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Streutalallianz: Das große Ziel heißt klimaneutral werden
Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands ist dramatisch. Doch auch in der Region herrschte Land unter: In Reichenberg im Landkreis Würzburg (im Bild) wurde aufgrund der starken Regenfälle am 9. Juli das Dorfzentrum überflutet.
Foto: Thomas Obermeier | Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands ist dramatisch. Doch auch in der Region herrschte Land unter: In Reichenberg im Landkreis Würzburg (im Bild) wurde aufgrund der starken Regenfälle am 9.
Georg Stock
 |  aktualisiert: 11.02.2024 01:01 Uhr

"Jeder kleine Schritt in Sachen Klima- und Artenschutz ist ein Schritt hin zur Klimaneutralität!" Ein Satz mit Ausrufezeichen, den Maritta Wolf den Bürgermeistern in der Lenkungsgruppe der Streutalallianz ans Herz gelegt hat. Mit Bedacht. Als die Einladung die Adressatin erreicht hatte, die seit Juni als Arten- und Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Rhön-Grabfeld tätig ist, war die Welt noch in Ordnung – bis Naturgewalten dieses Weltbild zerstörten. Angesichts der akuten Flutkatastrophe mit dramatischen Ausmaßen in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war das Thema der Sitzung am Montag in der Grenzlandhalle mit Schreckensbildern überflutet worden.

Keine Frage, die Betroffenheit über das menschliche Leid und das Chaos, das die Verwüstungen angerichtet haben, war in der Sitzungsrunde präsent. Und die Arten- und Klimaschutzmanagerin durfte sich der ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein, als sie ihren Aufgabenbereich und zukünftige Projekte vorstellte.

Emissionen sollen bis 2030 deutlich sinken

Zunächst informierte Maritta Wolf über das Sachgebiet "Nachhaltige Regionalentwicklung" im Landratsamt Rhön-Grabfeld, dessen Organigramm die Einheiten Regionalmanagement, Öko-Modellregion, Arten- und Klimaschutzmanagement sowie Gartenkultur und Landschaftspflege beinhaltet. Ausführlich ging sie dann auf die gesetzlichen Vorgaben ein, die das Bundesverfassungsgericht mit dem jüngsten Urteil zum Thema Klimaschutz den Bundes- wie auch Landesregierungen verpflichtend auferlegt hat. Das Klimaschutzgesetz 2021 darf man als "Generationenvertrag für das Klima" werten, mit der Folge: Deutschland soll früher klimaneutral werden. Darin verankert ist das Ziel, die Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken.

Im Einklang mit dem Europäischen Klimagesetz gilt laut Referentin als Vorgabe, die globale Erwärmung – manche sprechen gar von Erhitzung – auf 1,5 Grad zu begrenzen. Kurz gesagt: "Verhältnisse müssen sich ändern, damit sich Verhalten ändert." Gemeint ist damit, dass jeder und jede einzelne also seinen und ihren Teil zum Klimaschutz beitragen kann.

Klimaschutzkonzept für den Landkreis

Laut Maritta Wolf ist es erklärtes Ziel, für den Landkreis Rhön-Grabfeld ein neues Klimaschutz-Konzept zu entwickeln, das nach ihren Worten ab 2023 umgesetzt werden wird. Und zwar unter der Beteiligung regionaler Akteure wie Kommunen, Bevölkerung und kommunaler Ökobeauftragter, wie die Klimaschutzmanagerin am Ende ihrer Ausführungen mitteilte.

Und verwies auf zwei Termine zum Vormerken: Am 16.Oktober findet in der Stadthalle Bad Neustadt eine Klimakonferenz statt. Und in der Zeit vom 15. bis 28. November steht die Themenwoche Wärme auf dem Programm.

Ackerland soll kein Spekulationsobjekt werden

Das muss man Allianzmanagerin Gertraud Kokula lassen. Hat sie doch ein Gespür für Themenfelder, die im Streutal und darüber hinaus auf der Agenda stehen. Wie aktuell auf das Thema Arten- und Klimaschutz war zuvor schon das Augenmerk auf Senioren und Menschen mit Behinderung gerichtet sowie – zunehmend in der Region – der gierige Griff nach Ackerland für den Bau von großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Streutal angeprangert worden.

Die Goldgräberstimmung hierzulande ist nicht versandet. Im Gegenteil, die Jagd nach dem Gold der Sonne nimmt eher zu. Wie aus den Rathäusern – nahezu im Gleichklang – zu hören war, sind Investoren von auswärts verstärkt dabei, das Streutal mit großen Photovoltaik-Anlagen förmlich zu überschwemmen. Doch kein Bürgermeister will Ackerland zum Spekulationsobjekt verkommen lassen. Der Einsatz regenerativer Energien wird dort, wo es sinnvoll ist, natürlich befürwortet. Die allgemeine Stimmung fasste Sondheims Bürgermeister Thilo Wehner zusammen, der an die Adresse seiner Amtskollegen sagte: "Von vielen Seiten wird gegenwärtig Druck gemacht. Davon sollten wir uns nicht unter Druck setzen lassen."

Photovoltaik: Gemeinsamer Leitfaden für die Kommunen

Aus aktuellem Anlass hatte der Stadtrat Ostheim die Schlüsselrolle inne. Musste das Gremium doch die Rahmenbedingungen aus Sicht der Kommunen festlegen und die "Leitplanken" setzen, damit im Streutal einheitlich und gemeinsam gehandelt wird. Wie von Bürgermeister Steffen Malzer vorgetragen, wird die Ostheimer Vorlage nun zum Leitfaden in der Streutalallianz.

Darin heißt es: Zum Erhalt des einmaligen Landschaftsbildes im Streutal vereinbaren die Gemeinden der Streutalallianz unter Abwägung der wirtschaftlichen und ökologischen Interessen, das Thema Photovoltaik-Freiflächenanlagen unter vier Gesichtspunkten zu behandeln. Erstens, Anlehnung an die Empfehlungen des "Praxisleitfadens für die ökologische Gestaltung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen" vom Bayerischen Landesamt für Umwelt 2014. Zweitens, besonders ist dabei auf Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes zu achten. Drittens ist die Einbeziehung der touristischen Ziele im Gebiet der Streutalallianz zu beachten. Und viertens ist die einvernehmliche Abstimmung mit den Nachbargemeinden im Vorfeld der Bauleitplanung anzustreben.

Frei ausgesprochen darf als Fazit gelten: Nicht die Dollarzeichen leuchten in den Augen, sondern Augen auf für die Natur und Schönheit der Region.

Preisverleihung für den Malwettbewerb der Allianz

Der Malwettbewerb für Kinder und Jugendliche in der Streutalallianz hat ein erfreuliches Echo gefunden. Nun stehen die Termine für die Preisübergabe samt Kunstausstellung, die jeweils an zwei Orten stattfinden, fest. In Mellrichstadt ist die Markthalle Schauplatz und Begegnungsort für alle Kinder aus Bastheim, Hendungen, Mellrichstadt, Oberstreu und Stockheim (inklusive deren Ortsteile). Die Preisverleihung ist am Samstag, 24. Juli, um 15 Uhr. Die Ausstellung der Gemälde ist für die Öffentlichkeit am 24. und 25. Juli, jeweils von 14 bis 18 Uhr, geöffnet.

In Fladungen ist die Grenzlandhalle Schauplatz und Begegnungsort für alle Kinder aus Fladungen, Hausen, Nordheim v.d. Rhön, Ostheim v.d. Rhön, Sondheim v.d. Rhön und Willmars (inklusive deren Ortsteile). Die Preisverleihung ist am Donnerstag, 29. Juli, um 17 Uhr. Die Ausstellung der Gemälde ist für die Öffentlichkeit am 29. Juli von 16 bis 19 Uhr sowie am 30. Juli von 14 bis 19 Uhr geöffnet.

 
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