Eine Großbaustelle mit einer Bauzeit von einem halben Jahr tut sich ab Juli zwischen dem Hainhof und Frickenhausen auf. Bis voraussichtlich 20. Dezember wird die Staatsstraße 2292 vom Ausbauende nach der Abzweigung nach Ostheim bis zur Gemeindeverbindungsstraße nach Frickenhausen, dem sogenannten Ostheimer Weg, voll gesperrt. Hiervon ist auch die Abfahrt nach Unterwaldbehrungen betroffen.
Das zweite Teilstück nach dem Ostheimer Weg bis zum Ortseingang von Frickenhausen (von Mellrichstadt kommend) wird dann laut Planung im März 2024 angepackt, informiert Dietmar Kippes, Bauleiter für Rhön-Grabfeld am Staatlichen Bauamt, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Zunächst war der Beginn des Straßenausbaus für den 26. Juni geplant, doch der Zeitplan hat sich leicht verschoben. Ab 3. Juli werden zwei Wochen lang Arbeiten gemacht, die noch keine Vollsperrung erfordern. Ab 17. Juli ist dann aber kein Durchkommen mehr auf dem ausgewiesenen Teilbereich der Staatsstraße 2292.
Straßenbau mit tierischen Hindernissen
Bereits im Januar und Februar waren Holzfäller am nicht ausgebauten Teil der Strecke im Einsatz und bereiteten so gut wie möglich den nächsten Abschnitt des Ausbaus der Staatsstraße vor. Doch schnell stießen die Verantwortlichen vom Staatlichen Bauamt dabei auf Hürden, die sie so nicht eingeplant hatten. Denn die Rücksichtnahme auf Eidechsen, die Haselmaus und eine seltene Schmetterlingsart hat dafür gesorgt, dass die Pläne für die Umsetzung der Baumaßnahme neu überdacht werden mussten.
So konnten die Wurzeln vieler Bäume am Straßenrand nach dem Fällen der Stämme nicht gleich mit entfernt werden. "Die Wurzeln durften wir erst roden, wenn die Haselmaus aus ihrem Winterschlaf erwacht ist", verweist Kippes auf natur- und artenschutzrechtliche Vorgaben. Denn die Tierart ist streng geschützt. Um nicht dreimal anrücken zu müssen, werden die Baumwurzeln daher erst zu Beginn der aktuellen Bauarbeiten gerodet.
Ameisenbläuling braucht den Wiesenknopf zum Überleben
Dafür stehen seit Monaten schon Schutzzäune im Bereich der Abzweigung nach Unterwaldbehrungen. Sie dienen laut Bauleiter dazu, Eidechsen davon abzuhalten, sich auf dem künftigen Baufeld heimisch zu fühlen.
Zu guter Letzt müssen die Arbeiter auf einen dritten tierischen Bau-Begleiter Rücksicht nehmen: den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Das Leben des streng geschützten Schmetterlings spielt sich rund um den Wiesenknopf ab, der im neu zu gestaltenden Bereich der Straße wächst. Die Falter ernähren sich vom Nektar des Wiesenknopfs und legen auch auf der Pflanze ihre Eier ab. Bevor also großes Baugerät anrückt, müssen erst einmal die Wiesenknopf-Pflanzen an die Randbereiche der Straße versetzt werden.
Kurven werden abgeflacht und entschärft
Da trifft es sich gut, dass der Streckenverlauf weitgehend gleich bleibt, auch wenn größere Erdarbeiten vorgesehen sind. Unter anderem werden Dämme aufgeschüttet, um Höhenunterschiede auszugleichen. Änderungen wird es lediglich im Bereich der beiden größeren Kurven auf der Strecke geben, sagt Dietmar Kippes: Im ersten Bauabschnitt wird zur besseren Übersicht die Kurve auf der Anhöhe vor dem Ostheimer Weg abgeflacht, im zweiten Abschnitt wird die 90-Grad-Kurve kurz vor Frickenhausen entschärft.
Und natürlich werden auch die Wurzelstöcke der Bäume im Streckenabschnitt bis Frickenhausen entfernt, um beim nächsten Ausbau-Abschnitt im kommenden Frühjahr nicht wieder warten zu müssen, bis die Haselmaus aus ihrem Tiefschlaf erwacht.
Einmündung nach Unterwaldbehrungen wird neu gestaltet
Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten passt der Landkreis auch die Einmündung der Kreisstraße nach Unterwaldbehrungen den neuen Gegebenheiten an. Wie Ulrich Dolze von der Tiefbauabteilung des Landratsamts in einem Gespräch mit dieser Redaktion bereits angekündigt hat, wird dazu die Einmündung mit einer Insel versehen und der Verlauf der Straße etwas geändert, damit die beiden Straßen in einem Winkel von 90 Grad aufeinander treffen.
Die Kreisstraße wird dann noch auf einer Länge von knapp 200 Metern ausgebaut. Später soll die gesamte Strecke nach Unterwaldbehrungen mit einer neuen Decke versehen werden.
Acht Jahre Straßenbau für die Strecke von Mellrichstadt bis kurz vor Geckenau
Wenn bei den Arbeiten an der Staatsstraße 2292 alles nach Plan verläuft und die Lücke bis Frickenhausen im kommenden Jahr geschlossen werden kann, sind acht Jahre ins Land gegangen, bis die enge Schlaglochpiste zwischen Mellrichstadt und dem Stadtteil zu einer breiten Trasse ausgebaut werden konnte.
In den vergangenen sieben Jahren hatte das Staatliche Bauamt zunächst die Teilabschnitte von Mellrichstadt bis zum Hainhof, die Abzweigung nach Ostheim, den Ausbau der Ortsdurchfahrt Frickenhausen und den Abschnitt von Frickenhausen bis kurz vor die Geckenauer Kreuzung angepackt. Mehr als 7,5 Millionen Euro wurden dafür bereits in den Ausbau der Staatsstraße 2292 investiert. Knapp 5 Millionen Euro kostet laut Dietmar Kippes nun noch der erste Teilabschnitt nach Frickenhausen, der zweite Teilabschnitt wird mit vier Millionen Euro beziffert.
Die letzten 100 Meter fehlen noch
Mit der Baumaßnahme in diesem und im nächsten Jahr hat das Staatliche Bauamt dann fast das gesamte Stück der Staatsstraße 2292 bis zum Anschluss an die Staatsstraße 2286 bei Geckenau fertiggestellt. Nach wie vor fehlen jedoch die letzten 100 Meter, wo später einmal ein Kreisel angelegt werden soll.
Wie das Staatliche Bauamt in diesem Februar auf Anfrage dieser Redaktion verlauten ließ, ist die Grundstücksfrage für diesen Bereich immer noch nicht gelöst, sodass ein Enteignungsverfahren angestrebt wird. Bis dahin könnte noch einige Zeit ins Land gehen.