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Mellrichstadt
Party geht auch ohne Vollrausch
Ausnahmezustand Fasching: Beim Umzug feierten manche, bis der Notarzt anrücken musste. Für die MKG hört da der Spaß auf. Doch wie lassen sich solche Exzesse unterbinden?
Beim Faschingsumzug in Mellrichstadt wurde von Umzugsteilnehmern Gewalt gegen Rettungsdienste thematisiert. Vorfälle dieser Art gab es beim Faschingstreiben aber nicht, heißt es vonseiten der MKG.
Foto: Barbara Ludwig | Beim Faschingsumzug in Mellrichstadt wurde von Umzugsteilnehmern Gewalt gegen Rettungsdienste thematisiert. Vorfälle dieser Art gab es beim Faschingstreiben aber nicht, heißt es vonseiten der MKG.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:45 Uhr

Das Faschingswochenende hat in der Region für Schlagzeilen gesorgt. Im positiven Sinn, was die Ausrichtung großer Umzüge betrifft, die für die Veranstalter einen enormen Kraftakt bedeuten. Im negativen Sinn, weil der Alkohol in Strömen floss und zahlreiche Feiernde derart tief ins Glas schauten, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle hatten. Und das betrifft durchaus nicht nur Jugendliche – auch Erwachsene schlugen im Rausch deutlich über die Stränge.

In Mellrichstadt lockte der Umzug rund 7000 Narren in die Stadt, die mit den 1500 Zugteilnehmern fröhlich feierten, doch es gab auch ein paar unangenehme Zwischentöne. Ein Zwölfjähriger wurde dabei mit 1,5 Promille aufgegriffen, mehrere Besucher gerieten aneinander. In Wargolshausen war es vor allem das Mittelalter, das im Rausch pöbelte und auf Aggressionskurs unterwegs war. Die Krönung folgte dann beim Faschingszug in Poppenlauer: 18 Jugendliche mussten in einem eigens aufgebauten Notlager von Rettungskräften versorgt werden, weil sie besinnungslos betrunken waren.

Veranstalter stoßen an ihre Grenzen

Die Veranstalter bringen diese exzessiven Trinkgelage in die Bredouille. So verantwortungsvoll sie auch handeln, Sicherheitskonzepte ausarbeiten und Kontrollen einführen, sie stoßen an ihre Grenzen, wenn Jugendliche und Erwachsene Feiern mit Betrinken gleichsetzen und vorglühen, beziehungsweise sich volllaufen lassen. 

Die Verantwortlichen der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft – Präsident Volker Gue, zweiter Präsident Ralf Heuß und Vizepräsident Thomas Dietz – haben zwar kein Konzept parat, wie man diese Alkoholexzesse beim Fasching unterbinden kann, gleichwohl sind sie sich einig: "Da hört der Spaß auf." Die MKG, versichern sie, habe alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um Saufgelage zu verhindern. "Wir hatten einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der die Lage gut im Griff hatte, mitgebrachte Rucksäcke wurden kontrolliert und an Jugendliche unter 18 wird kein Alkohol ausgeschenkt", listet Thomas Dietz auf. "Doch wir sind nicht die Erziehungsberechtigten und können auch Erwachsenen bei ihrem Alkoholkonsum keine Vorschriften machen." 

Umzug ist keine Saufveranstaltung

Der MKG ist daran gelegen, dass der Faschingsspaß wieder in den Mittelpunkt rückt. Denn der Mellrichstädter Umzug ist eigentlich bekannt für kreativ gestaltete Wagen und fröhlich-bunte Fußgruppen. "Wir wollen nicht in den Verruf kommen, dass der Umzug zu einer Saufveranstaltung umfunktioniert wird", macht Volker Gue deutlich. "In Mellrichstadt soll es keine Notfallstützpunkte für Betrunkene geben." Gleichwohl, das wissen die Verantwortlichen, bleibt ihnen dabei nur, auf die Einsicht der Feiernden zu hoffen. 

Natürlich will das MKG-Dreigestirn auch nicht alle Faschingsfreunde in die Ecke der Promillegäste stellen. Im Gegenteil: "Viele Besucher kommen zum Umzug und feiern fröhlich mit den Zugteilnehmern, ohne dass sie dazu Unmengen Alkohol brauchen", weiß Volker Gue. "Wir bieten von 13 bis 19 Uhr den Rahmen zum Feiern, was die Leute daraus machen, liegt bei ihnen", ergänzt Thomas Dietz.

Höhere Auflagen würden das Aus bedeuten

"Wir freuen uns auch, wenn die Jugend bei und mit uns feiert", so Dietz weiter, "aber es ist ein schmaler Grat." Die Verantwortlichen der MKG fänden es schade, wenn in der Zukunft das Negative das Positive am Umzug überlagern würde und der Alkoholkonsum Ausmaße annimmt, die nicht mehr tragbar sind. "Wenn durch Alkoholmissbrauch und Gewalt die Auflagen für die Veranstalter höher werden und wir noch mehr Sicherheits- und Rettungsdienste einsetzen müssen, hören wir auf", das haben sich die MKG-Präsidenten vorgenommen.

Dass es soweit nicht kommt, ist das Bestreben aller im Verein. Am kommenden Montag treffen sich die Aktiven zu einer Sitzung, in der aus Sicht der Helfer noch einmal auf das Faschingstreiben 2019 zurückgeblickt wird. "Dabei wird alles beleuchtet, um Verbesserungen für 2020 abzuleiten", sagt Thomas Dietz.  Auch eine Nachbesprechung mit der Polizei ist am Ende einer jeden Session üblich, der Dank an die Hilfs- und Rettungsdienste ebenso. 

Eine bunte Fete für alle

In jedem Fall hoffen die Karnevalisten darauf, dass die Einsicht Raum gewinnt, dass Fasching auch ohne Vollrausch viel Spaß machen kann. Denn die Macher der MKG ziehen insgesamt eine positive Bilanz zum Umzug am Faschingssonntag. Insbesondere loben sie die Kreativität und den Ideenreichtum der Wagenbauer und Fußgruppen, die viel Arbeit investieren, um den Zug zu einem närrischen Erlebnis werden zu lassen. Und die Besucher, die ihnen dafür viel Beifall gespendet haben. Eines wollen letztendlich alle: Im nächsten Jahr wieder fröhlich Fasching feiern. "Wir machen den Umzug ja nicht für uns persönlich, sondern es soll eine bunte Fete für alle sein", sagen die Macher der MKG.

 
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Kommentare
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  • M. E.
    Im Artikel werden höhere Auflagen angesprochen. Die Auflagen wurden schon erhöht-und das ohne den erstrebten Erfolg. Die Konsequenz der hohen Auflagen liegt darin, dass es immer weniger Bereitschaft gibt, Veranstaltungen zu organisieren, weil man als Verantwortlicher mit einem Bein im Gefängnis steht und die Kosten für Sicherheit etc. zu hoch sind. Getrunken wurde früher auch, aber im Beisein von älteren Erwachsenen. Heutzutage wird in div. Buden oder Bauwägen gesoffen, der Alkohol besorgt von jungen Erwachsenen. Die Eltern/die Gesellschaft stehlen sich aus der Verantwortung, indem man die Schuld bei anderen (Veranstaltern, Polizei, Gesetzen) sucht und nicht bei sich selbst. Allerdings wundert mich das nicht, den Leuten geht es zu gut und die Bevölkerung degeneriert
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