Seit Anfang Juni herrscht wieder freie Fahrt vom Streutal in den Besengau: Die Staatsstraße 2292 von Frickenhausen bis zur Geckenauer Kreuzung wurde nach knapp einem Jahr Bauzeit für den Verkehr freigegeben. Im Frickenbachtal wurden große Erdmassen bewegt, um eine zeitgemäße Verkehrsanbindung zu schaffen, die der Größe der heutigen Fahrzeuge angepasst ist und für mehr Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer sorgt. Aspekte, die für das Staatliche Bauamt Schweinfurt im Vordergrund standen. "Gigantismus mit skipistentauglichen Böschungsbauten" nennen Vertreter der Grünen das Straßenbauprojekt.
Das wollen Bürgermeister Michael Kraus sowie Eberhard Streit als Fraktionschef der Freien Wähler im Landkreis und Kraus' Vorgänger im Amt so nicht stehen lassen: "Der Ausbau der Straße war dringend notwendig und von langer Hand geplant. Hier wurde in die Infrastruktur und in die Sicherheit investiert", halten sie in einem Gespräch mit dieser Redaktion dagegen.
Deutlich werde dies vor allem, wenn Autofahrer auf dem Teilstück der Staatsstraße 2292 zwischen dem Hainhof und Frickenhausen unterwegs sind, das noch nicht ausgebaut ist. Es weckt Erinnerungen, auf welch enger und kurviger Rumpelpiste Autos, Lastwagen und landwirtschaftliche Gespanne bis 2016 fahren mussten, zahllose Spiegelklatscher inklusive. Und das auf einer Verkehrsader, die eine wichtige Verbindung vom Streutal in den Besengau sowie von der oberen Rhön in Richtung Bad Neustadt ist. Auf den ausgebauten Stücken sind die Fahrbahnen nun sieben statt fünfeinhalb Meter breit, Kurven wurden entschärft, Kuppen und Wannen abgetragen beziehungsweise ausgeglichen. Frickenhausens Ortssprecher Achim Reß gibt den ortsansässigen Verkehrsteilnehmern eine Stimme, wenn er sagt: "Die neue Straße ist ein Gewinn, vor allem, was den Sicherheitsaspekt betrifft."
Der Ausbau der Staatsstraße 2292 wurde seit gut drei Jahrzehnten gefordert. "In den Jahren der Vorbereitung wie auch bei den Baumaßnahmen selbst wurden nie leichtfertige Entscheidungen getroffen, sondern stets wohlüberlegt und in Absprache mit allen beteiligen Verbänden und Institutionen gehandelt", macht Eberhard Streit deutlich, der den Straßenausbau in seiner ganzen Amtszeit als Mellrichstädter Bürgermeister begleitet hat. "Das gilt für diese Straße wie für keine andere." Dass der Schweinfurter Landtagsabgeordnete Paul Knobloch (Grüne) nach einem Ortsbesuch das Straßenbauprojekt bei Frickenhausen als überdimensioniert bezeichnet hat, will er als Fraktionschef der Freien Wähler im Kreistag kommentieren: "Wir fragen uns schon, wer uns hier eine moderne Straße abspricht. Zumal wir im ländlichen Raum besonders auf eine gute Verkehrsanbindung angewiesen sind."
Die ebenfalls geäußerte Kritik der Kreistagsmitglieder der Grünen, Eberhard Räder und Karin Reder-Zirkelbach, die Baumaßnahmen seien ein "brutaler Eingriff ins Frickenbachtal", ist seiner Meinung nach unangebracht und populistisch. "Das impliziert, dass hier Straßenbau ohne Sinn und Ziel betrieben wird", ärgert er sich. "Das war nie der Fall." In all den Jahren der Ausbau-Planung habe es keine Einwände oder Vorwürfe gegeben, dass der Einschnitt in die Landschaft zu groß sei. "Warum also jetzt?"
Auch Frickenhausens Ortssprecher Achim Reß stößt das "nachträgliche Meckern" der Grünen sauer auf. "Gerade die Mandatsträger aus Landtag und Kreistag haben doch als erste die Gelegenheit, sich bei geplanten Straßenbaumaßnahmen zu informieren und Einwände oder Verbesserungen einzubringen. Dies wurde auch von der Naturschutzbehörde ausgiebig in Anspruch genommen", schreibt er in einer Stellungnahme an die Redaktion. "Bei entsprechender Informationsbeschaffung wäre den Vertretern der Grünen auch aufgefallen, dass gerade in diesem Fall umfangreiche ökologische Maßnahmen geplant sind, die dem gesamten Abschnitt beziehungsweise dem Tal zugutekommen", fügt er an. Für den gelernten Straßenbaumeister steht außer Frage, dass die Maßnahme dringend notwendig war, zudem sei der Ausbau eine jahrzehntealte Forderung der Frickenhäuser.
Reß stellt den Sicherheitsaspekt in den Vordergrund, zumal sich auf der alten Strecke zahlreiche Unfälle ereignet haben, bei denen auch Fahrzeuginsassen schwer verletzt wurden. "Wer hier trotzdem zweifelt, dem muss ich folgende Frage stellen: Ist das Leben eines Menschen nicht mehr wert als eine Diskussion über eine Dammhöhe?", macht er in seiner Stellungnahme deutlich.
Äußerungen, dass die Böschungen entlang der neuen Trasse zu hoch seien, sind auch Vertretern der Stadt schon zu Ohren gekommen. "Natürlich hat es große Erdbewegungen gegeben, vielleicht größer, als im Vorfeld erwartet wurde", sagt Bürgermeister Michael Kraus. Doch das habe Gründe. Die erläutert Manfred Rott, Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt Schweinfurt. So musste etwa der lehmige Wiesengrund stabilisiert und mit Drainagen versehen werden, um auch Starkregenereignissen standzuhalten. Zudem waren größere Eingriffe in die Böschungen notwendig, um die Strecke an die heutigen Standards anzupassen. "Die Maßnahme war bautechnisch sehr anspruchsvoll", versichert Rott.
Und das nicht nur, was den Straßenneubau betrifft. Im Frickenbachtal wurden auch bestehende Wasser- und Abwasserleitungen verlegt sowie ein neues Bachbett für den Frickenbach geschaffen. Mitarbeiter des Wasserzweckverbands Mellrichstädter Gruppe haben zudem die bestehende Quelle neu gefasst, das Wasser steht den ansässigen Landwirten weiterhin zur Verfügung. Der Löschweiher im Tal wurde erhalten, hier tummeln sich schon wieder Libellen und zahlreiche andere Insekten, sagt Manfred Rott. Das Frickenbachtal werde schnell wieder ein unberührtes Biotop werden, davon sind auch Bürgermeister Michael Kraus und Bauamtsleiter Christian Roßhirt überzeugt.
"Natürlich ist jede Maßnahme erst einmal eine Narbe in der Landschaft", zeigt Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt Verständnis für die Bedenken mancher Bürger ob der hohen Böschungen. Aber sie stellen seiner Aussage nach auch Rückzugsflächen für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten dar. "Die Natur holt sich die Bereiche schnell wieder zurück", weiß Rott. Seiner Meinung nach wird das Tal, wenn alle Renaturierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, schöner aussehen als vorher. Derzeit sind Mitarbeiter einer Fachfirma dabei, Samen von örtlich vorkommendem Gras auf die Böschungen auszubringen, um hier für frisches Grün zu sorgen.
Drei Millionen Euro hat der Freistaat in die 1,1 Kilometer lange Straße von Frickenhausen bis kurz vor der Geckenauer Kreuzung investiert. Wenn es nach Bürgermeister Michael Kraus geht, wird nun so schnell wie möglich das Teilstück zwischen dem Hainhof und Frickenhausen ausgebaut. Hier kann er auch auf die Unterstützung von Landrat Thomas Habermann setzen. Der Kreischef habe den Ausbau der Staatsstraße 2292 stets unterstützt, sagt auch Eberhard Streit, "die Bedeutung für die Region stand nie infrage". Dann fehlt noch das letzte Stück bis zur Geckenauer Kreuzung, die ja bekanntlich zum Kreisverkehr ausgebaut werden soll. Da der Grunderwerb nicht erfolgreich war, wird hier laut Manfred Rott ein Enteignungsverfahren notwendig. Ausführende Behörde ist das Landratsamt Rhön-Grabfeld.
Ausbau der Staatsstraße 2292
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Auch die Elektromobilität braucht Straßen.
Ochsenkarren auf Feldwegen würden die Grünen dann ja auch ablehnen. Tierwohl und so.