps sähen könnten. Wenn uns das jetzt nicht gelingt, gibt es im kommenden Jahr keinen Raps", sagt Michael Klöffel, Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband.
"Verlorene Liebesmüh" sei es, Zwischenfrüchte jetzt auszubringen. "Es ist staubtrocken und ohne Regen geht uns die Frucht nicht an." Matthias Klöffel ist seit 45 Jahren Landwirt, hat solch eine Trockenheit aber noch nicht erlebt.