Zu Beginn des Jahres ließ die Preh GmbH mit der Meldung aufhorchen, dass einzelne Bereiche in der Produktion Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen. Jetzt legte Preh-Chef Zhengxin "Charlie" Cai in einer Pressekonferenz die Bilanzzahlen des vergangenen Jahres und den Ausblick auf das aktuelle Jahr vor.
Die Zahlen des Jahres 2023 bewegen sich zwar auf dem Niveau des Vorjahres, belegen aber auch, dass Preh die erwarteten Steigerungen in Sachen Umsatz und Gewinn nicht erreicht hat. Was zur Folge hat, dass auch im aktuellen Geschäftsjahr die Zahlen nach unten angepasst werden müssen. Grund hierfür: Der massive Einbruch der Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland und in den Vereinigten Staaten. Nach dem jahrelangen und stetigen Aufwärtstrend bei Preh in Sachen Umsatz und Gewinn, muss das Unternehmen aktuell einen kleinen Dämpfer hinnehmen.
Die Preh GmbH erwartet ein ebenso schwieriges Jahr 2024
Im Geschäftsjahr 2023 hat der Automobilzulieferer einen Umsatz in Höhe von rund 1,69 Milliarden Euro erzielt. Damit blieb Preh trotz des schwierigen Marktumfeldes auf dem Niveau des Vorjahres 2022. Das Umsatzziel wurde um knapp 200 Millionen Euro jedoch deutlich verfehlt.
Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBIT) lag 2023 bei 115 Millionen Euro und blieb damit ebenfalls unter dem Zielwert von 122 Millionen Euro. Entsprechend musste auch der Bilanzgewinn (Reingewinn) hinter den Erwartungen zurückbleiben. Angesichts des schwierigen Marktumfeldes von E-Fahrzeugen erwartet das Unternehmen ein ebenso schwieriges Jahr 2024.
"Die Produktion insgesamt ist in Deutschland unter starkem Druck", sagte Zhengxin Cai. "Das Jahr 2023 hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Die gesamte deutsche Automobilindustrie sieht sich mit sehr schwierigen Marktbedingungen konfrontiert, unter anderem durch Lieferkettenengpässe, hohe Energiekosten und die Rücknahme der staatlichen Förderung von Elektroautos. Dennoch ist es uns gelungen, unseren Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Es muss aber klar gesagt werden: Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produktion in Deutschland ist im Vergleich zu anderen Standorten unter Druck geraten."
Ende 2023 arbeiteten 1745 Menschen bei Preh in Bad Neustadt
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Preh-Gruppe stieg im vergangenen Jahr um rund 60 auf 7415. Zum Jahresende arbeiteten 1745 Menschen bei Preh in Bad Neustadt, das sind 20 mehr als 2022.
Auch der Start in das Geschäftsjahr 2024 ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben: Im ersten Quartal lag der Umsatz 23 Prozent unter Plan, ebenso die Zahl der Neuaufträge. Der Hauptgrund hierfür ist die schwache Entwicklung des Marktes für Elektrofahrzeuge. Mit dem Ende der E-Auto-Förderung im Dezember 2023 brachen die Neuzulassungen in Deutschland ein. Im März dieses Jahres wurden in Deutschland 29 Prozent weniger Elektroautos neu zugelassen als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Ausgehend von diesen Zahlen bleibt bei Preh in Bad Neustadt auch die Kurzarbeit in einigen produzierenden Bereichen aktuell und wird auch im zweiten Quartal des Jahres weitergeführt. Wie lange Preh noch seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kurzarbeit verordnet, dazu wollte Cai noch keine Aussage treffen.
Die Verkaufszahlen von E-Autos hinken den Erwartungen hinterher
Auch wenn derzeit die Verkaufszahlen von Elektroautos den Erwartungen hinterherhinken, mittel- bis langfristig sieht Cai hier wieder ein attraktives Wachstum. "Das Wachstum kommt in der Elektromobilität", sagte Cai. "Aber langsamer." Darüber hinaus wies er auf die Bedeutung des Geschäfts mit Fahrerbediensystemen (HMI) für die Stabilität der Preh-Gruppe hin, da dieses Segment derzeit den Großteil des Gesamtumsatzes ausmacht. Aber auch hier müsse berücksichtigt werden, dass die weltweite Produktion von Automobilen stagniert und sich in naher Zukunft wohl nur gering steigern werde.
In allen Bereichen will der Automobilzulieferer Preh Kosten nach Möglichkeit reduzieren, auch durch eine gesteigerte Automatisierung von Prozessen. "Wir können die historisch schlechte Wirtschaftslage in Deutschland nicht einfach aussitzen. Da es derzeit keine Anzeichen für eine Verbesserung der Konjunktur gibt, arbeiten wir aktiv daran, der Marktentwicklung einen Schritt voraus zu sein. Kostensenkungen sind eine Notwendigkeit, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken", so Zhengxin Cai.