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Maßbach
Kandidatin zur Bundestagswahl: Welche Ziele Sabine Dittmar und die SPD verfolgen
SPD-Direktkandidatin Sabine Dittmar spricht über das, was die Menschen ihrer Ansicht nach im ländlichen Raum brauchen. Warum der Ärztin das Thema Long-Covid Sorgen macht.
Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar in ihrem Garten in Maßbach. 
Foto: Isolde Krapf | Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar in ihrem Garten in Maßbach. 
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:53 Uhr

Die guten Umfragewerte für die SPD bei der Sonntagsfrage der Meinungsforschungsinstitute sorgen wöchentlich für Erstaunen. Doch bis zur Wahl am 26. September kann sich einiges ändern. "Ich bin sicher, dass Olaf Scholz uns am Wahlabend tatsächlich über die 20-Prozent-Grenze katapultiert, denn er genießt Vertrauen, ist souverän und hat Kompetenz", sagt dazu SPD-Direktkandidatin Sabine Dittmar (Maßbach).

Dass ihre Partei mit Inhalten punkten kann, habe sie den Menschen auch diesmal bei Haustür-Besuchen im Wahlkreis zeigen wollen. Überraschend für sie: Die Leute seien 2021 viel offener als 2017 gewesen und hätten speziell zum SPD-Wahlprogramm Fragen gestellt. "Man merkt, es fand eine zunehmende Politisierung der Menschen statt, sicher auch wegen der Corona-Pandemie." Aber allen sei klar, dass mit dem Ende der Ära Merkel ein neuer Zeitabschnitt beginnt.

Auf der Landesliste der SPD wurde Dittmar auf Platz 14 gesetzt – eine Position, die manche als "schlecht" bezeichnen. Die 56-Jährige gibt sich hingegen unbekümmert: Wenn die SPD tatsächlich 23 bis 25 Prozent einfahren würde, sei ihr Mandat gesichert.

Den ländlichen Raum stärken

Nach wie vor wichtig ist Dittmar die Stärkung des ländlichen Raums. Das Leben auf dem Land habe zwar durch die Pandemie eine Aufwertung erfahren, "weil es auf dem Land während der Lockdowns schöner zu leben war", sagt die Politikerin. Aber es hätten sich auch Defizite gezeigt, zum Beispiel keine stabile Online-Entwicklung. "Wir sind digitales Entwicklungsland." Der Bund habe zu Beginn der Legislaturperiode fünf Milliarden Euro für den Breitband-Ausbau freigegeben - Mittel, die von Städten und Kommunen nur schwach ausgeschöpft wurden.

Ähnliches gelte für die Krankenhäuser, sagt Dittmar. "Sie waren im Konjunkturpaket 2020, es wurden drei Milliarden für die digitale Ausstattung zur Verfügung gestellt." Aber auch diese Förderung sei bislang kaum in Anspruch genommen worden. "Wir sind auch hier Schlusslicht in Europa, was zum Beispiel die Vernetzung der Kliniken untereinander angeht oder den digitalen Medikamentenplan."

Digitalisierung weiter vorantreiben

Im öffentlichen Gesundheitsdienst müsse die Digitalisierung ebenso vorangetrieben werden. Dass Gesundheitsämter Infos noch per Fax verschicken, sei althergebracht. Der Bund sei allerdings nicht in der Pflicht, sagt Dittmar. "Die Länder haben diesen Bereich kaputt gespart, jetzt muss aufgerüstet werden."

Von 370 Gesundheitsämtern in Deutschland arbeiten lediglich 100 mit dem neuen System Sormas, weiß Dittmar. Den Ämtern seien zudem vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt worden, um den Personal aufzustocken und Ärztinnen und Ärzte besser zu bezahlen, sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag.

Mehr Allgemeinärzte aufs Land

Apropos Ärzte: Der Erhalt der flächendeckenden Versorgung mit Ärzten, speziell auf dem Land, ist für Dittmar seit Langem ein wichtiges Thema. Schon seit Jahren plädiert sie, die selbst als Allgemeinärztin praktizierte, für die Reform des Medizinstudiums. Seit 2020 gebe es immerhin einen "Masterplan" zwischen Bund, Ländern und der Politik, aber noch sei die Approbationsordnung nicht reformiert, der Entwurf müsse noch von den Ländern abgesegnet werden.

Was den Mangel der Allgemeinärzte auf dem Land, beispielsweise aktuell in der Stadt Bad Kissingen, angeht, setzt Dittmar auf Zeit, denn der Anteil der fertigen Studenten in der Allgemeinmedizin sei längst gestiegen. "Die Förderprogramme der Vergangenheit zeigten Wirkung. Aber wie bringt man diese Leute aufs Land, zumal 70 Prozent der Absolventen Frauen sind." Wenn diese Ärztinnen aufs Land ziehen sollen, bräuchten ihre Männer dort hochqualifizierte Arbeitsangebote. "Das ist oft das Problem."

"So ein Elektroauto muss man sich auch leisten können"
Sabine Dittmar, SPD-Direktkandidatin

Bei den politischen Konzepten zum Klimawandel müsse man "die Menschen mitnehmen", sagt Dittmar. "Die Klimaziele sind verankert, das Klimaschutzgesetz ist ein Riesenerfolg." Die CO2-Bepreisung sei da nur ein Baustein. Sie soll, nach aktuellem Stand, in den nächsten fünf Jahren allmählich steigen. Zu den Grünen habe sie eine unterschiedliche Meinung, sagt die Abgeordnete, nach deren Zielen würden Heiz- und Benzinkosten ab sofort steigen.

Auch sei die Stärkung der Elektromobilität für das Erreichen der Klimaziele nicht die alleinige Lösung, "denn so ein Elektroauto muss man sich auch leisten können". Im ländlichen Raum brauche man das Auto weiterhin dringend. Für die Zukunft seien flexible Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr wichtig. Zudem brauchen Elektroautos viel Strom. "Woher soll der kommen", fragt Dittmar. "Wir brauchen mehr Windräder." Deshalb sei ihr die 10H-Regelung ein Dorn im Auge. "Auch SuedLink ist wichtig", so die Abgeordnete. Aber die Trassenführung müsse für die Menschen akzeptabel sein.

Auf Covid-19 angesprochen, weist die Ärztin darauf hin, dass die Impfung die beste Vorsorge gegen eine mögliche Erkrankung ist. Dennoch hätten bereits zahlreiche Menschen die Krankheit durchgemacht, etliche davon hätten Langzeitfolgen zu tragen. "Wir wissen noch zu wenig über Diagnostik, Therapie und Reha." Wichtig sei es jetzt, schleunigst Reha-Plätze zu schaffen. Denn es könne jeden treffen, der Corona hatte, so die Ärztin weiter. "Das Thema ist bei mir hochpräsent."

Zur Person:

Die 56-jährige Maßbacherin ist Kinderpflegerin und Medizinerin. Ihr Abitur holte sie 1985 auf dem zweiten Bildungsweg nach und studierte Physik, später Humanmedizin. Sie hatte ab 1995 mit ihrem Mann Diethard eine Gemeinschaftspraxis in Maßbach. 1981 trat sie in die SPD ein. 1990 bis 2007 war sie Vorsitzende des Maßbacher Ortsverbands, seit 2008 ist sie im Gemeinderat Maßbach. Ab 2008 führte sie den Vorsitz im SPD-Kreisverband und ist seit 1990 im Kreistag (2005 bis 2014 Fraktionsvorsitzende). 2016 wurde sie stellvertretende Bezirksvorsitzende. 2008 kam sie in den Landtag. Zudem ist sie Mitglied im SPD-Landesvorstand und im Präsidium der Bayern-SPD. 2013 wurde sie in den Bundestag gewählt und ist seit 2017 gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.
Quelle: Main-Post
 
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