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Bad Neustadt
Wie Preh sich immer wieder neu erfindet
Am 11. März 2019 feiert Preh ein stolzes Jubiläum: Der Automobilzulieferer wird 100 Jahre alt. Ein Blick in die Historie ist ähnlich spannend wie der in die Zukunft.
Wie alles begann: Die Preh-Geschichte in Bad Neustadt begründete Fabrikant Jakob Preh (von links), weitergeführt wurde sie von seinem Sohn Walter und dessen Frau Rosemarie.
Foto: Archiv Preh GmbH | Wie alles begann: Die Preh-Geschichte in Bad Neustadt begründete Fabrikant Jakob Preh (von links), weitergeführt wurde sie von seinem Sohn Walter und dessen Frau Rosemarie.
Bearbeitet von Michael Nöth
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:44 Uhr

Das Unternehmen aus Bad Neustadt musste in den vergangenen 100 Jahren Branchenkrisen meistern, sein Produktportfolio mehrfach komplett umstellen und sich letztlich auch als Firma immer wieder neu erfinden. Angesichts der großen Veränderungen in der Automobilindustrie werden die nächsten 100 Jahre wohl nicht weniger herausfordernd. Preh hat sich als Innovationstreiber in den Marktsegmenten für Fahrerbediensysteme, E-Mobility und Connectivity positioniert. Unter dem Slogan „We drive Innovation“ will der Zulieferer die Mobilität der Zukunft aktiv mitgestalten und die Bedienung im Fahrzeugcockpit von morgen gestalten. Dafür ist die anerkannt hohe Innovationskraft der Preh-Mannschaft mehr denn je gefordert.

Die heutigen Macher: Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Preh GmbH (links), entwickelte das Unternehmen zu einem Global Player. Christoph Hummel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Preh GmbH (Mitte), prägt den Automobilzulieferer seit mehr als 20 Jahren in Führungspositionen. Jeff Wang, Gründer und Mehrheitsgesellschafter der Joyson-Gruppe, übernahm Preh im Jahr 2011.
Foto: Preh GmbH | Die heutigen Macher: Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Preh GmbH (links), entwickelte das Unternehmen zu einem Global Player.

„Wir haben bewiesen, dass wir uns immer wieder neu erfinden können. Das gilt auch für die Zukunft. Gehen wir sie gemeinsam an. Auf die nächsten 100 Jahre!“ So hat die Preh-Geschäftsführung Rückblick und Ausblick als Leitmotiv für alle Mitarbeiter weltweit zusammengefasst. Die Ausgangsbasis für die Umsetzung der ambitionierten Preh-Ziele ist günstig: Nach der Überwindung der globalen Branchenkrise 2008/2009 konnte das Unternehmen „durchstarten“ und einen dynamischen Wachstumskurs einschlagen. Insbesondere die Partnerschaft mit dem chinesischen Investor Joyson hat Preh seit der Übernahme im Jahr 2011 kräftigen „Rückenwind“ verliehen: Während der Automobilzulieferer 2010 mit 2420 Mitarbeitern noch einen Umsatz von 351 Millionen Euro erzielt hatte, beschäftigte Preh 2018 rund 7300 Mitarbeiter und konnte mit über 1,3 Milliarden Euro (vorläufige Angabe) eine neue Umsatz-Bestmarke überspringen.

1919: Jakob Preh startet als Unternehmer und Erfinder

Im Gründungsjahr 1919 war der Aufstieg zu einem führenden Player im Weltmarkt für Automotive Electronics alles andere als absehbar. Die Anfänge waren bescheiden: Als erster Firmensitz diente die Schmitt'sche Gaststätte samt Kegelbahn in Bad Neustadt. Gründer Jakob Preh produzierte dort mit einem kleinen Team zunächst Elektroinstallationsteile und Zubehör für die noch junge Rundfunkindustrie. Erfinderisch tätig war er praktisch von Anfang an, wie die erste Patentschrift aus den 1920er-Jahren belegt. 1924 stellte Preh mit dem „Preh-Funk“ sein erstes eigenes Rundfunkgerät vor. In den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stieg die Firma vorübergehend in die Fertigung von Autozubehör ein. Mit der Produktion von Autowinkern engagierte sich Preh damit erstmals in dem Markt, der seit Ende der 1980er-Jahre zum Hauptstandbein des Unternehmens werden sollte. Dabei hätte die Preh-Historie bereits 1945 enden können: Jakob Preh wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, beim Versuch Bad Neustadt ohne Blutvergießen an die vorrückenden US-Truppen zu übergeben, von Nationalsozialisten erschossen. Trotz dieser Tragödie führten Jakob Prehs Ehefrau Agnes und Sohn Walter das Unternehmen weiter.

Neuanfang und Aufstieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte Preh den Neuanfang mit Spielwaren. Auf der Basis der vorhandenen Fertigungskompetenzen entwickelte das Unternehmen elektrisches Spielzeug, wie ein ferngesteuertes Auto. Obendrein wurden ungenutzt bereitstehende Kunststoffspritzautomaten zur Herstellung von Puppen aus Polystrol genutzt. Danach folgte wieder eine Rückbesinnung auf die Kernkompetenz für elektromechanische Bauelemente. So gelang der Einstieg in den verheißungsvollen Zuliefer-Markt für TV-Geräte. Als Hersteller von Potentiometern, Schaltern und Fernbedienungen erlebte Preh in den 1960er- und frühen 70er -Jahren eine regelrechte Boomphase. Gleichzeitig zwang der zunehmende Kostendruck das Unternehmen, zu einem Vorreiter der Internationalisierung zu werden: Ende der 60er -Jahre baute Preh ein Werk im portugiesischen Trofa auf, das noch heute zur Preh-Gruppe gehört und in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern kann. 1971 folgte für die Gründerfamilie ein weiterer schwerer Schicksalsschlag: Walter Preh, der Sohn des Firmengründers, starb mit nur 58 Jahren. Nun führte seine Ehefrau Rosemarie Preh das Unternehmen weiter und sicherte das Überleben der Firma in Krisenzeiten.

Rückschläge und Wiederaufstieg

Die Rezession in den 1970er-Jahren und die Branchenkrise in der deutschen Unterhaltungsindustrie zwangen auch Preh zu einer radikalen Neuausrichtung. Mitte der 80er-Jahre zog sich das Unternehmen vollständig aus der Unterhaltungselektronik zurück und stieg erneut in den Markt für Automobilzulieferung ein. Zu den ersten Aufträgen gehörten 1987 ein Heizungsbediengerät für den VW Passat und 1988 ein Bedienfeld für BMW Bordcomputer. Neben Automobilelektronik war Preh auch über viele Jahre in den Märkten für Kassentastaturen und Industrieausrüstungen erfolgreich.

Preh hat sich seit 100 Jahren immer wieder neu erfunden. Ob Autowinker, Spielzeuge, Bauelemente für die Rundfunk- und TV-Industrie oder Bediensysteme für das Fahrzeuginterieur – es waren und sind immer Lösungen mit technischem Pfiff.
Foto: Preh GmbH | Preh hat sich seit 100 Jahren immer wieder neu erfunden. Ob Autowinker, Spielzeuge, Bauelemente für die Rundfunk- und TV-Industrie oder Bediensysteme für das Fahrzeuginterieur – es waren und sind immer Lösungen mit ...

Als Entwicklungspartner großer Automobilhersteller wie BMW, der Volkswagen-Gruppe, Daimler, Ford und General Motors entwickelte sich das Automotive-Geschäft immer stärker zum entscheidenden Standbein der Preh-Gruppe. Andere Aktivitäten wurden im 21. Jahrhundert ausgegründet oder veräußert. Zuletzt ist die PIA Automation 2017 innerhalb der Joyson-Gruppe als vollständig eigenständiger Bereich aufgestellt worden. Auf der anderen Seite hat sich Preh 2016 mit dem Zukauf der ehemaligen TechniSat Automotive – heute Preh Car Connect – in den zukunftsträchtigen Automotive-Segmenten für Fahrzeugvernetzung, Infotainment und Telematik verstärkt.

Innovationskraft als „Versicherung“ für die Zukunft

Neben dem Kerngeschäft für Bediensysteme im Fahrzeugcockpit hat Preh auch kräftig in die Wachstumsmärkte für E-Mobilität und die Vernetzung von Fahrzeugen investiert. Die Voraussetzung für den künftigen Markterfolg bildet dabei die Innovationskraft der Preh-Mannschaft, die das Unternehmen seit der Gründung vor 100 Jahren immer wieder ausgezeichnet hat.

„Die Innovationskraft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Unternehmensgeschichte. Und sie ist unsere ‚Versicherung‘ für die Zukunft“, erklärte Christoph Hummel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Preh GmbH. „We drive Innovation ist für uns mehr als nur ein Slogan. Die Rolle als Treiber von Innovationen beschreibt unsere DNA. Wie in den vergangenen 100 Jahren werden wir auch in Zukunft bereit sein, neue Wege zu gehen, wenn technologische Entwicklungen oder Veränderungen der Märkte dies erfordern. Unsere Historie zeigt, dass wir allen Grund haben, die nächsten 100 Jahre optimistisch anzugehen.“

Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Firmenbestehen werden im Sommer stattfinden: Am 26. Juli veranstaltet Preh eine Feier für geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft, während einen Tag später ein großes Familienfest für die Mitarbeiter steigen wird.

 
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