Die SPD-Fraktion im Mellrichstädter Stadtrat will, dass im Haushalt der Stadt Geld für eine offene Jugendarbeit bereitgestellt wird. Der Antrag wurde bereits im vergangenen Jahr bei der Verabschiedung des Haushalts gestellt, damals aber gegen die Stimmen der beiden Mitglieder der SPD-Fraktion abgelehnt. Das Gremium hatte unter anderem dafür plädiert, dass vor einer Entscheidung zunächst einmal umfassende Informationen zu den Möglichkeiten erfolgen sollten.
Als Modell dient den SPD-Vertretern die Stadt Bad Königshofen, bei der die Jugendarbeit mit einer 50-Prozent-Stelle bei der Vhs (Kosten trägt die Stadt) sowie mehreren geringfügig Beschäftigten organisiert wird. In einer Sitzung im Mai 2023 wurde dem Stadtrat das dortige "Netzwerk für Jugendkultur", genannt jukunet, näher vorgestellt. Laut dem Konzept könne eine offene Jugendarbeit in der Stadt die Nachwuchsarbeit von Vereinen ergänzen.
Verwaltung soll Konzept für offene Jugendarbeit in Mellrichstadt ausarbeiten
Die beiden SPD-Vertreter im Stadtrat, Wolfgang Stahl und Matthias Kihn, hatten nun erneut einen Antrag eingereicht, der in der jüngsten Stadtratssitzung diskutiert wurde. Unter dem Titel "Wie könnte offene Jugendarbeit in Mellrichstadt aussehen?" wird darauf hingewiesen, dass solch ein Angebot den Kindern und Jugendlichen in Mellrichstadt fehlt. Mit dem Verweis, dass in Bad Königshofen die Stadt die Initiative dazu ergriffen habe. Von Bedeutung dabei sei die Bereitstellung von Geldern, um eine verantwortliche Person für die Entwicklung eines Konzepts anzustellen.
Nun wäre in den Beratungen für den Haushalt 2024 die Gelegenheit, dieses Politikfeld in Mellrichstadt anzugehen. "Um dies auf der Grundlage von Fakten entscheiden zu können, wird die Verwaltung beauftragt, ein Konzept und einen Finanzierungsvorschlag zu erarbeiten, der als Grundlage für die Beschlussfassung in den Haushaltsberatungen herangezogen werden kann", heißt es dazu wörtlich im Antrag der SPD-Fraktion. Die Erfahrungen der Stadt Bad Königshofen könnten hierzu als Orientierung dienen.
Konzept soll vor den Haushaltsberatungen vorliegen
Die von der Verwaltung ausgearbeiteten Ideen sollten dann in einer der nächsten Sitzungen dem Stadtrat und den Fraktionen vorgestellt werden, damit bei den Haushaltsberatungen über eine offene Jugendarbeit entschieden werden könne.
Diese Entscheidung wurde allerdings gleich in der Sitzung selbst getroffen. Markus Groenen (CSU) spielte den Ball an die SPD-Fraktion zurück. Zum einen sehe er keinen Bedarf für einen eigens beschäftigten Jugendbeauftragten in der Stadt, zumal es durch die örtlichen Vereine und den Jugendraum viele Angebote für den Nachwuchs gebe. Zum anderen forderte er die SPD-Vertreter auf, selbst tätig zu werden und bei Parteikollegen in anderen Gemeinden zu erfragen, wie dort Jugendarbeit betrieben werde und dann selbst einen konkreten Vorschlag auszuarbeiten. "Warum sollten wir eigens einen Arbeitsplatz schaffen, wenn es in Mellrichstadt gar keinen Bedarf gibt?", stellte er als Frage in den Raum. Und fügte an: "Die CSU-Fraktion unterstützt diesen Antrag nicht."
Hans Georg Link: Mellrichstädter Vereine machen eine sehr gute Jugendarbeit
Dem pflichtete Hans Georg Link (Freie Wähler) bei. "Die Mellrichstädter Vereine machen eine sehr gute Jugendarbeit", lobte er. In Bad Königshofen habe sich das Netzwerk über viele Jahre entwickelt. Zudem habe es hier Fördermittel gegeben, die Stadt habe dann dazu einen Betrag beigesteuert. So etwas wäre seiner Meinung auch für Mellrichstadt denkbar. "Aber nur, wenn ein Förderprogramm in Aussicht steht."
Bürgermeister Michael Kraus und VG-Chef Peter Hehn machten deutlich, dass die Verwaltung keine Kapazitäten und auch keine Fachkräfte im sozialpädagogischen Bereich habe, um ein Konzept für eine offene Jugendarbeit auszuarbeiten. Kraus verwies auf die Vielzahl der in Mellrichstadt angepackten Projekte, mit denen die Verwaltung ausgelastet sei.
Arbeitskreis könnte Ideen entwickeln
Der Bürgermeister schlug zur Güte vor, einen Arbeitskreis zu bilden, der Ideen entwickelt und diese dann im Kinder-, Jugend- und Sozialausschuss berät und später im Stadtrat vorstellt. Zudem könnten vorsorglich Mittel für die Jugendarbeit im Haushalt eingestellt werden.
Dies wurde von der großen Mehrheit der Stadtratsmitglieder allerdings abgelehnt. Mit zwölf zu drei Stimmen votierten die Bürgervertreter gegen den Antrag der SPD-Fraktion.
Daraufhin beschloss Wolfgang Stahl, einen weiteren Antrag zurückzuziehen. Die SPD-Fraktion hatte weiterhin dafür plädiert, dass sich die Stadt auf ein Modellprojekt wie das vom Kreisjugendring durchgeführte Modell "#Stimme der Jugend" bewirbt. Angesichts der zuvor angeführten Argumente der Stadtratskollegen schlug Stahl vor, diesen Punkt ohne Diskussion von der Tagesordnung zu nehmen.