Es herrscht Goldgräberstimmung – hierzulande, im Streutal. Seit mit Solarparks auf Ackerland viel mehr Geld zu verdienen ist als beispielsweise mit dem Anbau von Getreide. Vor allem Investoren von auswärts sind in der Region unterwegs, um Äcker in Industrieflächen umzuwandeln und – zum Teil – große Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu errichten. Und die Rolle der Landwirte? Einerseits bringt ihnen der Boom von Solarparks wirtschaftliche Vorteile und konstantes Einkommen, andererseits verlieren sie mitunter kostbares Ackerland. Ein brisantes Thema auch in der Streutalallianz, dem sich die Bürgermeister der Lenkungsgruppe offen und ausgiebig in seiner ganzen Bandbreite widmeten.
Ein Wort vorweg: Wichtig war dem Allianzvorsitzenden Martin Link und seinen Bürgermeister-Kollegen in der Hendunger Mehrzweckhalle der Aspekt, dass die Bedeutung der Energiewende nicht in Frage gestellt wird. Ganz im Gegenteil, ist doch der Einsatz regenerativer Energien (Bioenergie, Biogas, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft) die Zukunft. Dennoch ist der Zeigefinger schon auch darauf gerichtet, dass nicht passieren dürfe, „umweltfreundliche Energie zu erzeugen und gleichzeitig die Umwelt zu schädigen“, so der einhellige Tenor.
Erneuerbare Energien auf wertvollem Ackerland
Was heißt Photovoltaik? Bei der photovoltaischen Nutzung von Sonnenenergie wird die Strahlung der Sonne von Solarmodulen in elektrische Energie umgewandelt. An dieser Stelle kommt das Überlandwerk Rhön (ÜWR) als Energieversorger und Netzbetreiber ins Spiel. Vom kommunalen Versorgungsunternehmen waren Prokurist Joachim Schärtl und Roland Göpfert als Technischer Leiter der Einladung gefolgt, um neben aktuellen Informationen noch Erklärungen aus technischer Sicht zu geben und das Thema Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV) umfassend zu beleuchten (siehe Info-Box).
Energiewende ja, aber . . . Die Gemeindechefs sehen sich im Zwiespalt. Im Ringen um erneuerbare Energien mehr und mehr wertvolles Ackerland zu opfern, sehen die Allianz-Bürgermeister durchaus kritisch. Zumal es, wie sich in der ausgiebig und offen geführten Diskussion zeigte, nicht an Alternativen mangelt: Neben vorhandenen Dächern könnten entsprechende Flächen entlang von Autobahnen und Bahntrassen sowie Konversionsareale zur Erzeugung von Solarstrom genutzt werden.
Der grüne Strom aus Photovoltaik-Anlagen fließt aber nicht permanent, wie der Technische Leiter des ÜWR mit Blick auf die zwei Seiten der Medaille anmerkte. Gerade in Zeiten des größten Stromverbrauchs (Winter, Dunkelheit und Kälte) produzieren die Photovoltaik-Anlagen kaum, während zur Sommerszeit, wenn sich die Menschen gern im Freien aufhalten, die PV-Anlagen – ohne den entsprechenden Verbrauch - mit voller Leistung produzieren. Die Folge: Das Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Erzeugung lässt sich immer schwerer halten, was die Netzstabilität in Deutschland negativ beeinflusst. Das Netz kann keine Energie speichern. Für eine großtechnische Nutzung fehlt noch die geeignete Technologie.
Blick auf das Landschaftsbild
Einig war sich die Bürgermeister-Runde darin, einheitliche „Leitplanken“, also Rahmenbedingungen, für die Allianz-Kommunen aufzustellen. Vor allem auch mit Blick auf das Landschaftsbild, das in Sachen Tourismus und Fremdenverkehr eine besondere Gewichtung erfährt. Ebenso hilfreich ist es, kommunale Ausbauziele, beispielsweise eine Begrenzung der Anlagenflächen, zu formulieren und nach außen zu kommunizieren. Schließlich hat die Kommune noch ein Faustpfand in der Hand: Für Freiflächen-Photovoltaikanlagen, die im Außenbereich als selbständige Anlagen errichtet werden sollen, ist generell eine gemeindliche Bauleitplanung erforderlich.
In Stockheim, Ostheim und Nordheim haben die Rathauschefs die Antennen ausgefahren, was die Anfragen von Investoren nach Agrarflächen für Freianlagen betrifft: In Stockheim sind 14 Hektar betroffen, in Ostheim 17 Hektar und in Nordheim (allein drei Anfragen) 28 Hektar. Macht zusammen 59 Hektar.
Schließlich ließ Oberstreus Bürgermeister Stefan Kießner in zweifacher Hinsicht aufhorchen. Erst stellte er den Beitrag der Kommunen zur Energiewende heraus, indem sie die Infrastruktur, beispielsweise für die SuedLink-Stromtrasse, über ihre Gemarkungen ermöglichen. Dann informierte er über ein Gespräch mit einem vermeintlichen Investoren, der sein Interesse an einer Photovoltaik-Anlage nicht an den finanziellen Gewinn knüpfte, sondern es rein mit der Anlage als Immobilie begründete. Ackerland sozusagen als Spekulationsobjekt! Zudem wird die Energiewende auf kommunaler Seite durch alternative Wärmekonzepte beziehungsweise PV-Anlagen auf Dächern öffentlicher Gebäude direkt angegangen, wie Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer anmerkte.
Nur wem dient diese und auf wessen Kosten?
Hierzu zur unverbindlichen Info/Diskussion
-ntv- vom 24.07.2020 berichtet unter dem Titel
"Zoll wittert Riesenbetrug bei Solarmodulen"
Artikelauszug:
Ein Unternehmen aus München wird verdächtigt, 33 Millionen Euro an Steuern und Zollgebühren hinterzogen zu haben. Durch einen Trick soll die Firma aus China importierte Photovoltaikanlagen zu Dumpingpreisen angeboten haben. Auch die Abnehmer stehen nun im Visier der Ermittler. Der deutsche Zoll hat einen mutmaßlichen Großbetrug bei der Einfuhr von Solarmodulen aus China aufgedeckt.
Näheres über o.g. Quelle
alternativ:
www.n-tv.de/wirtschaft/Zoll-wittert-Riesenbetrug-bei-Solarmodulen-article21930906.html
ergänzend Sprichwort: "Gier frißt Hirn"
Beachte u.a. Grundgesetz Artikel -20a-
(Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Tiere)
Bei manchen dürfte diese "Goldstimmung" mittlerweile verstummt sein