
Osterbrot, Osterstorch, Osterhase oder Osterlamm: Während zu Fasching für die meisten Menschen in der Rhön der Krapfen das Gebäck der Wahl ist, gibt es für die Osterzeit viele verschiedene traditionelle Backwaren. Bei der Frage, welche denn nun am besten schmeckt, gehen die Meinungen auseinander. Zwei Bäcker und ein Konditor aus Rhön-Grabfeld erzählen, was bei ihnen zu Ostern über die Ladentheke geht.
1. Bäckerei Wolf in Niederlauer: Traditionell gibt es Osterbrot und Mürbteighasen

Der zehnjährige Luca Wolf ist begeisterter Fußballer, was man an seinem Trikot – natürlich in lila, der Farbe des Ortsvereins SV "Pfeil" Niederlauer – direkt erkennt. Doch auch Ballkünstler brauchen ab und an eine Stärkung. Und da darf es für Luca gerne mal ein Mürbteighase aus der Bäckerei seines Vaters Torsten sein.
Zu Ostern wird in der Bäckerei Wolf, die über die Grenzen von Niederlauer hinaus für ihr "Niederläurer Bauernbrot" bekannt ist, traditionell das Gebäck mit den schokoladen-verzierten Pfoten und der einzelnen Rosine als Auge verkauft. "Die Kinder sind ganz verrückt drauf", hat Torsten Wolf beobachtet. Auch Osterbrote gehen rund um Ostern bei den Wolfs über die Theke.
Obwohl der Chef selbst die wegen einer Zutat eigentlich gar nicht so gern isst. "Ich mag keine Rosinen", sagt Torsten Wolf und lacht. "Mein Vater hat zu Ostern auch Osterlämmer gebacken. Aber das schaffen wir nicht mehr, weil wir zu wenige Leute sind", gibt Wolf, der mit seiner Frau Evi die Bäckerei in der mindestens vierten Generation führt, zu bedenken.
Torsten Wolfs Vater Karl-Heinz war Bäcker, sein Opa Josef und sein Uropa Stefan auch, die Generationen davor vermutlich ebenso. Hat sich die Freude am Backen denn auch an Luca vererbt? "Ich habe schon Pizzateig gemacht", erzählt der Zehnjährige stolz. "Er hilft gerne immer wieder mal mit", ergänzt Torsten Wolf. "Auch wenn momentan eher der Fußball zählt".
2. Konditorei von Herbert Häcker in Bad Königshofen: Hier sind manche Osterhasen rosa

Man lernt nie aus. Wer hätte gedacht, dass es nicht nur lila Kühe, sondern auch rosa Osterhasen gibt. Jedenfalls beim Bad Königshöfer Konditor Herbert Häcker, der mit seinen Mundschutz-Nikoläusen zu Hochzeiten der Corona-Pandemie für Aufsehen gesorgt hatte.
Schon damals war die rosa Schokolade mit im Spiel, modellierte der Konditormeister daraus doch die Mundbedeckungen.Wer jetzt glaubt, dass für die Schokoladenmasse einfach Lebensmittelfarbe verwendet wird, liegt völlig falsch. Die sogenannte Ruby-Schokolade rührt von ähnlich farbigen Kakaobohnen her, die geröstet und fermentiert werden.
Die habe man zunächst viele Jahre in den Herkunftsländern als Laune der Natur betrachtet und sie mit den anderen vermengt, bis man darauf gekommen sei, eine eigene Schokolade daraus zu machen, weiß Häcker.
Eingeführt wurde sie von der belgisch-schweizer Firma Barry Callebaut nach über zehn Jahren Entwicklungszeit im Jahre 2017. Die Ruby-Schokolade sieht nicht nur anders aus als die herkömmliche. "Sie schmeckt leicht nach Himbeeren", sagt Häcker, für den die rosa Hasen ein echter Hingucker im Osternest sind.
3. Bäckerei Schenk in Ostheim: Geschäft öffnet nur an Gründonnerstag wegen der Osterstörche

Süße Störche aus Hefeteig, verziert mit bunt gefärbtem Zucker: fertig ist das etwas andere Ostergebäck. In Ostheim liegt seit Jahrhunderten an Gründonnerstag ein "Osterstorch" im Osternest. "Es ist Tradition", verrät Juliane Witthauer, die die Osterstörche jedes Jahr in der früheren Bäckerei Schenk herstellt. "Dann ist Großkampftag in der Familie", sagt Juliane Witthauer, deren Mutter Heidrun Kelz eine geborene Schenk ist. Alle helfen beim Backen und Verzieren mit. Die Nachfrage in Ostheim sei groß.
Zwar ist die Bäckerei Schenk seit 2015 geschlossen, auf die Hefeteig-Störche muss in Ostheim aber trotzdem keiner verzichten. "Es ist etwas Besonderes, das es nur an Gründonnerstag gibt", sagt Witthauer, die nur für diesen Brauch die Schenksche Backstube öffnet. Aber: "Ich backe nur so viele, wie bestellt sind", verrät Juliane Witthauer.
Jedes Gebäckstück ist ein Unikat, frei von Hand geformt. Der aufgestreute Zucker in rot, grün, weiß und gelb hat auch eine religiöse Bedeutung. Rot steht für die Liebe, Grün für die Hoffnung auf Auferstehung, Weiß symbolisiert die Reinheit und den Neubeginn, Gelb die Sonne, das Symbol für neues Leben. Letzteres gilt auch für den Storch: Er bringt neues Leben.
Bis heute kommt in Ostheim (und in wenigen thüringischen Gemeinden) am Gründonnerstag der Osterstorch. "Früher haben die Kinder auf dem Heuboden ein Nest gebaut und am Gründonnerstag lag dann der Storch aus Hefeteig mit Eiern darin", erklärt Juliane Witthauer.